See mit Grandezza: Der Comer See und seine prachtvollen Villen
Bellagio (dpa/tmn) - Adlige und reiche Kaufleute ließen sich rund um den Comer See prunkvolle Villen erbauen - sogar ein deutscher Kanzler verbrachte in einem der Häuser gerne seinen Urlaub. Heute stehen viele zur Besichtigung offen.
Es muss das Zusammenspiel von fast hochalpiner Landschaft und mediterraner Pflanzenwelt sein, das den unwiderstehlichen Reiz des Comer Sees ausmacht. Im Norden drängen sich die Zweitausender so dicht an den drittgrößten italienischen See, dass man sich wie im Hochgebirge fühlt, und in der Mitte schiebt sich das Vorgebirge des Bellagio heran.
Adlige und reiche Kaufleute erbauten an den Ufern des Sees prunkvolle Villen und legten Gärten mit mediterranen Pflanzen an. Zum Glück hatten sie nicht nur Geld, sondern auch Geschmack, und so entstanden rund um den Comer See zahlreiche Meisterwerke der Kunst und der Architektur.
Am bequemsten erobert man den langgestreckten See per Schiff. Und wer sich Bellagio, der „Perle des Comer Sees“ vom Wasser nähert, hat einen unvergleichlichen Anblick. Der in der Hochsaison von Touristen überlaufene Ort hat sich an der äußersten Spitze einer Halbinsel angesiedelt, die den Comer See in seinem südlichen Bereich in zwei Arme teilt und das Aussehen eines auf den Kopf gestellten Ypsilon verleiht.
Bellagio wurde schon von den Römern gerühmt. Vergil besang seine Schönheit, und Plinius der Jüngere, Spross einer reichen Patrizierfamilie aus Como, ließ sich hier eine Villa bauen. Sein Denkmal steht auf der Höhe im Park der Villa Serbelloni. Die Gärten sind öffentlich zugänglich und bieten einen überwältigenden Blick auf Bellagio.
Eine mit Platanen bestandene Allee führt zur Villa Melzi, deren Gartenanlagen ebenso öffentlich zugänglich sind wie das kleine Museum in der Orangerie, das ein paar Fresken und archäologische Funde präsentiert. Erbaut wurde die Villa 1808 von Francesco Melzi d'Eril, einem Günstling Napoleons. Melzis Intimfeind, Graf Sommariva, sah sich daraufhin bemüßigt, die Villa Carlotta am gegenüberliegenden Ufer bei Tremezzo noch großartiger umzubauen. Alles sollte schöner, edler und prunkvoller werden, was wegen der Hanglage kein einfaches Unterfangen war.
Bekannter als Tremezzo ist bei Deutschen sein Ortsteil Cadenabbia. Dort verbrachte der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer in der Villa La Collina regelmäßig seinen Sommerurlaub. Auf ausgedehnten Wanderungen, auf dem Wasser und beim Bocciaspiel entspannte der prominente Gast von der Politik. Seit 1977 befindet sich die Villa im Besitz der Konrad-Adenauer-Stiftung und dient als internationales Begegnungszentrum.
„Von seiner schönsten Seite zeigt sich der See bei Lenno“, erzählt der Kellner im Straßencafé und empfiehlt eine Bootstour zur Villa del Balbianello. Wer den in den See hineinragenden bewaldeten Landrücken und die ihn bekrönende Villa vom Wasser aus erblickt, kann nur zustimmen.
Einst als Franziskanerkloster gegründet, ließ Kardinal Durini gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen auf verschiedenen Terrassen angelegten Villakomplex am steilen Ufer errichten, der als Filmkulisse für George Lucas' „Starwars Episode 2“ und auch für verschiedene James-Bond-Filme als Kulisse diente.