3000 Fernseher und Obelix' Hinkelsteine: Europapark bei Vilnius
Vilnius (dpa/tmn) - In der Mitte Europas hat Gintaras Karosas vor über 20 Jahren den Europark gegründet. Mittlerweile ist das Areal nördlich von Vilnius ein Zentrum zeitgenössischer Kunst. Aber auch Obelix hat dort seine Spuren hinterlassen.
Preisfrage: Wo liegt der Mittelpunkt Europas? Gintaras Karosas ist sich sicher: Ein paar Kilometer nördlich der litauischen Hauptstadt Vilnius. Und deshalb hat der litauische Bildhauer auch genau dort Anfang der 1990er Jahre seinen Europapark eröffnet, der mit dem gleichnamigen deutschen Freizeitpark nur den Namen gemein hat. „Ich wollte die Tatsache hervorheben, dass hier das geografische Zentrum unseres Kontinents liegt“, sagt er.
Gelungen ist ihm das auf eindrucksvolle Art und Weise - auch wenn sich längst nicht alle Fachleute so sicher sind wie eine Handvoll französischer Geologen, ob hier wirklich das Zentrum von Europa liegt: Der Europapark ist eines, wenn nicht das bedeutendste Museum zeitgenössischer Kunst des ganzen Baltikums. Und eine eindrucksvolle Symbiose aus Kunst und Natur. Denn alle Kunstwerke stehen unter freiem Himmel. „Sie entfalten ihre Wirkung erst im Zusammenspiel mit der Natur“, erklärt Karosas. Die meisten wurden deshalb eigens für ganz spezielle Stellen im Park geschaffen.
Mit einem einzelnen Kunstwerk fing 1991 alles. Karosas war damals gerade einmal 19 Jahre alt. Schon als Schüler hatte er Ausstellungen organisiert. In den vergangenen 20 Jahren sind mehr als 100 Kunstwerke dazugekommen - viele von bekannteren Künstlern wie Dennis Oppenheim, Magdalena Abakanowicz oder Sol Le Witt.
14 Kunstwerke stammen von Karosas selbst - allen voran natürlich das Denkmal des Zentrums Europa: in den Boden eingelassene Steinplatten, die in die jeweilige Himmelsrichtung der europäischen Hauptstädte weisen und die Entfernung angeben. Das spektakulärste Kunstwerk von Karosas ist jedoch der „LNK Infobaum“, ein Irrgarten aus rund 3000 alten Fernsehern, alle abgeliefert von Menschen aus Litauen.
„Wir waren überrascht, dass so viele ihre alten TV-Geräte loswerden wollten“, erzählt Karosas, „sie alle wollten damit symbolisch die Zeit der Sowjetpropaganda hinter sich lassen.“ Gerechnet hatte Karosas mit ein paar Hundert Geräten, herausgekommen ist das größte Kunstwerk aus Fernsehern - wie ihm das „Guinness Buch der Rekorde“ offiziell bestätigt hat.
55 Hektar misst der Park. Bevor Karosas das Areal nutzte, war es Urwald. Heute ziehen sich gepflegte Straßen durch das Areal. Doch längst nicht alle Kunstwerke sind von der Straße aus zu sehen. Für die meisten ist ein Abstecher und ein kurzer Weg durch den Wald nötig. Unverhofft trifft man dabei auf die Kunstwerke.
So zum Beispiel auf „Space of Unknown Growth“ von Magdalena Abakanowicz: unzählige massive Steinblöcke - als ob Obelix seine Hinkelsteine einfach im litauischen Wald abgestellt hätte.