Quaken im Wohnzimmer: Frösche als Haustiere
Darmstadt (dpa/tmn) - Im Gartenteich quakt es schon jetzt bei vielen Familien. Doch mit bunten Farben und faszinierendem Balzverhalten erobern Frösche immer häufiger auch die Wohnzimmer.
Sie glänzen blaurot, neongelb und giftgrün: Die bunten Winzlinge von Froschzüchter Max Peters sind sein ganzer Stolz. In seiner Wohnung in Darmstadt hat er seinen glupschäugigen Mitbewohnern ein Zimmer vermacht, in dem sich die Terrarien stapeln. „Ich finde die leuchtenden Farben und ihr Sozialverhalten faszinierend“, sagt Peters. Frösche verfügen über ein großes Spektrum an Balzverhalten. Und die Verwandlung der Kaulquappe zum Frosch sei einer der beeindruckendsten Prozesse in der Natur, ergänzt Axel Kwet. Er ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT).
Die häufig gehaltenen Froscharten seien sehr unterschiedlich: „Sie reichen von den im Boden eingegrabenen, nachtaktiven und große Beutetiere fressenden Schmuckhornfröschen bis zu den filigranen, tagaktiven, winzige Insekten fressenden Pfeilgiftfröschen“, erklärt Robert Kirmair, Tierarzt für Reptilien und Mitglied der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).
Es gibt zahlreiche Froscharten, die in Terrarien gehalten werden können, sagt Kwet. Viele seien für Einsteiger geeignet. Sehr einfach zu halten sei der afrikanische Krallenfrosch. „Er hat als leicht zu züchtendes Labortier weltweit Karriere gemacht und frisst sogar Trockenfutter“, sagt Kwet. Auch Laubfrösche hält er für gute Anfängertiere: „Die Rotaugenlaubfrösche sind wunderschön mit herrlich grüner Oberseite und tiefroten Augen.“ Allerdings säßen sie tagsüber nur rum und würden erst nachts aktiv.
„Die Wahl hängt von verschiedenen Faktoren ab: Platz, Klima, Tag- oder Nachtaktivität und Geräuschkulisse.“ In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich vor allem Pfeilgiftfrösche als interessante Pfleglinge erwiesen - sowohl für Profis wie auch für Terrarium-Neulinge. Von ihrem Namen muss sich niemand abschrecken lassen: Pfeilgiftfrösche verlieren in der Terrarienhaltung ihre Giftigkeit oder entwickeln sie gar nicht erst, erklärt Kweet.
Das Froschzuhause muss artgerecht eingerichtet sein. „Es braucht Verstecke, Wasser, UVA- und UVB -Beleuchtung, eine Heizmatte, eine Belüftungs- und eine Beregnungsanlage“, erklärt Peters. In der Regel fressen Frösche Lebendfutter. „Pfeilgiftfrösche müssen täglich gefüttert werden“, sagt Peters. Am besten speisen die kleinen Quaker abwechslungsreich. Peters verwöhnt sie mit Erbsen- und Weizenblattläusen, Springschwänzen, Fruchtfliegen und tropischen Asseln.
Nur weil die Tiere winzig sind, sind sie in der Haltung nicht unbedingt billig. „Die größten Kosten entstehen bei der Anschaffung des Terrariums, der Technik, des Equipments und der Tiere“, sagt Kwet. Dazu kommen laufend Futter und Strom.
Eine artübergreifende Empfehlung zur Haltung gibt es nicht. Pfeilgiftfrösche werden paar- und gruppenweise gehalten. „Sie lassen sich bei artgerechter Haltung schnell vermehren“, sagt Peters. Dann gilt es, auf größere Zahlen von Kaulquappen vorbereitet zu sein. „Die benötigen besondere Pflege, damit kräftige Jungfrösche den Landgang wagen können“, sagt Kwet.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten steht der Haltung von Fröschen in Terrarien kritisch gegenüber. „Aus Tierschutzsicht sollte man auf domestizierte Tierarten zurückgreifen“, empfiehlt Wildtierexperte Thomas Pietsch. Alternativ könnten Gartenbesitzer einen Teich anlegen. „Wird dieser von heimischen Froscharten besiedelt, kann man die Tiere dort beobachten.“
Kwet dagegen versteht eine verantwortungsvolle Exotenhaltung als wichtigen Teil des Artenschutzes. „Tatsächlich sind die meisten Exoten einfacher und artgerechter zu halten als die meisten Säuger“, findet er. Der Biologe hält Frösche sogar für gute Haustiere, um Kinder für die Natur zu begeistern.