Badeurlaub statt Kreuzfahrt: Ägypten-Reisen in Krisenzeiten
Berlin (dpa/tmn) - Ägypten kommt nicht zur Ruhe - das Auswärtige Amt rät daher von Nilkreuzfahrten und Reisen in andere Touristenziele des Landes ab. Immer mehr Veranstalter streichen jetzt Schiffsreisen und Städtetrips.
Nilkreuzfahrten, Städtetrips nach Kairo oder Urlaub in Touristenorten in Oberägypten: Davon rät das Auswärtige Amt wegen der anhaltenden Unruhen in Ägypten derzeit dringend ab. Es werden neue Massendemonstrationen erwartet. Reiseveranstalter und Reedereien reagieren und sagen immer mehr Touren ab. Was Urlauber wissen müssen:
Welche Orte im Land sollte ich meiden?
Das Auswärtige Amt rät derzeit dringend von Reisen in große Teile des Landes ab. Das gilt auch für die Touristenzentren in Oberägypten (Luxor und Assuan) sowie Nilkreuzfahrten. Nicht betroffen davon sind die Urlaubsregionen am Roten Meer auf der Festlandseite Ägyptens und auf dem Sinai im Küstenstreifen zwischen Scharm el Scheich und Nuweiba. Da die Auswirkungen der Unruhen in anderen Teilen des Landes nicht absehbar seien, sollten Reisende auch dort besondere Vorsicht walten lassen und die Medienberichterstattung verfolgen. Unbedenklich ist laut Auswärtigem Amt ein Transitaufenthalt am Flughafen Kairo. Dieser funktioniere normal und sei gut gesichert.
Wie reagieren Reiseveranstalter?
Fast alle Veranstalter bieten derzeit kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen für Kairo, Oberägypten und Nilkreuzfahrten an. Bei DER-Touristik gilt diese Regelung noch für Anreisen bis zum 3. August, bei Tui bis zum 12. August. FTI bietet die Regelung für Kairo, Assuan und Luxor bis zum 15. August, bei Nilkreuzfahrten bis zum 11. August an. Abgesagt sind derzeit auch alle Ausflüge vom Roten Meer nach Kairo.
Thomas Cook hat derzeit nur in den Badeorten am Roten Meer Gäste. Ihnen bietet das Unternehmen nach wie vor nicht an, Reisen kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Denn dort ist die Lage nach Aussage aller Reiseveranstalter noch immer ruhig. Andere Veranstalter bieten für die Badesorte ebenfalls keine kostenlosen Stornierungen an. Die Anfragen der Kunden seien in den vergangenen Tagen aber auch deutlich zurückgegangen.
Eine Ausnahme ist derzeit noch Phoenix Reisen. Gäste des Veranstalters dürfen noch bis Ende Juli kostenlos von Reisen ans Rote Meer zurücktreten. Reisen nach Kairo sagte der Veranstalter bis zum 10. August ab. Anschließend dürfen Gäste bis Ende August kostenlos stornieren.
Alltours hat sicherheitshalber alle Tagesausflüge aus den Feriengebieten nach Luxor abgesagt. Nach Kairo selbst sowie Luxor oder Assuan bietet der Veranstalter ohnehin keine Reisen an.
Kann ich noch eine Nilkreuzfahrt machen?
Weil das Auswärtige Amt auch von Nilkreuzfahrten dringend abrät, sagt Phoenix Reisen alle Reisen auf dem Fluss bis zum 10. August ab. Spätere Reisen, die bis spätestens Ende August gedauert hätten, dürfen Gäste kostenlos stornieren oder umbuchen.
Nach Buchungszahlen gefragt, unterscheidet ein Mitarbeiter des Unternehmens zwischen der Zeit vor und nach dem gestürzten Machthaber Husni Mubarak. „Vor Mubarak hatten wir bis zu 95 000 Gäste in Ägypten.“ In diesem Jahr kämen weniger als 35 000. „Wir haben in diesem Jahr ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zum sowieso schon schlechten Vorjahr.“ Rund 85 Prozent der Gäste von Phoenix Reisen machten eine Nilkreuzfahrt.
Nicko Tours hat sich mit seinem Schiff vollständig aus Ägypten zurückgezogen. Die Saison für Nilkreuzfahrten sollte eigentlich im August beginnen und bis Dezember dauern. Der Veranstalter sagte die Touren ab und hat Ägypten auch im kommenden Jahr nicht im Programm.
