Kroatien Durchatmen auf der Kräuterinsel
Das kroatische Losinj ist ein ideales Reiseziel für Naturfreunde und Gesundheitsbewusste.
Losinj. Einzelne, weiße Lichtstrahlen fallen schräg durch das Blätterdach, erzeugen beinahe ein Muster auf den Baumstämmen. Im lichten Mischwald herrscht absolute Ruhe. Es geht einen Trampelpfad bergauf, mal mit steinigem, mal weichem Boden. Wurzeln ragen heraus und bilden natürliche Treppen an einem kleinen Hang. Es duftet intensiv nach Pinien, Kiefern, Eukalyptus und Kräutern. Würzig, süßlich und dann wieder wie Hustenbonbons — wer auf Mali Losinj wandert, kann alle paar Meter ein anderes Aroma schnuppern. Tief einatmen.
„Losinj ist ein heilklimatischer Kurort“, sagt Wanderführerin Anna. Das macht die Mischung aus mehr als 1000 Kräuterpflanzen, die auf der kroatischen Insel wachsen, und der salzhaltigen Meeresbrise. Deshalb wandert Anna mit ihren Gästen auch nicht einfach durch den Wald, sondern bleibt immer wieder für Atempausen stehen. „Bewusstes und tiefes Atmen ist wichtig“, erklärt sie. Und ein langsamer Aufstieg auf den Hügel, der so unspektakulär aussieht, weil der Wald die Steigung kaum erkennen lässt. Nächste Pause nach nur wenigen Minuten. Anna pflückt ein paar lange, dünne Blätter, zerreibt sie und hält sie den Wanderern unter die Nase: „Rosmarin.“ Einfach so am Wegesrand. Wie Lavendel und Johanniskraut. Der herbe Duft mischt sich mit einer Brise Curry. Anna lacht und zeigt auf einen Strauch mit kamilleähnlichen Blüten: „Ja, die Pflanzen mit den gelben Blüten heißen Curry-Blumen.“
Die Gruppe spaziert in langsamem Tempo weiter bis zu einer Lichtung, dort absolviert sie unter Annas Anleitung ein paar Dehn- und Atemübungen. Kurz darauf ist die Kuppe erreicht: Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne brennt, der Duft weicht einer frischen Brise — und der Ausblick ist fantastisch. Dunkelgrüner Wald liegt ringsherum zu Füßen des kleinen Bergs, umgeben von einer felsigen, zerklüfteten Küstenlinie. Beige und grau sind die Steine, an die sich dunkelblaues Wasser beinahe wellenlos anschmiegt.
Zu Fuß geht es zum Hotel zurück, in die Bucht im Südwesten von Mali Losinj, die das Fünf-Sterne-Hotel Bellevue fast ganz für sich einnimmt. „Wir bauen alles neu“, zeigt Vesna Hocenski den Außenbereich und die Strandpromenade. Sie ist zuständig für das Marketing der „Losinj Hotels & Villas“, die mit mehreren Standorten auf der Insel vertreten sind, Gebiete erschließen und Infrastruktur ausbauen. In diesem Frühjahr wurde die Bucht rund ums Hotel neu konstruiert — im Design des Bellevues. Helle, mehreckige Steinplatten säumen das Ufer, Sand gibt es nicht. Von den Steinen führen Stufen ins Meer, die Sonnenschirme aus hellem Segeltuch sind ebenfalls eckig. Pinien und Kiefern säumen die Promenade und umgeben das Hotel, das sich erst vor kurzem aus einem Drei- in ein Fünf-Sterne-Haus verwandelt hat. „Damit haben wir jetzt auch ein Luxus-Hotel auf Losinj“, sagt Vesna. Zum Spa gehören dabei auch Ärzte, die nicht nur für den Notfall mit eigener Praxis im Haus sind. „Wer sich im Urlaub durchchecken lassen will, kann das tun“, sagt Vesna. Sogar ein großes Blutbild ist möglich.
Obwohl Mali eigentlich klein bedeutet und Veli groß, ist es bei den Vornamen der zwei Teile der Insel genau andersherum. Geschäfte, Supermärkte, Gästebetriebe und Campingplätze haben aus Mali Losinj längst den Hauptort für Einheimische und Touristen gemacht, Veli dagegen ist ruhig, klein und beschaulich. Ein hübscher Ort mit schmalen, mehrgeschossigen zitronengelben, blauen, roten, orangen und rosafarbenen Häusern rund um das kleine Hafenbecken, in dem weiße Bötchen in der Sonne glänzen. Zwischen den am Hang gebauten Häusern wachsen Palmen — längst überragen sie die orange-roten Ziegeldächer. Ein Segelboot fährt an der Landzunge vorbei in den Hafen: Postkartenidylle.
Doch das Städtchen sollten Besucher nicht auf seine hübsche Hafenpromenade mit Restaurants und kleinen Geschäften reduzieren, denn ein ehrgeiziges Projekt hat sich dort mit engagierten Leuten etabliert: die Delfin-Forschungsstation „Blue World Institute of Marine Research and Conservation“. 1999 zunächst als Forschungsort gegründet, begannen die Mitglieder einige Zeit später mit Öffentlichkeitsarbeit und Lehrveranstaltungen.
2003 wurde das Losinj Marine Education Centre ins Leben gerufen. Mittlerweile kommen Schulklassen, es gibt Videopräsentationen und PC-Spiele, die ergänzend zu der Ausstellung aus Schaubildern das Leben der Delfine, aber auch den Lebensraum Ozean allgemein veranschaulichen. „Besucher sind immer herzlich willkommen“, sagt Andrea, verteilt Broschüren und zeigt die Ausstellung, die in einen mittelgroßen Raum passt.
Blue World ist der einzige autorisierte Anbieter für Delfin-Touren. „Zuerst zeigen wir den Gästen einen 20-minütigen Film. Sie müssen wissen, wie Delfine so ticken“, sagt Andrea lachend. Dann erst geht es aufs Boot. Und zwar geradewegs raus aufs Meer. Die Autorin reiste mit Unterstützung der „Losinj Hotels & Villas.