Schadstoffe Feinstaubpartikel: Wie gefährlich ist eine Kreuzfahrt?
Berlin/Hamburg (dpa/tmn) - Krank durch eine Kreuzfahrt? Bei dieser Frage sind sich Naturschützer und die Kreuzfahrtbranche nicht einig. Ein jetzt veröffentlichter Test heizt die Diskussion erneut an.
Der Naturschutzbund Nabu hat Ergebnisse eines Tests einer französischen Journalistin veröffentlicht, denen zufolge auf dem untersuchten Kreuzfahrtschiff vor allem die Belastung mit ultrafeinen Partikeln aus den Schiffsabgasen sehr hoch war. „Die Reedereien setzen die Passagiere an Bord einer hohen Konzentration gesundheitsgefährdender Schadstoffe aus“, erklärte Leif Miller, Nabu-Bundesgeschäftsführer. Saubere Luft weise 1000 bis 2000 Partikel auf. Bei dem Test habe das Messgerät durchschnittlich 60 000 und in der Spitze 380 000 Partikel gefunden. Vor allem hinter den Schornsteinen sei - je nach Windrichtung - die Belastung am höchsten.
Ultrafeine Partikel sind laut dem Bundesverband der Pneumologen (BdP) grundsätzlich sehr gefährlich. „Sie haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie durch alle Filter im Körper kommen“, sagt Pressesprecher Michael Barczok. So gelangen sie ins Blut. Neben Erkrankungen der Atemwege können sie entsprechend auch Probleme im Gefäßsystem des Körpers hervorrufen - zum Beispiele Herzinfarkte und Schlaganfälle. Neuere Studien zeigten zudem einen Zusammenhang mit Diabetes. Bei Menschen, die schon Atemwegsprobleme haben, die also zum Beispiel unter Asthma oder COPD leiden, würde ein Feinstaubnebel laut Barczok zu einer deutlichen Verschlechterung führen.
Die verdeckt vorgenommenen Messungen der Journalistin auf dem einen Schiff seien durchaus auf andere Schiffe zu übertragen, erklärt der Nabu. Die Forderungen der Naturschützer sind klar: entweder müssten entsprechende Filter eingebaut oder auf sauberere Kraftstoffe umgestiegen werden.
Widerspruch kommt vom Kreuzfahrtverband Clia. „Uns ist kein Fall einer Erkrankung, hervorgerufen durch ultrafeine Partikel von Kreuzfahrtschiffen, bekannt“, sagte Helge Grammerstorf, National Director der Clia Deutschland. Man nehme das Thema aber sehr ernst und unternehme alles, damit Passagiere keiner Gefährdung ausgesetzt sind. Für den Clia sind die Vorwürfe nicht nachvollziehbar: In den vergangenen Jahren habe die Branche rund eine Milliarde Euro in den Umweltschutz investiert. Laut Grammerstorf fahren 23 Schiffe in Europa mit Rußfilter, 70 mit sogenannten Scrubbern zur Abgasnachbehandlung. Für die vom Nabu untersuchten ultrafeinen Partikel könnten die Hersteller dagegen bislang keine Filter liefern.
Die Forderung des Nabu nach umweltfreundlicheren Kraftstoffen sieht Grammerstorf ebenfalls als erfüllt an. In Schutzgebieten dürften die Kreuzfahrtschiffe ohnehin nur noch mit Diesel - und nicht mehr mit Schweröl - fahren oder müssen Abgasnachbehandlungssysteme einsetzen, die denselben Effekt haben. Zudem seien bereits elf Schiffe mit Flüssiggasantrieb (LNG) bestellt. Bei diesen stelle sich das Problem mit ultrafeinen Partikeln im Abgas nicht mehr. „Es wird das getan, was wir tun können“, bilanziert Grammerstorf.