Equitana Pferde, die auf Kühe starren

Ute Holm ist Expertin für die Rancharbeit mit Pferden. Auf der Equitana zeigt sie, wie sie ihren Cowboy-Traum in Deutschland lebt (1/2).

Foto: Andreas Kost

Essen. „Oh, mein Pferd hat die Kuh schon gesehen!“ Ute Holm schaut lächelnd auf den Kopf ihres Wallachs hinunter. Mit aufgestellten Ohren beobachtet er die Kunststoffscheibe, die an einer langen Strippe hin- und herfährt. Die Kuh. Das Pferd wartet nur auf das „Los“ seiner Reiterin. Sie greift mit einer Hand das Horn des Sattels — und ist dann nur noch Passagier, während sie mit der Fernbedienung die mechanische Kuh schnell in verschiedene Richtungen flitzen lässt. Ihr Pferd springt der Scheibe hinterher — rechts, links, gräbt sich dabei tief in den Boden ein. Völlig verbissen und mit unglaublicher Kraft. Du kommst an mir nicht vorbei, scheint es der Kuh zuzurufen.

Die Menge johlt. Ute Holm ist zufrieden, legt ihrem Pferd die Hand kurz auf den Hals. Sofort wird es ganz ruhig. Sein Zeichen, dass der Job getan ist. Normalerweise arbeitet der fuchsfarbene Wallach so mit echten Rindern. Wie ein Cowboypferd im Wilden Westen, aber mitten in Deutschland. Ute Holm betreibt in Baden-Württemberg ihre eigene Ranch. Sie ist mehrfache Deutsche und Europameisterin im „Cutting“: Eine Kuh wird von der Herde abgesondert und daran gehindert, zu dieser zurückzurennen — originäre Rancharbeit und großer Trend im Westernreitsport. Auf der Pferdemesse Equitana in Essen stellt Holm ihre Kunst in dieser Woche mehrfach täglich mit insgesamt neun Pferden vor.

Ute Holm ist seit 1984 Dauergast bei den Darbietungen auf der Welt-Leitmesse des Reitsports, die bis Sonntag rund 200 000 Menschen ins Ruhrgebiet ziehen wird. Sie gehört fest zur Reiterszene — und wirkt doch ein bisschen wie aus einer anderen Welt. Auf ihrem Marienhof in Rottenburg am Neckar hält sie neben ihren Pferden 20 Rinder — sogar zwei echte Longhorns. „Manchmal esse ich die auch“, sagt sie lachend. Aber das sei die Ausnahme. Schließlich sind die Zwerg-Zebus ihre wichtigsten Helfer beim Training der Sportpferde. Wie „Schneeweißchen“: „Die ist jetzt 21 und läuft immer noch — irre!“ Aber sie leihe sich auch oft von Bauern aus der Region junge Rinder für ein paar Tage Viehtrieb-Übung aus. „Die sind dann immer ganz begeistert, weil die Rinder so ein schönes marmoriertes Fleisch durch die Arbeit bekommen.“

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