Reitbeteiligung: Ein erster Schritt zum eigenen Pferd
Mainz (dpa/tmn) - Wenn alles passt, dann ist eine Dreiecksbeziehung zwischen Pferd, Besitzer und Reiter ein Gewinn für alle. Aber es ist schwierig, für eine Reitbeteiligung die richtigen Partner zu finden.
Wichtig ist, dass Rechte und Pflichten festgehalten werden.
Die kleine Stute Luccy, der stattliche Wallach Abasco und der gemütliche Ginger haben eines gemeinsam: Sie suchen einen Reiter. Ihre Besitzer haben nicht genug Zeit, um sich jeden Tag um die Pferde zu kümmern. Auch eine kleine Finanzspritze bei den Kosten für Stall und Pflege ist willkommen. Daher bieten sie für ihre Vierbeiner eine Reitbeteiligung an. Für etwa 40 und 100 Euro im Monat stehen sie einem anderen Reiter tageweise zur Verfügung.
Klappt die Dreiecksbeziehung - dann profitieren alle davon. Das Pferd bekommt möglichst jeden Tag ausreichend Bewegung, der Besitzer wird bei Zeit und Kosten unterstützt, und fortgeschrittene Reiter sind nicht mehr auf Schulpferde angewiesen - ohne gleich ein eigenes Ross anschaffen zu müssen.
Schulpferde werden meist von vielen verschiedenen Schülern geritten, dementsprechend selten entwickelt sich eine engere Beziehung zwischen Tier und Reiter. Bei einer Reitbeteiligung ist das oft ganz anders: Das Pferd steht einem Reiter meist zwei bis drei Tage in der Woche zur Verfügung - der Kreis der Bezugspersonen ist begrenzt. Für den Reiter bedeutet dies aber auch eine größere Verantwortung. Einfach kurzfristig absagen ist nicht so leicht möglich wie bei einer Reitstunde.
Umso sorgfältiger sollte ein Pferdefreund das Tier auswählen. Es gibt zwar auch in der Angebotsspalte „Reitbeteiligungen“ einige kreuzbrave Anfängerpferde - normalerweise sind jedoch nur erfahrenere und sattelfeste Reiter gefragt. Diese sollten sich zuerst darüber klar sein, wohin es sportlich gehen soll. Will ich nach Feierabend locker durchs Gelände traben? Plane ich Wanderritte, reizen mich Jagden oder habe ich große Turnierambitionen? Diese Fragen sollten geklärt sein, bevor man sich auf die Suche nach dem geeigneten Pferd macht.
Sonja Müller (Name von der Redaktion geändert) hat mit Reitbeteiligungen an ihren Pferden gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht. „Es ist sehr schwierig, eine gute zu finden, ich hatte nur per Zufall Glück“, sagt sie. Wichtig sei vor allem, dass die Reitbeteiligung das Pferd nicht verreitet - also ihm Unarten antrainiert oder es gar verdirbt. „Pferde lernen schnell dummes Zeug“, sagt die Pferdebesitzerin. „Außerdem sollte sie in etwa die gleiche Einstellung zu Pferden und zum Reiten haben wie ich.“ Nicht, dass es im Training fürs Pferd mal Hüh und mal Hott heißt.
Eine Reitbeteiligung soll Verantwortung übernehmen. „Aber es muss klar sein - die grundlegenden Entscheidungen über Futter, Koppelgang und Training fälle ich.“ In einem Fall habe eine Reitbeteiligung das Pferd heimlich weitervermietet und Unterricht auf dem Tier angeboten. „Das geht gar nicht.“ Aber Müller sieht trotz schlechter Erfahrungen auch die Vorteile beim Teilen: „Reiten ist ein sehr zeitaufwendiger Sport. Wenn jemand tageweise das Pferd übernimmt, das ist schon eine große Hilfe“, sagt sie. Finanziell sei es bestenfalls ein kleines Zubrot - bei Fixkosten von 350 Euro im Monat allein für die Box.
Viele Reittiere in Deutschland werden zu selten oder zu unregelmäßig beschäftigt, sagt Angelika Hoyer von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD). „Manchmal möchten aber auch Besitzer mehrerer Tiere einem Oldie noch ausreichend altersgemäße Beschäftigung organisieren.“ Oder Sportreiter suchen für ihr Tier einen Partner für entspannte Bummelrunden durchs Gelände.
Auf der anderen Seite wünschten sich viele Schulpferdereiter eine deutlich engere Beziehung zum Tier. Die Reitbeteiligung sei hier ein möglicher Übergang zum eigenen Pferd, erklärt Hoyer. Sie rät, Kostenbeteiligung, Pflichten und Rechte sowie die Versicherungsfrage klar per Vertrag zu regeln. Bei einer Reitbeteiligung für Kinder und Jugendliche müssten die Eltern einbezogen werden.
„Vorsicht ist geboten, wenn jemand für die Beschäftigung und die Arbeit mit einem kranken oder alten Tier noch Geld rausgeschlagen will“, warnt Hoyer.
Pia Aumann aus dem hessischen Butzbach hat für beide ihrer Pferde Reitbeteiligungen vergeben. „Wichtig ist, dass mir die Person sympathisch ist und dass sie gut mit den Pferden umgeht. Mein 19 Jahre alter Wallach wird von einem älteren Herrn ins Gelände geritten“, erzählt sie. Damit sei das ehemalige Turnierpferd gut bewegt. Ihr achtjähriges Pferd werde von einem Mutter-Tochter-Gespann mitversorgt.
Ihre Reitbeteiligungen müssten zwar sattelfest und selbstständig, aber keine perfekten Reiter sein. Wichtiger sei ihr „ein gutes Gefühl für Pferde“. Mit dem Kostenbeitrag könne nur ein kleiner Teil der Ausgaben für Stall, Hufschmied und Tierarzt gedeckt werden. Ihr Tipp für Pferdebesitzer: „Wer eine Beteiligung vergibt, sollte auf jeden Fall klären, dass es einen ausreichenden Versicherungsschutz für das Pferd und alle Reiter gibt“, rät Aumann.
Service
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bietet gegen eine Gebühr Verträge zu Reitbeteiligungen zum Download an