Skifahren in Bulgarien - Borowez erfindet sich neu

Borowez (dpa/tmn) - Die Gondeln in Borowez sehen aus, als würde gleich James Bond aussteigen. Allerdings nicht gespielt von Daniel Craig, sondern von Roger Moore oder Timothy Dalton. Außen sind die retro-futuristischen Kabinen orange und rundlich, innen eng und mäßig bequem.

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Ihr 80er-Jahre-Stil löst sofort eine heftige Nostlagieattacke aus. Damals, als so etwas als modern galt, war Borowez das größte und modernste Skigebiet Bulgariens.

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Französische Firmen bauten Hotelkästen direkt an der Piste. Aus ganz Bulgarien kamen die Familien, Unterkunft und Skipass waren billig. Auch Lyuba Klenova lernte hier, die Pisten hinabzupflügen, später fuhr sie Rennen. „Im Kindergarten in Samokov sind damals alle Kinder Ski gefahren“, erzählt die 36-Jährige. „Es war für uns gratis.“

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Heute könnten sich nur noch wenige Familien in Bulgarien den teuren Sport leisten, sagt Klenova. Und wer genug Geld hat, fahre lieber ins Ausland. Oder nach Bansko, zum Emporkömmling unter den bulgarischen Skigebieten. Seit dort 2003 die neue, hochmoderne Gondel eröffnete, ist der große Skizirkus dorthin weitergezogen. Lyuba Klenovas Job ist es, das zu ändern. „Natürlich wollen wir wieder die Nummer eins werden“, sagt die Marketingdirektorin von Boro Sport. Dafür soll das Skigebiet nun schrittweise modernisiert werden.

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Momentan punktet Borowez vor allem mit seiner günstigen Lage. Aus Sofia fährt man nur eine knappe Stunde. Wintersportler können 58 Kilometer Piste hinabwedeln, die sich in drei Teilgebiete aufteilen.

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Doch Borowez muss dringend investieren. „Früher lag hier so viel Schnee, dass die Bäume nicht zu sehen waren“, sagt Lyuba Klenova, als sie im Lift zwischen den Pisten hinauffährt. Nun ragen die Kiefern mehr als einen Meter aus dem Weiß. Im Rila-Gebirge fällt immer weniger Schnee, wie auf vielen Bergen. Mittlerweile lassen 160 Schneekanonen Kunstschnee auf die Pisten von Borowez rieseln, weitere sind schon geplant.

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Ein anderes Vorhaben im Zehn-Jahres-Plan ist, die alten Gondeln auszumustern. Viel Bürokratie, klagt Klenova. Deshalb sei es auch sehr schwierig, neue Pisten anzulegen. Und deshalb ist der große Plan fraglich, das Skigebiet mit dem kleinen Konkurrenten Maljowiza zu „Super Borowez“ zu verschmelzen. Derzeit liegt das Projekt auf Eis.

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Bis alle Genehmigungen vorliegen und Investoren gefunden sind, ist Lyuba Klenova mit dem Imagewandel beschäftigt. „Wir versuchen, ein Familienresort zu werden“, sagt sie. „Aber das ist schwierig, weil wir über viele Jahre nicht diesen Ruf hatten.“ Wofür Borowez derzeit bekannt ist, sieht man bei einem abendlichen Spaziergang durch den Ort. Jedes dritte Haus an der Vergnügungsmeile ist ein Stripclub, mit pinken Neon-Bunnies über den Türen. Im Minimarkt kosten zwei Liter Bier zwei Euro. „Die Briten haben viel Spaß hier“, sagt Klenova. „Aber es ist kein guter Ruf, dass es hier nur ums Trinken geht.“

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Für jene Besucher, die tatsächlich zum Skifahren kommen, ist der Rummel allerdings ein Segen: Morgens, wenn die jungen Feiertouristen ihren Rausch ausschlafen, kann man ungestört über die frisch präparierten Pisten kurven.