Tulpen und Mietschwäne: Der Keukenhof lockt wieder
Lisse (dpa/tmn) - Der Keukenhof im niederländischen Lisse zieht Blumenfreunde aus weitem Umkreis an: Im „größten Blumenzwiebelgarten der Welt“ blühen jede Saison Millionen von Tulpen. Bald ist es wieder so weit: Am 22. März öffnet der Keukenhof die Tore.
Jedes Jahr pilgern Hunderttausende Blumenfreunde nach Südholland. Ziel ist ein großer Frühlingsgarten: der Keukenhof in Lisse. Hier blühen Meere von Tulpen, Narzissen, Traubenhyazinthen, jedes Jahr in neuen Mustern. Das frische Grün der 2500 Parkbäume unterstreicht die Farbenpracht. An diesem Wochenende ist es wieder so weit: Der Park öffnet am Donnerstag (22. März).
Über 51 Millionen Besucher haben den 32 Hektar großen Keukenhof, gelegen zwischen Den Haag und Amsterdam, bereits besucht. Immerhin nennt er sich „Größter Blumenzwiebelgarten der Welt“. Für Tulpenfans ist die Leistungsschau der holländischen Blumenzüchter ein Muss: Pro Saison blühen hier 4,5 Millionen Tulpen in 100 Varianten, mit Narzissen, Kaiserkronen und anderen Zwiebelblumen. Für 2012 wurden 7 Millionen Zwiebeln von 90 „Hoflieferanten“ gesetzt - per Hand.
Keukenhof heißt auf Deutsch „Küchenhof“. Er war einst der Garten der Gräfin von Holland, Jacoba von Beieren, gestorben 1436 mit 35 Jahren. Sie soll im Küchengarten neben dem Schloss immer frische Kräuter gepflückt haben. Kern des heutigen Geländes ist ein Park, den der Landschaftsarchitekt Jan David Zocher im 19. Jahrhunderts um das Schloss Teylingen anlegte. Dieser wurde erstmals 1949 vom damaligen Bürgermeister von Lisse, der für die Blumenzwiebelzüchter der Gegend werben wollte, in ein Blütenmeer verwandelt.
Der historische Garten der Anlage lockt die meisten Besucher. Auf diesem Stück wachsen historische Frühjahrszwiebeln und Knollen, alte Tulpenarten vom Ende des 16. Jahrhunderts und Narzissen aus dem 17. Jahrhundert. Darunter sind Blumen, die heute nicht mehr oder kaum noch zu kaufen sind. Viele stammen aus dem Hortus Bulborum in Limmen, wie etwa die gestreifte Rembrandtulpe. Der Hortus Bulborum ist die nationale Zwiebelblumensammlung der Niederlande mit einer einzigartigen Tulpensammlung - über 2600 verschiedene Arten, Sorten und Varietäten gedeihen hier.
Neu im Historischen Garten ist die Rekonstruktion von acht Blumenbeeten aus dem ältesten botanischen Garten der Niederlande, dem Hortus Botanicus in Leiden aus 1590, gegründet einst von Carolus Clusius. Der Arzt und Botaniker nahm 1592 die erste Tulpe mit in die Niederlande. Hier blühen nicht nur antike Tulpen und Krokusse, sondern auch Anemonen, Fritillaria und Lilien. Und auf den Bänken entlang der Mauer ist auch der wärmste Platz des Parks.
Andere Besuchermagneten sind der Brautgarten und der Hochzeitsweg, der im ältesten Parkteil liegt. Er ist gesäumt von überschäumend rosa blühenden Zierkirschen, die Blüten in den Beeten nehmen die Farbrichtung mit Lila, Pink und Weiß auf. Dieser Bereich diente schon sehr oft Brautpaaren als Kulisse für ihr Hochzeitsfoto. Unterhaltsam ist der „Walk of Fame“ - hier blühen Tulpen mit berühmten Namen: Mickey Mouse, Putin, Van Gogh und Rotkäppchen etwa.
„Verführung“ ist dieses Jahr das Motto der Inspirationsgärten. „Ein guter Garten verführt dazu, Zeit in ihm zu verbringen“, sagt Annemarie Gerards, Pressesprecherin des Keukenhofs. Wichtig sei dabei, zu wissen, wozu der eigene Garten dienen soll. „Ob als Ruhepol, einfach nur zur Freude oder nützlicher Gemüsegarten.“ Und weil Vormachen hilft, wurden sieben bis 120 Quadratmeter große Beispiel-Gärten angelegt. Dort windet sich etwa ein Band aus Frühlingsblumen oder „fließt“ ein Fluss aus blauen Traubenhyazinthen.
Seit einigen Jahren gibt es Partnerländer auf dem Keukenhof. In diesem Jahr ist es Polen - für die niederländischen Blumenzwiebelzüchter und den Tourismus ein immer wichtigerer Markt. Unter anderem ist ein Mosaik aus 50 000 Blumenzwiebeln zu sehen, das den 1810 in Polen geborenen Pianisten Frédéric Chopin darstellt.
Einen Blumenkorso wird es dieses Jahr auch wieder geben. Am Samstag (21. April) begeben sich rund 50 üppig geschmückte Prunkwagen auf die 40 Kilometer lange Strecke von Noordwijk nach Haarlem. Am Nachmittag fährt der von Musikkorps begleitete Zug am Keukenhof Corso Boulevard entlang.
Wer durch den täglich von 500 Gärtnern gepflegten Keukenhof spazieren möchte, kann 15 Kilometer Wege ablaufen. Und sich dann in fünf Restaurants vom Blumengucken erholen. Sechs Souvenirläden locken und drei Blumenzwiebel-Verkaufstellen. Hier gilt: Bestellen ja, mitnehmen nicht. Die ausgesuchten Zwiebeln werden erst im Herbst zum Käufer geschickt - damit eine schöne Blüte im nächsten Frühjahr sicher ist.
Im Frühjahr ist in Südholland das Wetter noch nicht stabil. Daher gibt es auf dem Keukenhof 7500 Quadratmeter überdachte Fläche. Im Willem Alexander Pavillon sind allein 4400 Quadratmeter mit Tulpen bepflanzt. Im Oranje Nassau Pavillon gibt es wechselnde Blumenausstellungen zu sehen. Und im Pavillion, der nach der Königin Beatrix genannt wurde, werden vor allem Orchideen gezeigt.
Wenn der Park schließt, ist kein Zutritt mehr möglich. Der Keukenhof ist kein öffentliches Gelände, sondern gehört der Stiftung Keukenhof. Auch die zwölf Schwäne, die so romantisch über die Wasserwege paddeln, müssen dann wieder nach Hause: Sie sind für die Dauer der Ausstellung angemietet.