Von Skipass bis Rösti - Im Schweiz-Urlaub wird alles teurer
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Der Schweizer Franken ist nicht mehr an den Euro gebunden. Das lässt die Preise in dem Alpenland kräftig nach oben gehen. Deutsche Urlauber können sich dort weniger leisten.
Die Hoteliers bangen.
Die Nachricht traf die Schweiz völlig überraschend, und sie hat Auswirkungen auf die deutschen Urlauber: Die Schweizerische Notenbank hat den Mindestkurs von 1,20 Franken für 1 Euro am Donnerstag (15. Januar) überraschend aufgehoben. Die Schweizer Währung verteuerte sich danach innerhalb weniger Stunden um mehr als 15 Prozent. Damit bekommen Touristen für einen Euro weniger Schweizer Franken als zuvor. Sie können sich für das gleiche Reisebudget also weniger leisten. Urlaub in der Schweiz wird damit deutlich teurer.
„Der ausländische Gast hat seine Ferien mit seiner Heimwährung kalkuliert“, rechnet Christoph Juen vom Schweizer Hotelverband Hotelleriesuisse vor. „Wenn er damit nun 15 bis 20 Prozent weniger Schweizer Franken bekommt, dann hat er auch ein entsprechend kleineres Budget für seine Ferienausgaben.“ Ein Beispiel: Ein Skipass in Zermatt für sieben Tage kostet für Erwachsene derzeit 387 Schweizer Franken. Für diesen Betrag müssen deutsche Urlauber jetzt ungefähr 380 Euro eintauschen. Vor der Freigabe des Franken waren es dagegen nur rund 322 Euro.
„Die Stärkung des Schweizer Franken bringt eine massive Verteuerung des Ferienlandes Schweiz mit sich und trifft uns im Kern“, erklärt Juen. Die Hotelbranche fürchtet deshalb um ihre deutschen Gäste: Im Jahr 2013 empfing die Schweizer Hotellerie 13 Prozent der Gäste aus Deutschland. Die Zahlen waren vor einigen Jahren deutlich höher. Der schwache Euro hat die Abwärtsentwicklung mit beeinflusst. „Und mit dem aktuellen Währungsschock ist zu befürchten, dass sich diese Tendenz beschleunigt fortsetzen könnte“, schätzt Juen.
Wie sich der Wechselkurs des Franken in Zukunft genau entwickelt, ist allerdings offen. „Wir wissen noch nicht, wohin die Reise geht“, sagt Jörg Peter Krebs, Deutschland-Chef von Schweiz Tourismus. Man stellt sich aber auf schlechte Zeiten ein: „Wenn Sie heute buchen, wissen Sie nicht, wie viel Sie in Ihrem Urlaub bezahlen. Das ist nicht gerade förderlich für das Geschäft.“
Der Tourismus in der Schweiz leidet schon länger unter der starken Währung, die Urlaub in dem Alpenland nicht nur für Deutsche teuer macht. Zuletzt hatte der Franken im Sommer 2011 innerhalb weniger Wochen ungefähr 25 Prozent an Wert gegenüber dem Euro gewonnen. Viele Urlauber entschieden sich damals für ein anderes Reiseziel - zumal das Nachbarland Österreich in vieler Hinsicht vergleichbar ist. Dann intervenierte im September 2011 die Notenbank: Sie kündigte an, einen höheren Kurs als 1,20 Franken pro Euro nicht tolerieren zu wollen. Diese Politik hat die SNB bis zum Donnerstag durchgehalten.
Trotz des Mindestkurses kämpfte die Schweiz in den vergangenen Jahren weiterhin mit den Folgen ihrer starken Währung. Touristiker Jörg Peter Krebs nannte die Lage noch im Dezember eine „wirkliche Herausforderung“ - und da ahnte noch niemand etwas vom Ende des Mindestkurses. Hinzu kommt, dass der klassische Alpentourismus schon seit Jahren stagniert. Tendenziell fliegen die Urlauber heute noch eher in den Süden, als Winterurlaub in den Bergen zu machen.
Aus diesem Grund verschreibt sich die Schweiz schon seit einiger Zeit einem nachhaltigen Tourismus und setzt außerdem auf Vielseitigkeit: Urlauber sollen nicht bloß zum Wintersport und Wandern kommen, ist das Ziel der Tourismuswirtschaft. Das Land biete neben Bergen schließlich auch Kultur, interessante Städte und gutes regionales Essen. Auch ein stärkerer Fokus auf den Sommertourismus soll Besucher anlocken.
Ob die Schweiz die akuten Folgen der starken Währung abmildern kann, um weiter deutsche Gäste ins Land zu bringen, ist fraglich. In der jetzigen Situation sei es zu früh für überstürzte Maßnahmen seitens der Hoteliers, erklärt der Hotelverband. Denkbar wären zum Beispiel Preissenkungen in Hotels und Gaststätten. Doch Tourismusexperte Prof. Volker Böttcher von der Hochschule Harz in Wernigerode ist skeptisch: „Preisrabatte muss man bezahlen können.“ Schließlich hat sich der Franken in einer Größenordnung von 15 bis 20 Prozent verteuert. „Das ist für die Hotels wirtschaftlich ein echtes Problem.“ Der Schweizer Hotelverband spricht von einer „Existenzgefährdung“.
Bei Veranstaltern organisierter Reisen sind Urlauber aber womöglich noch nicht von der Aufwertung des Franken betroffen, erläutert Prof. Böttcher. Die Unternehmen kaufen ihre Leistungen schließlich zu bestimmten Preisen ein. „Da verändern sich die Preise nicht sofort.“ Die Vignette für die Straße oder das Rösti im Restaurant sind dagegen ab sofort für jeden teurer, der in die Schweiz reist. Daran können Hoteliers und Urlauber nichts ändern.