Rügen für Kinder: Große Insel für kleine Leute
Miniaturland, Bummelzug, Fossilien und Tiere sorgen für Abwechslung im Urlaub.
Und was war das Allertollste, Kinder? „Dass wir im Heu geschlafen haben!“ „Nein, dass wir mit dem Bummelzug gefahren sind!“ „Auf dem Kutter war’s super!“ So geht das noch länger hin und her. Die Antworten auf die Frage, was den Kindern während des Rügen-Urlaubs am besten gefallen habe, sind fast so zahlreich wie die Aktivitäten, mit denen auf Deutschlands größter Insel die jüngsten Gäste und deren Eltern unterhalten werden.
„Guck mal, da ist ja der schiefe Turm von Pisa!“, ruft die sechsjährige Sarah. Und das mitten auf Rügen. Wir sitzen in der Eisenbahn Emma im Rügenpark Gingst und zuckeln langsam an der weltberühmten Sehenswürdigkeit vorbei — genauso wie am Reichstag, am Weißen Haus und am Colosseum. Natürlich sind das alles nur Mini-Ausgaben, aber sie sehen so echt aus — wir glauben gern, dass die Architekten allein in die Kunstharzversion der Pariser Nôtre Dame 8000 Arbeitsstunden investiert haben.
Insgesamt 90 dieser Kunstwerke stehen an der Strecke, bevor sich die Kinder auf dem dazugehörigen Spielplatz mit Pferdereitbahn und Hüpfburg, Wildwasserrondell und Riesenrutsche vergnügen. Weil kleine Leute von kleinen Zügen nicht genug kriegen können, steht noch eine Fahrt mit dem Rasenden Roland an. Für den Nachwuchs ein weiteres Abenteuer, für die Erwachsenen geschichtlich beeindruckend.
Zieht die grünrote Schmalspurbahn doch seit mehr als 120 Jahren ihre Runden auf der Ostsee-Insel. Das einst rund 100 Kilometer lange Schienennetz ist zwar auf 24 Kilometer geschrumpft, doch auf der Strecke zwischen Lauterbach und Göhren kann man sich lebhaft vorstellen, wie es war, mit dem Rasenden Roland sonntags Verwandte zu besuchen oder zum Jahrmarkt zu fahren.
Die Bahn hält unter anderem in Putbus und Binz, und an beiden Stationen darf man nicht versäumen, auszusteigen. Putbus wird auch die Weiße Stadt oder Rosenstadt genannt: Anfang des 19. Jahrhunderts gründete Fürst Wilhelm Malte die Residenzstadt mit den strahlend weißen Häusern und den Rosenstöcken davor. Dank des Denkmalschutzes hat sich kaum etwas verändert.
In Binz ist es herrlich, am feinen Sandstrand entlang zu wandern, auf der einen Seite die alten Zuckerbäckervillen im Blick, auf der anderen die blaue Ostsee, während die Kinder mit Muschelsuchen beschäftigt sind.
Muscheln, aber auch Fossilien und andere Versteinerungen gibt es im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl zu bestaunen. Er liegt im Osten auf der Halbinsel Jasmund und ist mit 3000 Hektar Fläche Deutschlands kleinster Nationalpark. Seinen bekanntesten Punkt erkennen auch Kinder wieder: den Königsstuhl, von dem sie an dem weißen Felsen vorbei mehr als 100 Meter tief auf die Ostsee schauen. Dahinter liegen Wälder und Moore, an den Hängen wachsen Sonnentau und Orchideen. Der Park ist Lebensraum für Rehe und Hirsche, Fledermäuse, Frösche und Molche. Anschaulich zeigen das der Film für Kinder sowie die beiden Maskottchen Mimi und Krax im Nationalparkzentrum.
In der Wald-Spiellandschaft vollziehen sie zudem interaktiv nach, wie es in der Urzeit aussah, und suchen im Fossilienfelsen nach Donnerkeilen und Versteinerungen in der Kreide.
Der Königsstuhl und die anderen Kreidefelsen wirken auch vom Boot aus eindrucksvoll. „Kalinin“-Kapitän Helmut Wünscher sieht so aus, wie man sich einen Kapitän vorstellt: dichter, grauer Bart, strahlende Augen, breites Lachen. Er schippert die Gäste ab Sassnitz zum Kap Arkona.
Die Tage sind vollgepackt auf Rügen. Schließlich steht noch zur Debatte, ob wir einen Ausflug zur Straußenfarm nach Karnitz unternehmen. Auf der Streichelfarm leben außer Straußen auch Kängurus, Hasen, Pferde, Ziegen und Meerschweinchen. Kinder können sich dort im Bogenschießen beweisen und beim Goldwaschen nach Schätzen suchen. Größere Kinder brennen darauf, nach Sassnitz ins Museum für Unterwasserarchäologie zu fahren. Und natürlich zur Kartbahn nach Bergen. Langeweile? Auf Rügen ein Fremdwort. Im Sommer geht’s wieder hin.