Seychellen: Segeltörn mit „Käpt’n Magnum“
Das Ziel heißt: Sonne! Mit dem Katamaran rund um die Trauminseln im Indischen Ozean.
Düsseldorf. Die Seychellen einmal nicht vom eingezäunten Luxushotel aus entdecken, sondern mit einem Katamaran — das klingt vielversprechend. Der Knackpunkt: Die zwei Wochen auf dem Katamaran mit den drei Kabinen müssen mit vier fremden Männern geteilt werden. Es liegt auf der Hand, dass man sich auf einem Boot von nur zehn Metern Länge kaum aus dem Weg gehen kann.
Treffpunkt ist die Marina „Eden Island“ in Victoria auf Mahé, der größten Insel rund 1600 Kilometer von der afrikanischen Ostküste entfernt.
Victoria mit seinen 22 000 Einwohnern ist ein verschlafenes Städtchen, dessen Geschäfte täglich gegen 16.30 Uhr schließen. Die Restaurants kann man an den Fingern einer Hand abzählen, Souvenirläden gibt es lediglich vor dem „Nationalmuseum“. Die Temperatur auf den Seychellen liegt jeden Tag bei 33 Grad, und das sowohl tagsüber als auch nachts. Doch nicht nur die Hitze, auch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit lässt Touristen schwitzen.
Hinter dem Jachthafen liegt „Eden Island“, eine künstliche Insel, zu der eine Brücke vom Festland führt. Eden Island ist ein gigantisches Immobilienprojekt mit Luxusvillen, die jeweils über eigene Jacht-Anlegeplätze verfügen und durch Wege verbunden sind, über die Hotelpagen mit Elektrokarren flitzen.
Dominiert wird diese Szenerie von einem neuerbauten Schloss auf dem dicht bewaldeten Berggipfel, das ein Scheich dort errichten ließ. Es wird von riesigen Scheinwerfern angestrahlt, und weil die Wolken sehr tief hängen, sind diese ebenfalls illuminiert, geben dem Ganzen einen Hauch von Schloss Frankenstein.
Nach und nach trudeln die Mitsegler ein, und bei deutschem EKU-Bier (es ist auf den Seychellen nach dem Seybrew das beliebteste) lernt sich die Mannschaft kennen. Peter, der Skipper, macht einen sehr umgänglichen Eindruck und ist Schauspieler Tom Selleck wie aus dem Gesicht geschnitten, sogar die Schnurrbartform passt. Vorsorglich, man weiß ja nie, wie die Versorgung auf den kleinen Inseln ist, die wir ansegeln wollen, bunkern wir fünf Flaschen Whisky in der Bordbar. Diese sollten uns an den Männerabenden an Bord noch gute Dienste leisten.
Leinen los! Der Katamaran Moorings 4000 hat eine Segelfläche von 96 Quadratmetern, so dass wir schon bei leichtem Wind gut vorankommen.
Peter, unser „Käpt’n Magnum“, teilt seine Matrosen für verschiedene Aufgaben ein: Anker lichten, Beiboot klarmachen, Segel hochziehen. Wenn dann alles geschafft ist, der Wind die beiden Segel bläht und die kleinen Tropeninseln gemächlich vorbeiziehen, stellt sich bei allen ein wohliges Glücksgefühl ein.
Die zweite Nacht verbringt die Männerrunde auf offenem Meer in der Bucht von Grand Anse, einem herrlichen Sandstrand von Praslin. Dann geht es auf Tour, deren Highlight die Besichtigung der Coco de Mer ist. Diese unverkennbaren Kokospalmen gibt es nur auf den Seychellen, es gibt sie in zwei Ausführungen: Die Nüsse der weiblichen Palmen sind wie eine Vagina geformt, die männlichen wie ein spitzer Penis. Nicht nur die Kokosnüsse, auch die feenhafte Stimmung im Naturpark mit Palmen, die metergroße Blätter haben, ist unvergesslich.
Viele Palmen in dieser Unesco-Weltkulturstätte haben ein Alter von 800 bis 1000 Jahren. Die Coco de Mer-Früchte kann man auch kaufen und (mit einer gültigen Ausfuhrgenehmigung) mitnehmen, wobei eine Frucht zwischen 150 und 600 Euro kostet. Also nicht unbedingt ein Souvenir für jeden Geldbeutel.
Auf der Rückfahrt statten wir einem Supermarkt einen Besuch ab, die beiden Kühlschränke an Bord sind fast leer. Lebensmittel auf den Seychellen sind zum Teil teurer als in Deutschland. Insbesondere Obst und Gemüse sind rar, tropische Früchte wie Mango, Papaya, Melonen oder Kokosnüsse gibt es kaum. Seltsam.
Drei Tomaten, in Plastik verschweißt, kosten drei Euro. Dafür sehen wir am nächsten Abend auf La Digue einen Fischer, der seine prächtigen frisch gefangenen Papageienfische für nur rund 30 Cent pro Stück zum Verkauf bietet. Im Restaurant landen diese dann mit Gemüse und Kartoffeln für 15 Euro auf dem Teller.
Während auf Mahé und Praslin die meisten Gäste in Fünf-Sterne-Luxusresorts residieren, geht es auf La Digue ursprünglicher zu. Außer einem Taxi und ein paar Lieferwagen gibt es keine Autos, man fährt Fahrrad oder läuft, was bei einer Insellänge von rund vier Kilometern auch nicht sonderlich schwer ist.
Den Traumstrand von Grand Anse können wir mit dem Katamaran nicht anlaufen, der Wellengang ist zu hoch. Wir nehmen das Dingi und entdecken an Land die erste und einzige Strandbar der Seychellen. Der weite, schneeweiße Sandstrand ist menschenleer, die Wellen schlagen hoch, und auf den schwarzen Felsen flitzen Eidechsen. Unvergesslich.
Zurück zum Katamaran geht es wieder mit dem Dingi, dem Beiboot mit Motor, das jeder Katamaran im Huckepack hat.
Auf La Digue lohnt die Besichtigung des Union Estate. Riesenschildkröten im Schatten eines großen Felsens, die vergessene Kolonialvilla eines französischen Gouverneurs, ein Piratenfriedhof, eine Vanilleplantage, eine historische Bootswerft, eine Kokosmühle, die von einem Maultier angetrieben wird, sind für rund sechs Euro zu besichtigen. Frische Vanilleschoten und sagenhaft gutes Kokosnussöl wandern in den Souvenirbeutel.
Das Kokosnussöl leistet schon einen Tag später wertvolle Dienste bei der Sonnenbrandbehandlung. Schon zehn Minuten Schwimmen ohne T-Shirt wird von der Sonne gnadenlos bestraft.