Schauinsland Reisen ist mit zwei Kreuzfahrtschiffen auf dem Nil unterwegs und bietet auch weiterhin Touren an. Der Veranstalter gibt Gästen aber ebenfalls die Option, kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Die Buchungslage sei zwar etwas verhalten, aber wieder steigend. „Das gilt auch für die Nilkreuzfahrten“, heißt es beim Unternehmen.
Auf was müssen sich die Hochseekreuzfahrer einstellen?
Im Herbst und kommenden Winter wird es so gut wie keine Anläufe von Hochseekreuzfahrtschiffen in Ägypten geben. Am Donnerstag (25. Juli) gab MSC Kreuzfahrten bekannt, dass es die „Armonia“ im Winter nicht wie geplant ins Rote Meer schicken wird. Stattdessen gibt es Fahrten zu den Kanaren. Geplant waren eigentlich Anläufe in Scharm el Scheich, Sokhna Port und Safaga. Bereits vor einigen Tagen hatte die Reederei angekündigt, mit der „Fantasia“ im Winter Alexandria nicht anzulaufen. Ausweichhafen ist Heraklion auf Kreta. Auch Aida Cruises hatte vor einigen Tagen mitgeteilt, mit der „Diva“ bis November statt Port Said Aschdod in Israel anzulaufen. Im Winter soll die „Aida Mar“ im Roten Meer unterwegs sein. Laut einer Sprecherin gibt es noch keine Entscheidung, wie mit diesen Reisen verfahren wird.
Bei der Holland America Line wurden zwischen August und November mehrere Reisen abgesagt, die nach Port Said und Alexandria führen sollten. Im August und Oktober hätte die „Noordam“ unter anderem Alexandria und Port Said angelaufen. Ausweichhäfen sind Aschdod und Haifa beziehungsweise Haifa und Limassol. Auch die „Rotterdam“ läuft statt der beiden Häfen im Oktober Aschdod und Haifa an, die „Prinsendam“ im Oktober Rhodos und Olympia.
Bei Seabourn sind im Herbst drei Fahrten betroffen. Die Fahrt mit der „Legend“ am 5. Oktober ab Rom führt statt nach Alexandria nach Santorin und Marmaris. Bei der „Legend“-Fahrt am 20. Oktober von Athen nach Dubai wurden Hurghada, Scharm el Scheich und Safaga gestrichen. Stattdessen geht es nach Heraklion, Rhodos, Haifa und Aschdod. Die Fahrt der „Odyssey“ am 12. Oktober von Athen nach Dubai führt statt nach Hurghada und Safaga nach Kreta und Maskat.
Auch Costa plant laut ihrer Homepage im Winter mehrere Ägypten-Anläufe, darunter Fahrten im Roten Meer. Eine Sprecherin wollte zu Details jedoch keine Stellung nehmen, ebenso wenig zu möglichen Umroutungen.
Welche Rechte habe ich, wenn ich eine Ägyptenreise gebucht habe?
Bietet der Veranstalter keine kostenlose Stornierung oder Umbuchung einer Reise nach Kairo oder in die Touristenorte in Oberägypten sowie einer Nilkreuzfahrt an, gilt Folgendes: Wenn die Reise massiv beeinträchtigt ist, kann der Urlauber kostenlos von der Reise zurücktreten. Darauf weist Sabine Fischer-Volk hin, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg.
Schlechtere Karten hätten Urlauber, die eine Reise ans Rote Meer planen. Kostenloses Stornieren der Reise ist nicht möglich. Wer dort partout nicht hin möchte, sollte mit dem Hotel oder der Fluggesellschaft reden, rät Fischer-Volk. „Wir empfehlen immer, sich um Kulanz zu bemühen.“ Manchmal ließen sich die Anbieter darauf ein, einen Gutschein für einen späteren Aufenthalt oder Flug auszustellen.
Ein abgesagter Ausflug, etwa vom Roten Meer aus nach Kairo, ist eine nicht erbrachte Leistung. Wer bereits vor Beginn der Reise einen bestimmten Ausflug gebucht hat, der nun umgeroutet wird, kann das Ersatzangebot annehmen, muss aber nicht. Entscheidet er sich dagegen, muss ihm der Veranstalter laut Fischer-Volk das Geld für den Ausflug zurückzahlen, da er nicht die vertraglich vereinbarte Leistung erbringen konnte.