Tiere des Jahres 2013: Affenzirkus und Hype um Lotti
Berlin (dpa) - Vom Jetset-Leben eines Äffchens und einer Neuinterpretation von Seeungeheuer Nessie: Tierisch gesehen gab es im Jahr 2013 viel Platz für Popstar-Glamour und Legenden.
Pop-Äffchen: Als der kanadische Popstar Justin Bieber im Frühjahr zu seiner Konzerttour nach Deutschland kam, begann ein Riesen-Affentheater. Rückblick: Der Zoll beschlagnahmte am Münchner Flughafen Biebers damals 14 Wochen altes Kapuzineräffchen. Grund: fehlende tierseuchen- und artenschutzrechtliche Dokumente. Äffchen „Mally“ kam in ein Münchner Tierheim - Mädchenschwarm Bieber bekam vier Wochen Zeit, die Papiere nachzureichen.
Es folgte ein Aufschrei von Tierschützern - ein Äffchen sei kein Promi-Accessoire, kein lebendiges Kuscheltier. Das Tierheim drang darauf, das Äffchen in Gesellschaft von anderen Affen zu bringen. Das Jetset-Leben mit Bieber war für das Äffchen um, aber längst war es selbst ein Promi-Sternchen geworden. Sogar der damalige Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) schaute vorbei, um zu sehen, wie es ihm geht. Das Management signalisierte schließlich, dass Bieber „Mally“ nicht abholen wird. Das Äffchen zog in den Serengeti-Park in Hodenhagen in Niedersachsen.
Lotti:So ein bisschen hatte es was von der Loch-Ness-Legende in Schottland: Eine Alligator-Schildkröte in einem bayerischen Badesee, die Menschen angreift, aber nie gesehen wurde. Ob das Tier existiert, ist immer noch unklar - aber der Reihe nach: Im Sommer - mitten in der Badesaison - zog sich ein Achtjähriger in einem See am Ortsrand von Irsee eine Fußverletzung zu. Seine Achillessehne wurde gleich zweimal durchtrennt. Experten sagten, dass es sich um den Biss einer Alligator-Schildkröte handeln könnte. Den Anwohnern am Oggenrieder Weiher im Allgäu verging die Lust aufs kühle Nass. Auf einem Hinweisschild stand: „Vorläufiges Badeverbot! Uferbereich wegen Schnappschildkröte bitte nicht betreten“. Teenager gaben dem Reptil einen Namen: Lotti.
Mit was hatte es die bayerische Gemeinde nicht alles versucht, um Lotti zu fangen. Das Wasser des Sees wurde abgelassen und 500 Fische in einen anderen Teich gebracht. Finderlohn von 1000 Euro, Elektrozaun, Nachtsichtkameras, Riesenrechen, der den Schlamm durchkämmen soll - ohne Erfolg. Der See wurde wieder aufgestaut. Das mysteriöse Reptil wurde auch im Ausland zum Lotti-Hype. Ein Bäcker der Gemeinde verkaufte Schildkröten-Semmeln: Lotti zum Futtern. Der bislang jüngste Versuch war im Oktober: tote Fische an einer Leine als Köder, um den Appetit des Reptils anzuregen - bevor es sich, so es existiert, in den Winterschlaf vergräbt. „Wenn es nicht klappt, müssen wir nächstes Jahr weitermachen“, sagte der Bürgermeister von Irsee, Andreas Lieb.
Tragödien: Neben Glamour und Mysteriös-Kuriosem gab es auch die traurigen Tiergeschichten in diesem Jahr. Ende Januar brannte es im Schwarzwald auf der bis dahin wohl größten Kamelfarm Deutschlands - 86 Kamele von rund 90 starben. Das Unglück berührte so viele Menschen, dass sogar eine Trauerfeier für die Tiere abgehalten wurde, bei der eine Erinnerungstafel mit den Namen der gestorbenen Tiere enthüllt wurde. Und das Hochwasser im Sommer brachte in vielen Teilen Deutschlands zahlreichen Tieren den Tod.
Aber zwischen dem Elend gab es auch die Geschichten, die Hoffnung machten: Im Juni etwa retteten Helfer einen Gepard aus einem überfluteten Tiergarten in Sachsen-Anhalt und brachten ihn mit einem Schlauchboot in Sicherheit.
Gericht:Tiere füllten in diesem Jahr auch immer wieder zahlreiche Aktenordner in Gerichten. Ein Beispiel: In Ingolstadt begann im November ein Streit zwischen einer Hundebesitzerin und einer Züchterin vor Gericht. Der Streitgegenstand: Mops-Hündin „Emma“ - besser gesagt, ihre kaputte Wirbelsäule. Frauchen glaubt, dass ihr Liebling mit einem genetischen Schaden geboren wurde und forderte die Hälfte des Kaufpreises zurück. Ein Gutachten, das nach Angaben des Gerichts Ende November in Auftrag gegeben wurde, soll Klarheit bringen.
Knut:Und dann gab es noch ein Wiedersehen mit Eisbär Knut - einst Publikumsliebling im Berliner Zoologischen Garten. Im Februar wurde ein Präparat des Bären, der 2011 starb, in der Hauptstadt für einige Wochen im Foyer des Museums für Naturkunde enthüllt - mit seinem echten, weiß-gelben Fell. „Knut is back“ hieß es in der internationalen Presse. Dann kam er wegen Umbauarbeiten in die wissenschaftlichen Sammlungen. 2014 soll Knut voraussichtlich in einer Ausstellung wieder zu sehen sein. Und in Berlin gab es daneben noch einen Zuzug von einem Eisbären aus Moskau: Im August wurde Wolodja im Tierpark Friedrichsfelde erstmals der Öffentlichkeit präsentiert - er begeisterte gleich mit einem Köpfer ins Wasser.