Streicheln nur nach 18 Uhr - Haustiere für Berufstätige
Bonn (dpa/tmn) - Nach der Arbeit mit dem Hund Gassi gehen oder mit dem Kaninchen schmusen: Für viele Menschen sind Haustiere ein wunderbarer Ausgleich zum stressigen Arbeitstag. Doch wie verkraften es die Tiere, wenn Herrchen oder Frauchen erst nach 18 Uhr Zeit hat?
Bonn (dpa/tmn) - Nach der Arbeit mit dem Hund Gassi gehen oder mit dem Kaninchen schmusen: Für viele Menschen sind Haustiere ein wunderbarer Ausgleich zum stressigen Arbeitstag. Doch wie verkraften es die Tiere, wenn Herrchen oder Frauchen erst nach 18 Uhr Zeit hat?
Unter dem Schreibtisch schnarcht es leise. Während Katharina Kammacher arbeitet, döst ihr Cockerspaniel Epi auf seiner Decke und träumt vom nächsten Spaziergang. Die beiden haben Glück: Im Büro des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn sind Hunde erlaubt. Nicht immer lässt sich ein Haustier aber so gut mit einem vollen Arbeitstag vereinbaren. Berufstätige sollten sich deshalb rechtzeitig informieren, ob ihr Wunschtier auch alleine klarkommt und nach Feierabend noch aktiv ist.
„Hunde eignen sich ganz gut, um sie zur Arbeit mitzunehmen“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Dass es in dem Bonner Büro des Verbandes neben Epi noch vier weitere Hundekollegen gibt, verwundert nicht. Doch auch manch anderer Arbeitgeber hat nichts gegen tierische Gesellschaft am Arbeitsplatz.
Tünte weiß von Friseursalons, Versicherungsbüros und Behörden, in die Mitarbeiter ihre Hunde mitbringen dürfen. „Wichtig ist, dass der Hund einen Platz hat, wo er sich zurückziehen kann, dass es nicht zu laut ist und Herrchen oder Frauchen in der Pause mit dem Tier Gassi gehen“, erklärt er.
Sind Hunde am Arbeitsplatz nicht erlaubt, sollte man sich besser für ein anderes Haustier entscheiden. Denn der treue Vierbeiner braucht intensiven Kontakt zu seiner Bezugsperson. Eine Hunde-Kita oder einen Gassidienst hält Tünte für keine geeignete Lösung.
Für Berufstätige mit einem vollen Arbeitstag ebenfalls nicht geeignet sind Ziervögel. „Denn sie brauchen viel Beschäftigung und Freiflug“, erklärt Antje Schreiber vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe. Wer acht oder mehr Stunden außer Haus ist, werde diesen Tieren nicht gerecht.
Das ist bei einer Katze anders. Kann sie während des Tages durch eine Katzenklappe hinaus- und wieder hineingelangen, kommt sie gut für einige Zeit alleine klar. Katzen, die nicht nach draußen können und tagsüber allein sind, hält man aber besser zu zweit. Die beiden Tiere sollten sich gut verstehen und aneinander gewöhnt sein. „Sonst nehmen sie die Wohnung auseinander“, warnt Schreiber.
Ohnehin sind phasen- oder nachtaktive Tiere - wie die Katze - für Berufstätige gut geeignet. Denn sie sind auch nach 18 Uhr noch zum Spielen oder Schmusen aufgelegt. Auch Ratten, verschiedene Mäusearten oder Zwerghamster sind noch nach Feierabend wach.
Beliebte Streicheltiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen lassen sich ebenfalls mit einem vollen Arbeitstag vereinbaren - wenn man einige Regeln beachtet. Die Tiere sollten, ebenso wie Ratten und Mäuse, immer in Gruppen gehalten werden. Wer nur abends Zeit hat, sollte außerdem auf artgerechtes Spielzeug und ein großes, gut strukturiertes Gehege achten. Für Kaninchen und Meerschweinchen gibt es laut Tünte Gehege mit mehreren Ebenen, die sich gut eignen.
Wer Tiere lieber beobachtet, für den kann ein Aquarium die richtige Wahl sein. Die Wachphase der Fische lässt sich durch den Beleuchtungszeitraum in einem gewissen Rahmen beeinflussen. „Man muss ohnehin eine Beleuchtung von zehn bis zwölf Stunden gewährleisten“, erklärt Daniela Rickert von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Wer das Licht zum Beispiel von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends einschaltet, bekommt nach der Arbeit noch etwas von den schwimmenden Mitbewohnern mit.
Selbst gelegentliche Dienstreisen sind für Fische kein Problem: „Es gibt inzwischen Zeitschaltuhren, die eine automatische Fütterung ermöglichen. Sogar Wasser- und Temperaturtests lassen sich über Handy abrufen“, erklärt Schreiber. Wer länger als einen Tag unterwegs ist, sollte dennoch Nachbarn oder Freunde bitten, kurz nach dem Aquarium zu sehen.
Ob Dienstreise oder Überstunden - wer ein Tier hält, braucht ein Netzwerk aus tierlieben Menschen, die im Notfall einspringen. Tünte schlägt vor, den Ernstfall vorher schon einmal zu proben. „So kann man das Tier daran gewöhnen und schauen, wie alle Beteiligten damit zurechtkommen.“
Berufstätige, die ständig Überstunden schieben und viel unterwegs sind, sollten sich grundsätzlich fragen, ob überhaupt Zeit für ein Tier bleibt. Wer feststellt, dass das gewünschte Tier nicht zum eigenen Lebensstil passt, der findet vielleicht ein Haustier in Teilzeit: „Viele Tierheime bieten Patenschaften an, zum Beispiel für Katzen, oder suchen Gassigänger für Hunde“, sagt Tünte.