Hotels bleiben für Touristen geschlossen, obwohl sie wegen ihrer umfassenden Hygienekonzepte offenkundig nicht zum Infektionsgeschehen beitragen „Hotels sind sichere Orte“
„Im März hat uns die Situation quasi überrollt, wir waren wie in einer Schockstarre“, erzählt Marcus Smola, Geschäftsführer der BWH Hotel Group Central Europe GmbH. „Wäre so ein Lockdown geplant gewesen, man hätte sicher viele Meetings abgehalten, um eine Lösung für Hotels und den eigenen Betrieb zu finden.“ Doch diese Zeit hatte niemand, also war Kreativität gefragt.
Und die haben die Best Western Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Windeseile an den Tag gelegt. So gab es beispielsweise Hofkonzerte: Gäste konnten von ihren Zimmern aus an musikalischen Darbietungen teilnehmen – mehr Abstand geht nicht.
Viele Häuser bieten zudem seit April Homeoffice im Hotel: große Zimmer mit Schreibtisch und bequemen Möbeln, schnelles Internet, Verpflegung, Tapetenwechsel oder einfach nur Ruhe zum Arbeiten. Mittlerweile werben sogar Hotels und Ressorts in anderen Ländern wie Portugal, Afrika und sogar auf den Malediven damit, der perfekte Ort zum Arbeiten und für die Freizeit gleichzeitig zu sein. Denn Geschäftsreisen waren und sind nicht verboten, doch die Anzahl der Gäste ist auf ein Minimum reduziert.
Mehr Business-
als Urlaubshotels
„Best Western Hotels in Central Europe leben etwa zu 70 Prozent von Businessgästen. Die Häuser liegen oft sehr zentral in Innenstädten oder in Gewerbegebieten, was sie für Tagungen und Seminare interessant macht“, sagt Smola. Doch viele Firmen buchen seit dem ersten Lockdown keine Konferenzsäle mehr. Zunächst waren Firmenevents verboten, danach kamen die Sommerferien – traditionell keine Zeit für Firmenevents. „Hotels haben sehr gute Hygienekonzepte für einzelne und natürlich auch für Seminar-Gäste entwickelt, ganze Bereiche wurden umgebaut, um Abstände zu gewährleisten, überall gibt es strenge Vorschriften für Reinigung und Desinfektion“, beschreibt Smola.
Das Sommergeschäft konnte
das Minus nicht kompensieren
Einnahmen brachen und brechen noch immer weg, dennoch gab es hohe Investitionen, um alle Auflagen zu erfüllen. Auch die Hotels, die in erster Linie ein Ziel für Touristen sind, konnten in der Sommersaison das dicke Minus nicht kompensieren. „Zunächst gab es ja noch Vorschriften, dass nur 60 Prozent der Betten überhaupt belegt werden durften.“ Aber selbst ohne diese Begrenzung lassen sich die Verluste nicht ausgleichen. „Die Hotels wären im Sommer sowieso gebucht gewesen, so dass sich kein zusätzliches Geschäft erzielen ließ, mit dem die Verluste im Frühjahr und jetzt im Winter hätten ausgeglichen werden können.“
Maßnahmen werden ohne Dialog mit den Branchen verhängt
Der Geschäftsführer der Best Western Hotels bedauert, dass die Maßnahmen ohne jeglichen Dialog mit den verschiedenen betroffenen Branchen verhängt werden. „Hotels waren nachweislich keine Treiber des Infektionsgeschehens, haben alle Auflagen erfüllt und wurden trotzdem mit als erste Branche geschlossen. Und wir werden wahrscheinlich auch die letzten sein, die aus der Krise wieder rauskommen. Die gesamte Branche leidet, ohne angemessen entschädigt zu werden“, findet Smola.
Wie es weitergeht für die 270 Hotels, die in Österreich, der Schweiz und in Deutschland unter der Dachmarke Best Western firmieren? „Aktuell hat rund die Hälfte unserer Häuser geschlossen, für die sich ein Betrieb für einzelne Geschäftsgäste nicht lohnt. Die Kosten, ein Hotel am Laufen zu halten, sind dafür einfach zu hoch. Die wenigen Hotels, die derzeit ihre Türen beispielsweise für Hilfskräfte oder medizinisches Personal offenhalten, obwohl es sich wirtschaftlich nicht rechnet, leisten damit einen beachtlichen gesellschaftlichen Beitrag.“ Welche Betriebe ihre Türen für immer geschlossen lassen müssen, werde sich im ersten Quartal 2021 zeigen, so Smola. Denn die finanziellen Rücklagen seien großenteils aufgebraucht.
Auch die von der Politik angekündigten Novemberhilfen sind in der Branche noch nicht angekommen. „Sie konnten erst seit dem 26. November überhaupt durch den Steuerberater beantragt werden“, sagt Smola. Aktuell heißt es seitens der Politik, dass eine Auszahlung erst im Januar 2021 möglich sein werde. Zudem würden Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfen gegengerechnet. „Mal sehen, was dann noch von den 75 Prozent des Umsatzes von November 2019 übrig bleibt. So viel, wie man uns angekündigt hatte, jedenfalls nicht.“
Geselligkeit und Wohlfühlen werden vermisst
Düstere Zeiten für die Hotellerie – Besserung ist nicht in Sicht. Denn noch weiß niemand, wann sie für Touristen wieder öffnen dürfen. Doch Smola ist sicher, dass es wieder aufwärts gehen wird: „Das Hotel- und Gastgewerbe ist mehr als nur ein Rädchen im Bruttosozialprodukt. Der soziale Aspekt, die Gesellschaft, das Wohlfühlen – all dies macht unsere Branche aus und wird von sehr vielen Menschen bereits schmerzlich vermisst.“