Verrückte Wünsche: Liebenswerte Schrullen

Wer viel Geld hat, hat hohe Ansprüche an seine Reisen. Und oft muss der Urlaub regelrecht verrückt sein.

Sie wollen Regenwasser von den Fiji-Inseln, bestehen auf goldene Bad-Armaturen und neue Toiletten in der Suite: Immer wieder machen Stars wegen ihrer ausgefallenen Wünsche Schlagzeilen. Doch auch für Otto-Normalverbraucher mit dem nötigen Kleingeld scheuen Reiseveranstalter und Hotels keine Mühe, wenn Extras gefragt sind.

Mariah Carey benutzt nur nagelneue Klobrillen, Madonna trinkt ausschließlich Kabbala-Wasser, und lässt sich selbst die Badewanne nur mit Mineralwasser befüllen. Ihre männlichen Show-Kollegen stehen den Damen in Sachen Extrawurst in nichts nach: So mietet Justin Timberlake ganze Hotel-Etagen, in denen vor dem Eintreffen des Sängers sämtliche Filter der Klimaanlage auszuwechseln sind und alle paar Stunden die Türgriffe desinfiziert werden müssen. Sein Kollege Elton John fühlt sich nur wohl bei einer Raumtemperatur von 19Grad und benötigt 40 Kilogramm Eiswürfel zur Kühlung seiner Getränke.

Einige solcher Wünsche mögen Marotten sein, andere dienen sicher dazu, mal wieder eine Schlagzeile zu ergattern. Denn dass sehr vermögende Urlauber durchaus auch normal sein können, weiß Marion Aliabadi vom Edel-Veranstalter Design Reisen in München. Die blonde Power-Frau bietet ihren Klienten nahezu alle Ziele - vom Almhüttenurlaub im Edel-Chalet in den Salzburger Alpen bis hin zum Aufenthalt auf Richard Bransons karibischer Privatinsel Necker Island, auf der rund 50 Bedienstete die Gäste umfassendst versorgen. Eines haben alle Ziele gemeinsam: Sie sind sehr, sehr exklusiv.

Aber: Aliabadis Klienten wünschen sich vor allem eines: Ruhe. "Die meisten reisen an einen Ort weit weg vom Rummel, suchen eher ein verborgenes Plätzchen als St. Tropez", fasst sie zusammen. Verrückte Reisewünsche kommen eher selten vor. Zwar hat sie schon exklusiv einen Hubschrauberflug über Kambodscha organisiert und ein romantisches Dinner im Busch, aber auf goldene Armaturen und andere Kinkerlitzchen kann ihre Klientel gut verzichten. "Da ist vor allem der Wunsch nach viel Privatsphäre, gern mal mit eigenem Butler, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit", sagt Aliabadi.

Auch Pauschalreiseveranstalter wie Dertour, FTI und Airtours kümmern sich mit exklusiven Reiseprogrammen um eine ebensolche Klientel. Kaum feierte der "Gold by FTI"-Katalog im vergangenen Herbst Premiere, galt es schon, den ersten Sonderwunsch zu erfüllen: Ein Paar wollte ein Hotel aus besagtem Katalog buchen, das Ziel war gleichgültig - Hauptsache, der Hund durfte dabei sein. Für die Mitarbeiter des Airtours-Deluxe-Programms galt es, einen Kurztrip auf die Seychellen zu organisieren: Donnerstag hin, Sonntag zurück, dazwischen ein paar romantische Stunden inklusive Candle-Light-Dinner mit Heiratsantrag am pazifischen Zuckerstrand. Ein anderer Kunde ließ sich in Indien eine private Tigersafari zusammenstellen.

Im Deluxe-Katalog von Dertour blättert man sich zu Zielen wie Mauritius, Curacao und La Réunion. Auch hier bemühen sich die Mitarbeiter, "die meist gar nicht so außergewöhnlichen Wünsche, abgesehen von ruhiger Lage weitab von jeglichem Trubel aber ganz nah an Lobby und Restaurant zu erfüllen. Manchmal gar nicht einfach. War da doch die Dame mit Höhenangst, die auf keinen Fall ein Zimmer im Erdgeschoss wollte. Dann das Paar, das wütend vorzeitig eine Malediven-Insel verließ, weil die bevorzugte, aber recht seltene Zigarettenmarke erst am nächsten Morgen eingeflogen werden konnte.

Nicht zu vergessen der Kunde, der die Gästetoilette der Suite mit Rasen auslegen ließ - für seinen Hund. Eine einfache Lösung fand sich für das logistische Problem, das eine Kundin mit dem Ferrari in der Toskana hatte: Der Louis-Vuitton-Schrankkoffer war zu sperrig für die Nobelkarosse; kurzerhand war ein zweiter Fahrer engagiert, der eigens das Gepäckstück chauffierte. Nahezu harmlos scheint dagegen der Wunsch, rote Vorhänge gegen andere auszutauschen.

Für fünf Kunden in Deutschland wird voraussichtlich im kommenden Jahr bereits ein Ausflugswunsch wahr, von dem viele träumen: Sie erleben die Erde rund zweieinhalb Stunden lang aus rund 160 Kilometer Höhe. Nach einem dreitägigen Training geht es mit Bransons Virgin Galactic im wenig figurnahen Raumanzug schwerelos ins All. Bei der einzigartigen Aussicht auf den blauen Planeten, auf dem es stetig weiterhin um große und kleine Extras geht, wird sich womöglich der eine oder andere Wunsch relativieren.

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