Busrundreisen in den USA liegen im Trend
Chicago (dpa/tmn) - Knapp zwei Millionen Deutsche reisten im vergangenen Jahr in die USA, viele von ihnen im Rahmen einer Busrundreise. Das Segment hielten viele vor einigen Jahren schon für tot.
Totgesagte leben länger: „Wenn Sie mich vor ein paar Jahren gefragt hätten, hätte ich gesagt, die Busrundreise in den USA stirbt aus“, erklärt Heike Pabst von FTI. Heute ist die Reiseform jedoch beliebt wie nie, sagten die Veranstalter auf der Reisemesse IPW in Chicago (5. bis 9. April) unisono.
„Seit 25 Jahren denkt man, diese Form des Reisens müsste eigentlich aussterben, weil die Leute alle erfahren genug sind, um auf eigene Faust zu verreisen“, erklärt Günter Rücker von Dertour. Aber: „Busreisen laufen sehr gut.“ Von einem Wachstum von 15 Prozent in diesem Segment berichtet Tui-Manager Robin Brückner.
Die Gründe sind vielfältig: „Das ist eine bequeme Art zu reisen“, sagt Brückner. „Man braucht sich um wenig zu kümmern, es gibt keine Sprachprobleme“, erläutert Hans Gesk, Präsident des deutschen Visit-USA-Committees (Vusa).
Nach dem Fall der Mauer erfuhr die Busreise schon einmal einen großen Schub. Zahlreiche Bundesbürger aus Ostdeutschland wollten die USA sehen, trauten sich aber nicht, weil sie kein Englisch sprachen.
Die Sprache ist auch heute noch einer der Gründe für eine Busreise. Die Reiseform ist vor allem bei älteren Reisenden beliebt, die über wenig bis keine Fremdsprachenkenntnisse verfügen. „Die Best Ager stellen auf jeden Fall die größte Gruppe“, so Gesk. FTI-Managerin Pabst hat jedoch auch einen gegenläufigen Trend beobachtet: „Es gibt mittlerweile auch viele Angebote für jüngere Zeilgruppen.“
Als Beispiele nennt sie Reisen in kleineren Gruppen oder auch Touren, die mit Wanderungen kombiniert werden. „Viele im mittleren Alter sind beruflich so im Stress, dass sie sich nicht groß um die Planung ihres Urlaubs kümmern wollen“, sagt Pabst. „Sie wollen aber trotzdem alles sehen. Da ist eine Busreise natürlich ideal.“
Bei den Zielen von Busreisen unterscheiden sich die Favoriten kaum von denen anderer USA-Trips etwa mit dem Mietwagen oder dem Camper: Florida, der Nordosten sowie die Westküste liegen bei allen Veranstaltern vorne. Da habe sich in den vergangenen Jahren kaum etwas verändert, stellt Dertour-Manager Rücker fest.
Beim Nordamerika-Spezialisten Canusa stehen Busrundreisen weniger stark im Fokus. Dafür boomen laut Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow die Wohnmobilreisen - durchaus auch einmal zu etwas ausgefalleneren Zielen. Als Beispiel nennt er Alaska oder auch die Great Lakes.
Insgesamt reisten im vergangenen Jahr knapp zwei Millionen Menschen aus Deutschland in die USA. Das bedeutete ein Plus von zwei Prozent. Auch die Reiseveranstalter berichten von einem leichten Wachstum. „Die USA sind hip, die USA sind in“, so Vusa-Präsident Gesk. Das liegt nach seiner Einschätzung auch daran, dass die Lage derzeit sehr ruhig ist, es gibt keine politischen Krisen wie in anderen Teilen der Welt. Beste Aussichten, um 2014 die Zwei-Millionen-Besucher-Marke zu knacken.
Der zurückliegende Winter war bei den meisten Veranstaltern noch eher verhalten. Bei einigen, darunter Canusa, lag er sogar im Minus. Der Shutdown der Regierung im Herbst, als Etat-Streitigkeiten den Staat lahmlegten, wirkte dabei laut Pabst noch etwas nach. Für den Sommer berichten die Veranstalter jedoch von leichten bis mittleren Zuwächsen. Einstellig im Plus ist das Land bei FTI. „Die USA laufen wie immer gut“, sagt Dertour-Manager Rücker. „Wir haben aber ein hohes Niveau erreicht, da ist es schwer, noch viel draufzupacken.“
„Sehr zufrieden“ zeigt sich Brückner, „es läuft gerade alles rund“. Der Sommer 2014 sei vielversprechend gestartet. Von zweistelligen Zuwachsraten berichtet auch Krause-Dünow: „Wir sind mit den USA in ruhigem Fahrwasser.“ Viele andere Zielgebiete fielen wegen Unruhen aus, die USA dagegen profitierten von ihrer Konstanz.
Doch es könnte noch besser laufen - davon sind zumindest Pabst und Rücker überzeugt. In den vergangenen Jahren sei bei den Hotels zu wenig Neues dazugekommen. „Während in anderen Ländern, wie zum Beispiel im südlichen Afrika, eine neue Lodge nach der anderen entsteht, verpassen die USA hier den Anschluss“, sagt Rücker. „Rund um die Nationalparks gibt es zum Beispiel kaum ein Hotel, das es nicht auch schon vor 30 Jahren gab. Oder schauen Sie im Luxusbereich: Da hat ganz Hawaii nur fünf Hotels, auf Bali gibt es 30.“ Neue Hotels gebe es nur in den großen Städten, „rund um die Nationalparks passiert sehr wenig“, sagt Pabst.