Kapitän und Co.: Nautische Berufe in der Kreuzfahrt
Hamburg (dpa/tmn) - Ohne sie würde es keine Kreuzfahrten geben: Der Kapitän und seine Mitarbeiter steuern Schiffe sicher von einem Hafen zum nächsten. Die Fachkräfte kommen viel herum in der Welt. Doch eine Karriere auf See liegt längst nicht jedem.
Brasilien, Japan oder Afrika - Rolf Noack hat schon in Häfen auf der ganzen Welt angelegt. Der 58-Jährige ist Kapitän. Er war auf Fracht- genauso wie auf Baggerschiffen im Einsatz. Seit zweieinhalb Jahren steht er nun für Tui Cruises als Chefkoordinator auf Kreuzfahrtschiffen auf der Brücke. „Statt mit nur einem Dutzend Menschen an Bord wie auf einem Frachtschiff, ist man dort zum Teil mit bis zu 3000 Passagieren unterwegs“, erzählt er. Das ist eine besondere Herausforderung.
Während die Handelsschifffahrt in der Krise steckt, geht es der Kreuzschifffahrt so gut wie nie. 2014 werden fünf neue Kreuzfahrtschiffe in Dienst gestellt. Die Buchungen haben sich von 2002 bis 2012 mehr als verdreifacht.
In der Folge sind nautische Fachkräfte wie Kapitän Noack, die ein Schiff manövrieren können, in der Kreuzschifffahrt derzeit gesucht, sagt Susann Marohl. Sie ist Leiterin der Zentralen Heuerstelle Hamburg, der Fachvermittlung für Seeleute.
Wer nach der Schule Karriere in der Nautik machen will, fängt klassischerweise mit einer Ausbildung zum Schiffsmechaniker an. „Das ist der Königsweg in die Schifffahrt“, sagt Marohl. Theoretisch müssen Bewerber für die dreijährige Ausbildung nur einen Hauptschulabschluss vorweisen. Tatsächlich hätten die meisten inzwischen einen Realschulabschluss oder sogar Abitur.
Alle brauchen darüber hinaus eine Bescheinigung vom Arzt, dass sie seetauglich sind. „Da wird etwa geschaut, ob die Jugendlichen ein Mindestgewicht von 50 Kilogramm und eine Mindestgröße von 1,50 Meter haben“, erklärt Steffi Heinicke. Sie ist Direktorin für Personalentwicklung bei Aida Cruises. Die Vergütung liegt bei den angehenden Schiffsmechanikern nach Heuertarifvertrag (HTV-See) bei 944 Euro im ersten und bei 1632 Euro im letzten Lehrjahr.
Wer Kapitän werden möchte, muss danach an einer Fachschule eine zweijährige Ausbildung machen. Wer die Fachhochschulreife hat, kann alternativ auch einen Bachelor in Nautik an der Fachhochschule absolvieren. Voraussetzung für die Zulassung zum Studium ist jedoch ein mindestens einjähriges Praktikum auf See als nautischer Offiziersassistent.
Diesen Weg ist die Abiturientin Vanessa Albrecht gegangen. Die 23-Jährige macht ein duales Studium bei Aida Cruises. Die Praxis erwirbt sie auf Kreuzfahrtschiffen, die Theorie erlernt sie an der Hochschule Warnemünde.
Nach dem Studium beziehungsweise der Fachschule müssen die Absolventen zum Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Dort bekommen sie das Befähigungszeugnis als nautischer Wachoffizier. Sie können dann an Bord als dritter oder zweiter nautischer Offizier fahren. Berufsanfänger an Bord steigen mit rund 4300 Euro brutto pro Monat ein. Nach 12 Monaten Seefahrtzeit erhalten sie das Befähigungszeugnis zum Ersten Offizier.
Wer sich für die Schifffahrt entscheidet, muss allerdings wissen, worauf er sich einlässt. „Arbeitsplatz und Wohnort sind identisch“, erzählt Marohl. Noch dazu arbeiten die Fachkräfte im Schichtdienst. Außerdem sind die Seeleute immer wieder für mehrere Monate im Jahr von zu Hause weg.
Wer sich für eine Ausbildung auf See interessiert, unterhält sich am besten mit Menschen, die bereits auf Schiffen gearbeitet haben. Sie können einen Eindruck davon geben, wie der Berufsalltag an Bord aussieht. Noack kann sich trotz der Nachteile keinen schöneren Beruf vorstellen. „Für Leute mit Fernweh ist das Leben auf See einfach ideal!“