Terror in der Türkei - Was sagt das Auswärtige Amt dazu?
Berlin (dpa/tmn) - Urlaub soll entspannen und gilt gemeinhin als „die schönste Zeit des Jahres“. Dieses Ideal verträgt sich nicht mit Bildern von Bomben und Schüssen. Wenn in einem beliebten Urlaubsland Kämpfe ausbrechen oder Attentate verübt werden, dann ist die Aufregung unter Touristen groß.
Derzeit steht die Türkei unter besonderer Beobachtung, weil sie Angriffe gegen den Islamischen Staat (IS) und die PKK in Syrien und im Irak fliegt - und weil der Terror dadurch ins eigene Land getragen werden könnte. So hat das Auswärtige Amt seine Sicherheitshinweise für die Türkei zuletzt verschärft.
Für die Reisebranche sind diese Einschätzungen elementar wichtig - von ihnen hängt ab, was zum Schutz von Touristen getan werden muss. Spricht das Auswärtige Amt eine Reisewarnung aus, fliegen die Reiseveranstalter ihre Kunden so schnell es geht nach Deutschland aus. Urlauber dürfen dann kostenlos umbuchen oder stornieren. Das kommt aber nur sehr selten vor. Für die Türkei gibt es derzeit keine Reisewarnung. Die Sicherheitshinweise unterscheiden sich je nach Region aber deutlich.
Die wichtigste Botschaft für Sommerurlauber lautet: Die türkischen Luftangriffe haben „bisher keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Ferienregionen“, schreibt das Auswärtige Amt. Urlaub in Antalya, Bodrum oder Alanya ist also ohne Sicherheitsbedenken möglich. Anders sieht es bereits aus, wenn Reisende durch das Landesinnere reisen. Das Außenamt rät in diesem Fall zu „besonderer Umsicht und Vorsicht“. Es könne zu Anschlägen der kurdischen PKK kommen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte den Friedensprozess mit der verbotenen Arbeiterpartei zuletzt kurzerhand auf. Beobachter befürchten, dass der Konflikt jetzt eskalieren könnte.
Ungewöhnlich präzise äußert sich auch das Auswärtige Amt nun zur Sicherheitslage in Istanbul. Die Stadt am Bosporus gilt bei Touristen seit einigen Jahren als besonders hip, entsprechend wachsen die Besucherzahlen. Es gebe „Hinweise auf mögliche Anschläge auf die U-Bahn und Bushaltestellen in Istanbul“, schreibt das Auswärtige Amt. Gleichwohl rät die Behörde nicht von Aufenthalten in der Stadt ab - eine ansonsten nicht unübliche Empfehlung bei greifbarer Gefahr, die unterhalb der Schwelle einer Reisewarnung liegt.
Nicht neu ist der Hinweis für das Grenzgebiet zu Syrien und Irak: „Angesichts der angespannten Situation wird dringend empfohlen, sich nicht in der Nähe der Grenzen zu Syrien und Irak aufzuhalten und insbesondere Grenzanlagen zu meiden.“ In der Grenzstadt Suruc kam es am 20. Juli zu einem Anschlag des IS mit 32 Toten. Das Auswärtige Amt schreibt dazu: „Es besteht die Gefahr von weiteren terroristischen Anschlägen und Entführungen von ausländischen Staatsangehörigen besonders in Grenznähe.“ In folgenden Provinzen bestehe „ein erhöhtes Risiko für Reisende“: Hatay, Kilis, Gaziantep, Sanliurfa, Diyarbakir, Mardin, Batman, Bitlis, Bingöl, Siirt, Mus, Tunceli, Sirnak, Hakkari und Van. Davon sind aber nur wenige Türkei-Reisende betroffen.
Ohne Auswirkungen sind die Entwicklungen in Syrien aber nicht: Der Studienreiseanbieter Studiosus - immerhin Marktführer in Deutschland - hat Osttürkei-Rundreisen wegen der riskanten Sicherheitslage abgesagt.
In der Gesamtschau sind die Sicherheitshinweise für die Türkei verhältnismäßig moderat. Für das Grenzgebiet und den Südosten des Landes spricht das Auswärtige Amt zum Beispiel keine explizite Teilreisewarnung aus. Eine solche Warnung wird gegeben, wenn nur in einer bestimmten Region eines Landes Gefahr für Leib und Leben herrscht - und selbst das hätte noch keine Auswirkungen auf die Touristen an der türkischen Riviera.
Dass der klassische Badeurlaub am Meer trotz Terror in anderen Landesteilen munter weiterläuft, dafür ist Ägypten ein gutes Beispiel. Dort gibt es schon seit langem eine Teilreisewarnung für die nördliche Sinai-Halbinsel, in Kairo kommt es immer wieder zu Anschlägen. Das stört die Urlauber in den Touristenhochburgen wie Hurghada oder Marsa Alam am Roten Meer allerdings herzlich wenig.
Und dass selbst ein grausamer Anschlag auf Urlauber nicht unbedingt eine drastische Verschärfung der Reisehinweise nach sich ziehen muss, zeigt aktuell das Beispiel Tunesien. Dort ermordete ein Attentäter in einem Strandhotel im Badeort Sousse 38 Urlauber und traf damit das Herz des Tourismus - mehr Horror geht kaum. Und doch warnt das Auswärtige Amt derzeit nicht vor Tunesien-Reisen. Urlauber sollten nun lediglich „besondere Vorsicht und Wachsamkeit walten lassen“. Die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes - sie bieten immer wieder Anlass für hitzige Diskussionen.