ITB: „Talsohle durchschritten“

Der harte Kampf um die Urlauber 2010 unter dem Berliner Funkturm.

Berlin. Kurz vor dem Start der größten Reisemesse der Welt, der 44.ITB in Berlin, gibt sich die Reisebranche - wie gewohnt - optimistisch. Der Manager eines großen Reisekonzern umreißt die Stimmung geradezu poetisch: "So wie man bei der ersten Morgendämmerung sicher sein kann, dass die Sonne bald aufgeht, so kann die Reise-Industrie nach dem erfreulichen Buchungsauftakt mit einem Ende der Krise rechnen."

Der Flughafenverband ADV, der für voriges Jahr einen Rückgang um 3,4 Prozent oder zehn Millionen Passagiere registrieren musste, verkündete sogar definitiv: "Die Talsohle ist jetzt durchschritten." Luxus- und Billigreisen boomen, das touristische Mittelfeld ist noch etwas notleidend. Der große Renner sind weiterhin Alles inklusive-Angebote.

Woher der Wind weht, erkannte auch der TUI-Edeldampfer "Mein Schiff", der gerade als erstes Kreuzfahrtschiff der Oberklasse diesem Trend folgt und auf "Alles inklusive" umstieg.

Am Berliner Funkturm wetteifern vom 10. bis 14. März wieder mehr als 11 000 Aussteller aus 180 Ländern um die Gunst des Reisepublikums. Sogar Djibouti macht sich Hoffnungen und schickt erstmals eine Abordnung. Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und die Mongolei füllen erstmals gemeinsam eine Halle. Werben wollen sie vor allem um Wanderer, Bergsteiger und Naturfreaks.

Von Tourismus-Ministern bis zu Reisekonzern-Chefs: Was in der Branche Rang und Namen hat, ist in Berlin dabei. Einhellige Meinung der Experten: "Das vorige Jahr der großen Wirtschaftskrise hat auch der Reise-Industrie schlimme Einbrüche beschert. Aber es hätte auch noch viel schlimmer kommen können."

Sogar im großen Jammertal des allgemeinen Rückgangs der Buchungszahlen gab es 2009 Lichtblicke: Die Türkei als großer Gewinner des vorigen Jahres kann es sich leisten, als Partnerland dieser ITB aus dem Vollen zu schöpfen. "Wir wollen 2010 noch einen drauf setzen", lautet die türkische Parole.

Aber auch das deutsche Vorzeige-Urlaubsgebiet Mecklenburg-Vorpommern kann über 2009 nicht meckern: 3,5 Prozent oder eine Million Übernachtungen mehr als 2008. Dabei spielten Bundesgartenschau, der Trend zu Autoreisen und der Ausbau der gehobenen Hotellerie eine Rolle.

Die meisten Reiseveranstalter mussten voriges Jahr mit weniger Urlaubern leben. Dennoch weisen die Bilanzen jetzt - dank ausgefeilter Kapazitätsplanung - steigende Gewinne aus.

TUI Deutschland verdiente trotz eines Rückgangs der Buchungen im vorigen Jahr um zehn Prozent mehr Geld. Die TUI-Konzernzentrale, die vor einem Jahr für die 1800 Mitarbeiter Kurzarbeit verordnet hatte, schaltete im Februar wieder auf normale Arbeitszeiten um. Seit Dezember steigen die Buchungen wieder. So wie es derzeit aussieht, machen Fernreisen und die Türkei wieder das Rennen.

Aber auch andere, nicht zum Euro-Raum gehörende Länder können sich darüber freuen, dass Währungsvorteile sich in attraktiven Preisen niederschlagen. Das Euro-Land Spanien, das voriges Jahr einen schweren Stand hatte, beeilt sich, die Preise drastisch zu senken. Schon jetzt sorgen Super-Sonderangebote für eine frühzeitige Schnäppchen-Stimmung. Den Vogel schoss bisher ein Luxus-Resort auf Mauritius ab, das bei Buchung von sechs Nächten den Flug übernimmt.

Die Türkei rückt mit der Tanzshow "Troja" an, die Mongolen locken zum Probesitzen in eine Jurte. Österreich hat einen Mini-Vulkan dabei. Schweden schickt Pipi Langstrumpf an die Buchungsfront. Ungarn will mit Kürtöskalacz-Baumkuchen und Polen mit Posener Martinshörnchen punkten.

Nicht alles ist freilich erfreulich. So sind die Flugpreise vielfach angezogen. Sie sollen noch weiter steigen, was ein Airline-Manager mit dem lapidaren Spruch begründet: "Wir müssen endlich wieder Geld verdienen."

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