Einmal Mond und zurück
Im Tal des Todes ist es heiß, fast außerirdisch heiß. Aber faszinierend schön.
Düsseldorf. Nein, ein abenteuerliches Astronautentraining muss man nicht absolviert haben, um den Death Valley Nationalpark besuchen zu können. Regelmäßige Sauna-Gänge sind da schon eher von praktischem Nutzen, denn im Death Valley, dem Tal des Todes, ist es heiß. Sehr heiß. 39 Grad Celsius zeigt das Thermometer im Juli an - im Durchschnitt! Die höchste offiziell gemessene Temperatur liegt bei 57 Grad, ein Wert, der zumindest mit jeder Biosauna mithalten kann.
So martialisch der Name des im Osten von Kalifornien gelegenen Nationalparks klingt, so faszinierend ist seine Landschaft. Das Thema Tod damit in Verbindung zu bringen, liegt angesichts der steinigen Geröllwüsten und der bizarren Salzformationen in der Talsohle nicht fern.
Doch der Schein trügt, denn inmitten dieser unwirtlichen Mondlandschaft haben sich mehr als 400 Tier- und 1000 Pflanzenarten arrangiert, und es gibt sogar einen Indianerstamm, der dauerhaft im Death Valley angesiedelt war und noch ist: die Timbishas.
Nur wenige Straßen führen durch das 225 Kilometer lange und bis zu 26 Kilometer breite Tal. Schon die Einfahrt von Westen her durch die Panamint Range, eine über 3000 Meter hohe Gebirgskette, bietet einen kleinen Vorgeschmack auf das wilde Spiel von Felsen und Farben, das den Besucher auf der anderen Seite erwartet. Oxidierte Metalle lassen die ursprünglich braunen Steinmassive hier dunkelrot, da gelb, grün oder türkis leuchten. Wie ein überdimensionales Maler-Utensil taucht beim Befahren des Artist Drive inmitten des Tals plötzlich die Artists Palette neben der Straße auf, die die spektakulärsten Farbenspiele auf nur wenigen Quadratmetern Fels zeigt.
In der Nähe befindet sich der Golden Canyon, der sich in der Abendsonne feuerrot leuchtend vom stahlblauen Himmel abhebt und von den Touristen ganz entspannt bei einem Spaziergang durchquert werden kann.
Bei der Weiterfahrt zum Badwater Basin wird es zunehmend außerirdischer. Der vor 3000 Jahren ausgetrocknete Salzsee, vom dem heute nur noch eine dicke, weiß-gelb-bräunliche Kruste aus Salzkristallen übrig ist, rühmt sich als tiefster Punkt der westlichen Hemisphäre. Ein Schild zeigt an: Hier befindet man sich 85,95 Meter unter Normalnull. Regelmäßig werden im Sommer Temperaturen von über 50 Grad gemessen. Ein Blick oder gar der Gang über die weitläufige Salzpfanne lässt so manchen Kindertraum vom Astronautendasein wieder aufleben.
Tief zerfurchte, raue Felsen, die wie eine riesige Zieharmonika da zu liegen scheinen, bestimmen das Bild am Zabriskie Point, einem der beliebtesten Aussichtspunkte im Death Valley. Eine angenehme Brise macht das Herumlaufen dort erträglicher, und so kann jeder ein stilles Plätzchen finden, um den weiten Blick auf die karge und doch so einzigartige Landschaft - besonders bei Sonnenuntergang - zu genießen.
Noch höher hinaus geht es am Dantes View. Der kurvige Weg verlangt dem Mietwagen bei diesen Temperaturen alles ab, aber für den Notfall haben die Ranger vorgesorgt und Kühlwasser-Zapfanlagen am Straßenrand installiert.
Auf 1669 Metern angekommen, lässt sich der zentrale Teil des Death Valley vom Badwater Basin in Richtung Norden in seiner ganzen faszinierenden Ödnis überblicken. In der Mitte des Tals erstreckt sich ein grüner Bereich, Anzeichen für Leben. Furnace Creek ist die einzige Oase weit und breit und zugleich Anlaufstelle für Übernachtungsgäste.
Wer hier vorab kein Zimmer reserviert hat, könnte Pech haben, denn alternativ zur Furnace Creek Ranch und dem schickeren, aber auch deutlich teureren Furnace Creek Inn gibt es im Death Valley nur noch ein Motel im unscheinbaren Örtchen Stovepipe Wells.
In der Oase hingegen bleiben keine Touristenwünsche offen. Neben Restaurants, einem Souvenir- und Lebensmittelladen, Postamt, Tankstelle und Museum zur Geschichte des Tals finden sich auch ein Pool und sogar ein 18-Loch-Golfplatz.
Astronautentraum hin oder her - so etwas gibt es auf dem Mond (noch) nicht.