Jahreswechsel in aller Welt: Heißer Schnaps und rote Strapse
Wer über Silvester und Neujahr auf Reisen geht, kann ungewöhnliche Bräuche erleben.
Düsseldorf. Glitzersterne funkeln am Nachthimmel, Lichterfontänen leuchten, Raketen und Böller krachen, ein Küsschen hier, ein Küsschen da - und morgen wird mit dem Rauchen aufgehört. Und nur die Hälfte gegessen. Und endlich mit dem Joggen angefangen. Es ist wieder Silvester in Deutschland.
Aber auch im Ausland wird der Jahreswechsel natürlich kräftig gefeiert. Oft ganz ähnlich wie bei uns: mit Familie und Freunden, gutem Essen, vielem Trinken und einem tollen Feuerwerk um Mitternacht. Aber manche Sitten und Bräuche der Welt sehen auch ganz anders aus.
In Russland zum Beispiel: Dort gehört der letzte Tag des Jahres vor allem den Kindern. Väterchen Frost, die russische Ausgabe des Weihnachtsmanns, verteilt mit einer Begleiterin Snegurotschka (was so viel heißt wie Schneeflöckchen) am 31. Dezember Pfeffernüsse, Lebkuchen und andere Geschenke in Schulen und Kindergärten.
Im spanischen Madrid strömen junge und alte Spanier zur "Puerta del Sol", dem historischen Platz im Zentrum der Stadt, angelockt von der populärsten Uhr Madrids, die vom Glockentürmchen der Polizeidirektion schlägt. Das Besondere daran: Zum Schlagen der Turmuhr werden gestenreich Weintrauben verzehrt, und zwar bei jedem Glockenschlag eine - das soll Glück bringen. Aber Vorsicht: Wer sich verzählt oder nicht rechtzeitig aufgegessen hat, dem steht im Neuen Jahr Unheil bevor. Heißt es.
Ein ausgelassenes Straßenfest steht in Österreichs Hauptstadt Wien im Mittelpunkt des letzten Tages des ausklingenden Jahres. Schon am Nachmittag ziehen die Menschen durch die Straßen rund um den Stephansdom. Andere gönnen sich den Kaiserball in der Hofburg oder das Silvesterkonzert der Wiener Symphoniker. Anschließend geht es in die Kärntner Straße, die sich in einen Silvesterpfad verwandelt hat. Auf zwei Kilometern reiht sich eine Bude an die andere. In mehreren Zelten sorgen Walzer- und Operettenklänge, Disco-Sound, Samba und Kabarett für launige Unterhaltung. Bis endlich Mitternacht ist und die "Pummerin", die gewaltige Glocke des Stephansdoms, 2011 einläutet.
In vielen Städten Süditaliens, etwa in Neapel, lebt man in der Silvesternacht auf offener Straße gefährlich. Ganz Napoli schmeißt eine Riesenfete und allerhand Klamotten aus dem Haus. Heutzutage halten sich die Neapolitaner mit der Entrümpelung ihrer Wohnungen zwar sehr zurück, aber stattdessen fliegen leere Sekt- und Champagnerflaschen im hohen Bogen auf die Straße. Ein anderer Brauch kündigt sich gleich nach Weihnachten an, wenn Kaufhäuser und Dessousläden ihre Auslagen neu dekorieren. Der Grund: Zum Jahreswechsel ist es hier Brauch, rote Dessous zu tragen. Ob Strapse oder Boxershorts - Hauptsache rot.
"Hogmanay" heißt in Schottland das Fest des Jahreswechsels, für das in vielen Haushalten noch der "Black Bun", ein üppiger Früchtekuchen, gebacken wird. Das traditionelle Getränk dazu heißt "Hot Pint", ein kräftiger Punsch aus Starkbier, Whisky und Eiern. Mehr als drei Exemplare sollte man sich davon allerdings nicht zumuten. Nur noch Erinnerung ist allerdings die Sitte, das in Kupferkesseln zubereitete Gebräu Stunden vor Mitternacht samt Kessel durch die Straßen zu schleppen. Dafür trifft man gelegentlich auf den "First Footer". Der "erste Besucher" des Neuen Jahres zieht dann von Haus zu Haus, überreicht glücksbringende kleine Geschenke, trinkt einen Schnaps oder zwei auf das Wohl des Hausherrn und zieht dann mit ihm weiter zum nächsten. Bis das Dorf eine ausgelassene Party im Freien feiert.
In Rio de Janeiro geht es nicht nur beim Karneval ausgelassen zu, ebenso rauschend wird an der Copacabana Silvester gefeiert. Ganz Rio scheint sich auf dem Strand am Zuckerhut zu drängen, viele sind in weiße Gewänder gehüllt. Im Sand werden Kerzen angezündet und Blumen ausgebreitet. Dumpfe Trommelschläge untermalen das Feuerwerk, das den Mitternachtshimmel über Brasilien in bunte Farben taucht. Dann wird es sogar ein wenig gespenstisch: Boote mit flackernden Kerzen gleiten über das Meer, Frauen schreiten wie in Trance ins Wasser. Die Menschen huldigen der Meergöttin Imanjá. Überschwänglich fröhlich.