200 Jahre Seebad: Cuxhavens Stärke ist Vielseitigkeit

Cuxhaven (dpa) - Für Ilse und Dieter Hagedorn ist Cuxhaven so etwas wie eine zweite Heimat. Seit über 20 Jahren fährt das Ehepaar aus Oyten bei Bremen in das Nordseeheilbad in den Urlaub. Seit beide im Ruhestand sind, verbringen sie dort mit ihrem Wohnmobil insgesamt drei Monate im Jahr.

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„Es ist einfach wunderbar hier“, schwärmt die 66-jährige Ilse Hagedorn. Dem Ehepaar gefallen nicht nur die kurze Anreise und das Spazierengehen im Watt. „Es ist die ganze Infrastruktur“, sagt der 70-jährige Dieter Hagedorn. „Es gibt eine Veranstaltung nach der anderen und schöne Fahrradstrecken.“ Langeweile komme selbst bei schlechtem Wetter und im Winter nicht auf. Und der Stellplatz fürs Wohnmobil liege nahe am Wasser.

Cuxhaven mit den Kurteilen Döse, Duhnen und Sahlenburg ist das größte Seebad an der Nordsee und eines der ältesten: Vor 200 Jahren wurde es von einem Senator aus Hamburg namens Amandus Abendroth gegründet. „Er erkannte die Vorzüge dieser Gegend, der wunderschönen Landschaft, der Lage an der Nordsee, das Wattenmeer und das gesunde Klima als perfekte Voraussetzung für ein Seebad“, sagt Kurdirektor Erwin Krewenka.

Kamen im ersten Jahr nach der Gründung 295 Gäste, so wurden 2015 rund 3,5 Millionen Übernachtungen verbucht. Besonders beliebt ist das Reiseziel bei Urlaubern und Tagesgästen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. „Das Nordseeheilbad Cuxhaven gehört zu den am stärksten nachgefragten Destinationen Deutschlands“, freut sich Krewenka.

Es ist die Vielseitigkeit des Ortes, die die Erholungssuchenden anzieht, sagt Oberbürgermeister Ulrich Getsch (parteilos). Familien mögen den Strand, Jugendliche das „Stadion am Meer“, wo Turniere im Beach-Volleyball, -Handball oder -Fußball ausgetragen werden. Wassersportler lieben das Kite- und Segelrevier, Reiter und Wanderer das Wattenmeer, alle Altersgruppen haben Spaß an Kutschfahrten zur Insel Neuwerk oder Ausflügen nach Helgoland. Manche kommen einfach zum Schiffebestaunen, schließlich liegt Cuxhaven an der Elbmündung. „Wenn die Queen Mary 2 vorbei kommt, ist das ein echter Hingucker“, sagt Getsch. Saison sei in Cuxhaven immer.

Der Erfolg bei den Urlaubern kommt nicht von ungefähr: Die 50 000 Einwohner-Stadt hat viele Millionen in touristische Attraktionen investiert, sei es in die neue Strandpromenade, das Wrackmuseum, das Wattenmeerbesucherzentrum oder die Modernisierung des Thalassozentrums. „Man muss immer weitsichtig an eine Sache rangehen“, sagt Oberbürgermeister Getsch, der seit fast fünf Jahren im Amt ist. Negativbeispiel sei für ihn der Harz: „Wenn man einmal den Kopf in den Sand steckt, ist es verdammt schwierig, da wieder rauszukommen.“

Nicht immer aber zeigten die Cuxhavener Stadtoberen Weitsicht. Die Bausünden aus den 1970er Jahren sind in erster Reihe am Deich unübersehbar. „Das kann man nur als Mahnung sehen“, betont Getsch. Längst gibt es eine Höhenbegrenzung für Neubauten.

Thalea Lösekann mag die Hochhaus-Klötze auch nicht. „Das passt einfach nicht“, sagt die gebürtige Helgoländerin, die jetzt in Lüneburg wohnt. Die 26-Jährige ist mit ihren Nichten für einen Tagesausflug an den Strand gekommen. Die dreijährige Elise schaufelt Sand in ein Förmchen, ihre fünfjährige Schwester sammelt Muscheln in einem Eimer. „Das einzig Schöne hier ist der Strand. Urlaub würde ich hier nicht machen“, sagt die junge Frau.

Das Ehepaar Hagedorn sieht das ganz anders. „Besser als in Cuxhaven geht es nicht“, ist Ilse Hagedorn überzeugt. Und wer sich beschwert, dass das Wasser wegen der Gezeiten gefühlt nie da ist, dem gibt sie mit auf den Weg: „Wer unbedingt baden will, muss an die Ostsee fahren.“