Tipps für den EM-Besuch in Polen
Berlin (dpa/tmn) - Zusammen mit der Ukraine ist Polen Gastgeber der Fußballeuropameisterschaft 2012. In diesem Sommer wird es auch etliche Deutsche dorthin ziehen, die sich in Polen noch nicht auskennen.
Dabei gilt das Motto: Gut geplant ist halb gewonnen.
Wo liegt eigentlich Posen, wie heißt Breslau auf Polnisch - und wie weit ist es von Danzig nach Warschau? Solche Fragen stellen sich etliche Fußballfans spätestens im Sommer und viele schon jetzt. Denn wer im Juni und Juli zur Europameisterschaft nach Polen oder in die Ukraine will, reist häufig in Städte, die er noch nicht kennt. Die Tourismusexperten aus Polen haben für die Planung deshalb ein neues Internetportal entwickelt, das am Donnerstag bei der Reisemesse ITB in Berlin vorgestellt wurde.
Genau gesagt sind es sogar zwei Plattformen mit Hilfsangeboten für die EM-Vorbereitung, wie Polens stellvertretende Tourismusministerin Katarzyna Sobierajska erläuterte: Polish Guide und Polish Pass. Portal Nummer eins biete insbesondere Informationen etwa zu Hotels, Restaurants oder auch kulturellen Angeboten in den polnischen Städten während der EM, sagte Sobierajska.
User können sich dort ein eigenes Profil anlegen, je nach dem, wann sie zur EM fahren und die Spiele welcher Mannschaft sie vor allem verfolgen wollen. Das Portal hilft mit Tipps für die Unterkunft, mit Informationen darüber, wo das Team untergebracht ist, wo und wann es trainiert, wo es Fanzonen fürs Public Viewing gibt und was man sich in der jeweiligen Stadt außer dem Stadion als Tourist noch ansehen sollte.
In sechs Sprachen, darunter Deutsch, lassen sich zu allen vier Austragungsorten Danzig (Gdansk), Posen (Poznan), Warschau und Breslau (Wroclaw) Daten abrufen, bis hin zu Stadionplänen und Anfahrttipps. Darüber hinaus finden sich „praktische Informationen“, etwa zu Roaming-Gebühren beim Telefonieren mit dem Handy oder zum Risiko, an gefälschte Tickets für die Spiele zu geraten.
Navigieren lässt sich in dem Portal über eine Karte, auf der man sich zum Beispiel anzeigen lassen kann, etwa wo Konsulate zu finden sind. Ein Link führt zur offiziellen Seite mit Informationen zur EM im Nachbarland Ukraine, die das Turnier zusammen mit Polen ausrichtet. Gerade deutsche Fans dürfte das durchaus interessieren: Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihre Vorrundenspiele in den ukrainischen Stadien.
Planungshilfe Nummer zwei ist der Polish Pass. Online lassen sich auf der Website zum Beispiel Bahnkarten beziehungsweise Flugtickets kaufen, Hotelzimmer buchen oder das alles auch mit einer Auslandskrankenversicherung und ÖPNV-Ticket kombinieren. Für das Login muss unter anderem die Nummer des Personalausweises angegeben werden, dann wählt der User die Angebote aus, die er in Anspruch nehmen möchte und kann sich den Beleg dafür ausdrucken. Hotels in der Ukraine lassen sich leider nicht buchen, aber Flüge von Polen in die Ukraine und umgekehrt - für Fans, die zur EM in beide Länder wollen.
Bei den Unterkünften stehen nach Angaben des Polnischen Fremdenverkehrsamtes rund 150 000 Betten zum Buchen über die Polish-Pass-Seite zur Verfügung. Insgesamt ist die Bettenzahl aber noch deutlich höher, wie Rafal Szmytke, der Präsident der Polnischen Tourismusorganisation, erläuterte: So gibt es in Warschau und Umgebung 85 000, in Danzig und den benachbarten Urlaubsorten an der Ostseeküste 200 000 und in Posen sowie Breslau jeweils 60 000 Übernachtungsplätze.
Ein Hotel ist bereits ausgebucht: Das „Dwór Oliwski“ bei Danzig, in dem viele Fans gerne wohnen würden. Das 5-Sterne-Haus hat einen beachtlichen baumumstandenen Garten, ist in einem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert untergebracht, es ist nicht weit zum Stadion und nur 15 Kilometer vom Flughafen entfernt. Im Weinkeller lagern 200 gute Tropfen, es gibt Spa, Sauna und Jacuzzi und so manches andere, was den Aufenthalt angenehm macht. Aber nichts geht mehr: Hier wohnt bei der EM die deutsche Nationalmannschaft.
Joachim Löw soll die tolle familiäre Atmosphäre gelobt haben. „Ob er die Zimmer schon verteilt hat, wissen wir nicht“, sagte Jan Wawrzyniak, Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Berlin. „Aber ich kann mir gut vorstellen, dass nach der EM viele im Bett von Podolski übernachten wollen.“ Während der EM dürften die Preise für Hotelzimmer deutlich anziehen. Dennoch seien selbst zu den Spieltagen noch vergleichsweise preiswerte Unterkünfte zu finden. Wawrzyniak empfiehlt aber, besser rechtzeitig zu buchen.
„Für alle, die nicht das Glück hatten, eine Karte zu bekommen, ist Public Viewing die Gelegenheit, das Feeling der Spiele zu erleben“, sagte Katarzyna Sobierajska. Nach der Einschätzung von Jan Wawrzyniak war das in Polen bisher wenig bekannt. Aber die Chancen stehen gut, dass sich das mit dem „Sommermärchen 2012“ ändert. Jedenfalls soll es in allen Austragungsorten Möglichkeiten zum gemeinsamen Gucken der Spiele und zum Feiern von Toren, Siegen und gelungenen Szenen geben.
In der polnischen Hauptstadt Warschau ist eine riesige, 120 000 Quadratmeter große Fanzone rund um den Kulturpalast auf dem Paradeplatz, auf Polnisch plac Defilad, geplant. Er liegt mitten in der Altstadt, nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt. Auf acht Großbildleinwänden sollen Fans hier die Spiele verfolgen können, auf zwei Bühnen gibt es Programm, für die Zeit, in der der Ball nicht rollt. Bis zu 100 000 Fans sollen in der Fanzone Platz finden.
In Breslau (Wroclaw) verteilt sich die Fanzone auf den Marktplatz in der Altstadt (Rynek) und den Salzmarkt (plac Solny). Dort könnten nach Angaben des Polnischen Fremdenverkehrsamtes rund 25 000 Fans gemeinsam feiern. Auch hier werden die EM-Spiele auf mehrere Großleinwände übertragen.
In Danzig (Gdansk) ist die Fanmeile nördlich der Altstadt zu finden, auf dem plac Zebran Ludowych. Nach den Schätzungen der Veranstalter haben dort 30 000 Fans Platz. Wenn die Mannschaften nicht auf dem grünen Rasen sind, ist ein Rahmenprogramm geplant, zu dem unter anderem Konzerte mit polnischen und internationalen Musikern gehören. In Posen (Poznan) gibt es eine Fanzone am plac Wolnosci, auf der bis zu 30 000 Fans feiern können - wenn sie sich das Bier denn leisten können.
Polnische Medien haben bereits darüber spekuliert, wie stark die Bierpreise zur EM steigen, wenn tatsächlich bis zu eine Millionen Gäste kommen. Aber Rafal Szmytke will jede Hysterie im Keim ersticken: „Für deutsche Touristen bleibt Polen sehr günstig.“