Rettender Piekser in die Pfote: Auch Tiere können Blut spenden

Oberhausen (dpa/tmn) — Auch Tiere können so schwer verletzt sein, dass es das Blut eines Artgenossen braucht. Halter können gesunde Hunde und Katzen registrieren lassen. Denn oft werden mehr Konserven gebraucht, als es Spender gibt.

Rocky tut es, Timon macht es, und Bastard steht ebenfalls parat. Sollte ein tierischer Artgenosse bei einer Beißerei oder einem Autounfall viel Blut verlieren, kann er auf die Hilfe dieser Hunde und Katzen zählen. Denn sie alle sind in Blutspenderdatenbanken registriert und helfen im Notfall anderen zu überleben.

„Auch Tierblut kann Leben retten“, erklärt Achim Holz vom gemeinnützigen Verein Weiße Pfoten in Liederstädt in Sachsen-Anhalt. Vor neun Jahren rief er die länderübergreifende Datenbank ins Leben, 1809 Hunde sind dort derzeit gelistet.

Die häufigsten Gründe, warum Tiere fremdes Blut brauchen, sind Vergiftungen, Unfälle, Krebserkrankungen oder starker Blutverlust nach Beißereien und Operationen. Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn begrüßt es daher, wenn Besitzer ihre Tiere registrieren lassen. „Wichtig ist jedoch, dass für den Spender keine Risiken entstehen“, betont er und empfiehlt, sich dafür an einen Tierarzt des Vertrauens zu wenden.

Weil es in Deutschland keine zentrale Blutbank gibt, fehlen verlässliche Zahlen über das Spendenaufkommen. „Da fast jede größere Tierklinik Transfusionen durchführt, werden pro Jahr deutschlandweit etwa 1000 bis 2000 Blutspenden gewonnen“, schätzt der Münchner Oberarzt René Dörfelt von der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität. Dass ein Tier auf eine Blutspende angewiesen ist, sei nicht selten, bestätigt Tierärztin Bettina Gassal von der Potsdamer Tierklinik: „Bei uns erhält jede Woche ein Tier, meistens ein Hund, eine Blutspende.“

Die mit Abstand häufigsten Transfusionspatienten sind Hunde. „Helfen kann ihnen jeder andere gesunde Hund zwischen zwei und zehn Jahren, der mindestens 20 Kilo wiegt und selbst nie eine Bluttransfusion hatte“, erklärt Gassal. Für das Spendertier sei der Vorgang ungefährlich. „Eigentlich ist es sogar eine Verjüngungskur fürs Blut, das sich nach spätestens drei Wochen komplett nachgebildet hat“, sagt Weiße-Pfoten-Vorsitzender Achim Holz.

In einer Klinik oder beim Tierarzt wird dem Tier das rote Lebenselixier abgezapft. Die Menge hängt vom Gewicht ab und beträgt bei großen Hunden bis zu 550 Milliliter, erklärt Tierarzt Gerhard Staudacher von der Tierklinik Aachen.

Außer Hunden können auch Katzen Blut spenden. „Sie sollten mindestens 3,5 Kilo wiegen, zwischen einem und acht Jahren alt sein und in den letzten sechs Monaten keine Blutspende geleistet haben“, erklärt Silvio Fuchs von der privaten Interessengemeinschaft Herzblut für Katzen. Die Spenderdatenbank in Oberhausen führt derzeit 3600 Tiere. Im Durchschnitt erhalten der Tierschützer und sein Team jede Wochen drei Anfragen nach passendem Blut. „Gegenüber stehen jeden Monat 15 Neuregistrierungen potenzieller Spender“, schätzt Fuchs.

Je nach Geduld des Spenders und Schnelligkeit des Blutflusses dauert die Entnahme meist weniger als zehn Minuten, erklärt Oberarzt Dörfelt. „Meist wird so viel Blut benötigt, dass die Konserven ohnehin innerhalb der nächsten vier Wochen aufgebraucht werden.“

Je nach Aufwand kostet eine Bluttransfusion zwischen 100 und 600 Euro. Für die Spender ist sie umsonst, viele Häuser bieten neben der kostenlosen Blutuntersuchung eine kleine Anerkennung in Form von Futter. Dörfelt ergänzt: „Und natürlich bekommt man das gute Gefühl, anderen Tieren geholfen zu haben.“