Edelsteine statt Gaddafis Haien — „Preziosa“ ergänzt MSC-Flotte
Genua (dpa/tmn) — Sophia Loren hat mal wieder ein Kreuzfahrtschiff der Reederei MSC getauft. Die „Preziosa“ ist der letzte Neubau der Fantasia-Klasse. Vor allem ihre Geschichte ist interessant.
Elf Grad - auch an der ligurischen Küste ist es noch nicht so richtig warm. Schlimmer noch: Im Laufe des Tages hat Regen eingesetzt. Trotzdem schwitzen die geladenen Gäste. Mit roten Köpfen und feuchter Stirn sitzen sie am Abend in einem Zelt am Pier des historischen Hafens von Genua, dem Porto Antico. Die Wände sind durchsichtig und geben den Blick frei auf einen Schiffskoloss, der in unmittelbarer Nähe vertäut liegt. Langsam setzt eine Art Mikro-Treibhauseffekt ein, es tropft von der Decke.
Am Ende regnet es Papierschnipsel. Dabei geht es doch nur um ein neues Schiff. Ein großes zwar, aber eines, das die Kreuzfahrtwelt schon kennt: Die „MSC Preziosa“ gibt es eigentlich schon. Das 333 Meter lange Kreuzfahrtschiff mit 18 Decks der italienischen Reederei MSC ist baugleich mit den anderen schwimmenden Städten der sogenannten Fantasia-Klasse bei MSC.
Doch es gibt einige Neuerungen. Als Beispiel nennt Kapitän Giuliano Bossi die mit 120 Metern längste Wasserrutsche auf See. Erstmals, so die Reederei, ist auch ein Slow-Food-Restaurant an Bord unterwegs. Unterscheidungsmerkmal ist auch das Thema Edelsteine: Die Decks sind nach Diamanten, Opalen oder Rubinen benannt. Preziosa - auf italienisch heißt das kostbar.
Es gibt ein Spa, etliche Pools, einen Planschbereich für Kinder und für die, die draufzahlen, den abgegrenzten „Yacht Club“ auf den Vorderdecks mit Butlerservice. Wie jedes moderne Kreuzfahrtschiff stellt die „Preziosa“ ihre Mitreisenden in vielen Situationen vor die Qual der Wahl: In welchem der sieben Restaurants soll heute diniert werden? Und wo den Absacker nehmen? Es gibt 20 Bars und Lounges.
Auf einen zunächst geplanten Eye-Catcher im Foyer wurde aber verzichtet: Dort sollte über zwei Stockwerke ein Pool mit lebenden Haien eingebaut werden. Das allerdings war nur die Vorstellung des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, der das Schiff zunächst bestellt hatte. „Libyen wollte eine staatliche Kreuzfahrtgesellschaft gründen und hatte dazu die Schiffspläne erworben“, sagt Maik Homeyer, Marketingchef bei MSC Kreuzfahrten in München. Nach dem Sturz Gaddafis übernahm MSC und verabschiedete sich von dem Hai-Plan.
Blickfang ist nun eine glitzernde Wendeltreppe. Der Unterhaltung dienen für Schiffe dieser Größe eher gewöhnliche Dinge wie eine Bowlingbahn, ein Kasino und Shows wie im Platinum Theatre, in dem 1600 Zuschauer Platz finden. Insgesamt fasst das Schiff maximal 4345 Gäste.
Eine Kostprobe der sechs verschiedenen Inszenierungen bekommen die „Preziosa“-Premierengäste im Zelt am Pier. Auch der italienische Sänger Gino Paoli singt mit Inbrunst vor den geschätzt 2500 Anwesenden. Und Ennio Morricone, der Dirigent und Komponist bekannter Filmmusiken, setzt unter brandendem Applaus mit einem Orchester und Melodien wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ noch einen oben drauf.
Zum Schluss hat die mittlerweile 78-jährige Sophia Loren ihren großen Auftritt: Mit großer Schere in der Hand durchschneidet sie das Band, das die Champagnerflasche hält. Während der Schampus die Bordwand herab rinnt, rieselt es über der Bühne glitzernde Schnipsel, am Himmel steigen Feuerwerksraketen auf.