Tipps für friedliche Weihnachten
In zwei Tagen ist das Fest der Liebe, aber oft gibt es ausgerechnet Heiligabend Streit in der Familie.
Düsseldorf. Für die einen ist das Weihnachtsfest die schönste Zeit des Jahres, aber für viele sind die Tage auch der pure Stress. Geschenke besorgen, Festessen kochen und die Verwandten ertragen - das schlaucht. Der Psychologe Götz Mundle gibt Tipps wie man Konflikte und schlechte Stimmung zum Fest vermeiden kann.
Mundle: Manche Menschen haben an Weihnachten zu hohe Erwartungen, ein Idealbild von Harmonie, Miteinander und Frieden. Wir sind beherrscht von dem Gefühl, dass an Weihnachten alles gut sein muss. Aber das ist utopisch. Wenn dann zum Fest die Ruhe einkehrt, tauchen die Erschöpfung und mögliche Konflikte auf, die im Vorfeld verdrängt wurden. Diese "Störfaktoren" können gerade an Weihnachten leicht zum Streit führen.
Mundle: Wir sollten uns mit unseren Familien und Freunden im Vorfeld über die Wünsche, Erwartungen und Grenzen des Machbaren unterhalten. Wenn man mit allen das Fest abstimmt, kann man die Erwartungen auf ein realistisches Maß zurück schrauben. Desweiteren sollte man zum Beispiel mal einen halben Tag für sich selbst reservieren. Weihnachten ist die Zeit der Innenschau und nicht die Zeit der Konfliktlösungen oder der Therapie.
Mundle: Wenn es zum Konflikt kommt, hilft es, vorher Stopp-Signale abzusprechen. Zum Beispiel am Festtisch zu sagen: Jetzt nicht! Lasst uns ein andermal darüber sprechen. Helfen könnte auch die gemeinsame Vereinbarung, das Fest in einer positiven Grundstimmung zu begehen und möglichen Streit z.B. durch einen Spaziergang, einen Ortswechsel oder eine andere Aktivität in den Hintergrund zu stellen.
Mundle: Die Frau muss oft kochen, Geschenke kaufen und soll auch noch für häusliche Harmonie sorgen. Das Mittel dagegen ist die Aufgabenverteilung. Wo können die Kinder mithelfen, was kann der Mann übernehmen?
Mundle: Für Paare ist es wichtig, gemeinsame Wünsche und Interessen zu kennen und die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu stellen. Die Konflikte treten dann in den Hintergrund. Das kann die positiven Seiten der Beziehung stärken. Weihnachten sollte aber auf keinen Fall für alte Streitigkeiten genutzt werden. Nach dem Motto: Was ich schon immer sagen wollte...
Mundle: Das Schlimmste ist, wenn man Heiligabend zu Hause sitzt und feststellt ich habe Nichts und Niemanden. Dann gerät man schnell in diese Einsamkeitsfalle. Jeder kann sich an Freunde wenden oder an Veranstaltungen in seinem Umfeld, der Kirche oder der Stadt orientieren. Aber: Ein Weihnachten bei Freunden wird nie den verlorenen Partner ersetzen können.
Mundle: Gefühle der Erschöpfung können auch schon an den Feiertagen aufkommen. Wenn der Adventsstress abfällt und der Körper den Stresslevel herunter fährt, rauscht unter dem geschmückten Baum die Stimmung in den Keller. Man sollte die Erschöpfung akzeptieren und sich bewusst sein, dass es völlig normal ist, in ein Loch zu fallen und dass diese Phase vorbeigeht. Und nach wenigen Stunden oder Tagen tritt wahre Entspannung und Freude ein.
Mundle: Rituale geben Sicherheit und Verbindlichkeit, das ist wichtig. Aber wer nur an Ritualen festhält feiert nicht in der Gegenwart. Heiligabend steht selbst im Zeichen der Veränderung: Es kommt etwas Neues. Es wird ein Kind geboren, das alles verändert. Das sollte uns bewusst sein.