Urlauber spüren wenig von der Krise in Griechenland
Rhodos-Stadt (dpa/tmn) - Straßenschlachten und Streiks - die jüngsten Bilder aus Griechenland wirkten nicht sehr einladend. Kann man da jetzt noch Urlaub machen? Die Antwort: Aber ja. Auf den Ferieninseln bekommen Touristen von der Schuldenkrise so gut wie nichts mit.
So hatte sich Dennis Schladebeck aus Braunschweig den Start in die Flitterwochen nicht vorgestellt: Statt auf Rhodos am Strand zu liegen, saß der 31-Jährige mit seiner Braut am Flughafen fest. Die Fluglotsen in Griechenland streikten aus Protest gegen das Sparpaket der Regierung. Jetzt liegt Dennis Schladebeck am Pool im Ferienort Lindos auf Rhodos. Dort ist von der Wut der Griechen nichts zu spüren. So dürfte es Urlaubern oft gehen.
Mittags am Strand von Faliraki, einem Touristenort an der Ostküste von Rhodos. Die Sonne brennt, das Meer ist blau. Der Mann vom Tretbootverleih hat die Mütze ins Gesicht gezogen und hält offenbar ein Nickerchen. Wird hier etwa auch gestreikt? Es sieht ganz so aus: Hier liegen ja alle nur faul in der Sonne herum!
Echte Proteste sehen natürlich anders aus: Als das griechische Parlament in der letzten Juniwoche das neue Sparpaket abgesegnet hat, gab es in Athen gewaltsame Ausschreitungen. Und zwei Tage wurde gestreikt. Flüge haben sich verspätet, Fähren sind ausgefallen. Aber sonst? „Nichts. Hier ist alles wie immer“, sagt Günther Sagener aus Berlin, ein Urlauber in Faliraki. Ein Blick in die Straßen des Orts zeigt: Die Busse fahren, Geschäfte und Restaurants haben auf.
Dennoch sind einige verunsichert. Er habe ein paar E-Mails von Urlaubern erhalten, die sich Sorgen gemacht haben, als sie die Bilder aus Athen sahen, sagt Christos Palatinakos, der ein Hotel in Lindos managt. Bislang lassen sich die Urlauber aber nicht abschrecken von den Bildern aus Athen. Wer gehofft hat, dass es jetzt in den Hotels und an den Stränden leerer ist, hat sich getäuscht.
Und beginnt in den Urlaubsorten jetzt der Ausverkauf nach dem Motto: „Alles muss raus!“? Nein, davon könne keine Rede sein, sagt Sandra Weber aus Regensburg, die gerade eine Woche Urlaub auf Rhodos gemacht hat. In einer Bar wird als „Special Offer“ ein Cocktail für drei Euro angepriesen. Und ein Geschäft bietet einen Souvenir-Rabatt: Wer fünf Armbändern kauft, bekommt eins umsonst. Ein Räumungsverkauf sieht anders aus.
Für manches müssen Urlauber sogar mehr bezahlen als früher: Ihr sei aufgefallen, dass der Sprit so teuer geworden ist, erzählt Gisela Hense aus München. Auch die Griechen auf den Urlaubsinseln. Dass viele von ihnen sparen müssen, können aufmerksame Urlauber durchaus beobachten. „Die Restaurants sind leerer“, sagt Gisela Hense. „Die Leute haben einfach kein Geld mehr dafür, die müssen sehen, wie sie überleben“, erklärt der Hotelier Christos Palatinakos.
In Ferienorten wie Faliraki merkt man davon aber wenig. Hier geht das Leben ohnehin erst am späten Abend so richtig los. Dann leuchtet das Riesenrad an der Hauptstraße, aus den Discos wummern die Bässe, und auf den Tischen wird getanzt. Wenn man sich hier umschaut, ist Athen auf einmal ganz weit weg. Das Motto lautet hier: Die Party geht weiter. Engländer, Italiener, Russen und Deutsche drängeln sich an den Theken. Die Urlauber sind hier weitgehend unter sich.
Apropos, wird man da als Deutscher in Griechenland eigentlich schief angesehen? Immerhin hat Deutschland auf EU-Ebene doch einen harten Sparkurs von den Griechen verlangt. Blöde Sprüche dazu bekomme man aber nicht zu hören, sagt Dennis Schladebeck. „Wenn man sich mit Griechen hier unterhält, merkt man schon, dass die schlechte Laune haben. Schlecht behandelt wird man als Deutscher deshalb aber nicht.“