Von Hamburg nach Miami: „Norwegian Escape“ sticht in See
Hamburg (dpa/tmn) - Die „Norwegian Escape“, das neue Kreuzfahrtschiff der US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL), ist ein sehr amerikanisches Schiff. Entsprechend ist die Unterhaltung an Bord.
Wenn sich der Vorhang der Bühne für das Broadway-Musical „After Midnight“ hebt, fühlt sich der Gast für eine gute Stunde wie im Harlem der 1920er Jahre. Jazzband, Sänger und Stepptänzer erinnern an den New Yorker Gangsterschuppen „Cotton Club“.
Die große Premiere der „Norwegian Escape“ fand in Hamburg statt. Zum ersten Mal in 49 Unternehmensjahren ging ein Norwegian-Schiff von der deutschen Hansestadt aus auf Kreuzfahrt. Die „Norwegian Escape“ ist gleichzeitig das größte Schiff, das bisher in Hamburg festgemacht hat. Das Auslaufen wurde mit einem stattlichen Feuerwerk über dem Hafen in Szene gesetzt.
Die „Norwegian Escape“ ist die Weiterentwicklung der „Norwegian Breakaway“ und der „Norwegian Getaway“, die beide von Rotterdam aus in See stachen. Auch das neue Schiff vermarktet die Reederei als „Freestyle Cruising Resort“. Das bedeutet: keine Zwänge, keine Sitzordnung und „Freestyle Dining“, also morgens, mittags und abends die freie Auswahl zwischen vielen Restaurants. „Es geht um die Freiheit, sich den Tag zu gestalten“, sagt Christian Böll, Geschäftsführer für Europa bei Norwegian Cruise Line.
Mit Platz für 4266 Passagiere und 326 Metern Länge ist die „Norwegian Escape“ das bislang größte Schiff der sogenannten Breakaway-Klasse. Der Künstler Guy Harvey hat die Unterwasserszene auf dem Rumpf gestaltet. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern liegen die Veränderungen eher im Detail. Eine Übersicht:
Wohnen: Der exklusive Wohnbereich „The Haven“ ist noch einmal um ein Deck gewachsen. „Das Konzept wird sehr gut angenommen“, sagt Böll. Der abgegrenzte Suitenkomplex ist nur per Chipkarte für deren Bewohner zugänglich. Dort erwartet die Gäste Butler-Service, ein exklusives Restaurant mit Außenterrasse und ein eigener Pool. Neu ist ein aufklappbares Glasdach. Wer es besonders luxuriös mag, wählt hier eine der vier Deluxe Owner's Suiten mit 120 Quadratmetern. Es gibt auch Penthouses, Familienvillen und kleinere Suiten.
„Haven“ heißt auf Deutsch Zufluchtsort, und das umschreibt gut die Idee hinter dem Schiff-im-Schiff-Konzept: ein exklusiver Rückzugsbereich für Gäste, die etwas mehr ausgeben können und wollen. Rund 250 Passagiere finden im „Haven“ Platz. An Bord der „Escape“ befinden sich außerdem 82 Studio-Kabinen für Alleinreisende, mehr als auf der „Getaway“.
Essen: Um das Angebot zu erweitern, hat Norwegian den amerikanischen Koch Jose Garces verpflichtet, der sich für das neue „Bayamo“ mit kubanisch inspirierter Küche und die „Pincho Tapas Bar“ verantwortlich zeigt. Eine weitere Neuheit ist das „District Brew House“, eine Bar, die 24 Biere vom Fass und mehr als 50 Flaschenbiere anbietet. Das passt zum aktuellen Craft-Bier- und Mikro-Brauerei-Trend. Weinverkostungen werden im neuen „The Cellars“ ermöglicht. Als neues Konzept präsentiert Norwegian das À-la-carte-Restaurant „Food Republic“ mit Speisen aus aller Welt zum „Probieren und Teilen“, serviert auf kleinen Tellern.
Der Waterfront-Bereich auf Deck 8 wurde noch einmal erweitert. Dort besitzen manche Restaurants einen Außenbereich. Insgesamt gibt es 28 Restaurants an Bord, von denen 11 im Reisepreis inbegriffen sind.
Unterhaltung: Schon wenn man sich der „Norwegian Escape“ im Hafen von weitem nähert, fallen die Wasserrutschen und der Hochseilgarten auf. Hier hat Norwegian noch einmal draufgelegt: Es gibt mit dem Aqua Racer eine neue Tandemrutsche mit zwei parallelen Röhren, und der Kids Aqua Park wurde erweitert. Im Klettergarten gibt es Seilrutschen und - wie bisher auch - zwei Planken, die auf den Ozean hinausragen. Die Passagiere sind beim Betreten natürlich gesichert.
Neben dem Harlem-Muscial „After Midnight“ wird auf der „Escape“ auch das Stück „Million Dollar Quartett“ gezeigt, bei dem eine berühmte Rock-n-Roll-Aufnahmesession unter anderem mit Elvis Presley und Johnny Cash nachgespielt wird. Hollywood-Musik mit Kabarett gibt es zur Dinnershow „For The Record: The Brat Pack“. Das Herz des Schiffes sind die Decks 6, 7 und 8, wo der Gast auf kurzen Wegen die meisten Restaurants, Bars und Unterhaltungsmöglichkeiten erreicht - auch das für amerikanische Schiffe obligatorische Kasino.
Betreuung: Hier gibt es für Familien mit kleinen Kindern eine wichtige Neuheit: Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren werden erstmals ebenfalls betreut. Das kostet zehn Dollar pro Stunde für das erste Kind und acht Dollar für ein Geschwisterkind.
Wellness: Zum ersten Mal gibt es einen Raum mit Pulverschnee im Spa-Bereich, der auf null bis sechs Grad heruntergekühlt ist. Diese Attraktion ist besonders kurios, wenn man bedenkt, in welchem Zielgebiet das Schiff unterwegs ist: Ab dem 14. November fährt die „Norwegian Escape“ nach der Taufe in Miami ganzjährig auf Sieben-Nächte-Kreuzfahrten in der östlichen Karibik. Dabei werden St. Thomas (Amerikanische Jungferninseln), Tortola (Britische Jungferninseln) und Nassau (Bahamas) angesteuert.
Das kommende vierte Schiff der Breakaway-Klasse wird ebenfalls in der Meyer Werft in Papenburg gebaut und soll 2017 aufgeliefert werden. Ob es dann ein amerikanisches Broadway-Musical an Bord geben wird, ist allerdings offen - das Schiff ist allein für den chinesischen Markt konzipiert.