Von „Vogel-Zeigen“ bis „Victory“
Andere Länder, andere Gesten: Im Urlaub sollte man besser auf verfängliche Handzeichen verzichten.
Reden mit Händen und Füßen: Wer im Urlaub sprachlich nicht mehr weiter weiß, der behilft sich mit Gesten. Und das funktioniert häufig ja auch erstaunlich gut. Denn kaum etwas ist so ausdrucksstark wie die Körpersprache. Doch Vorsicht: Manche positiv gemeinte Handbewegung führt in anderen Kulturkreisen zu peinlichen Missverständnissen. Hier ist ein kleiner Führer mit den zehn verfänglichsten Handzeichen.
Das weithin als „Victory“-Zeichen bekannte V aus Zeige- und Mittelfinger stammt aus Nordamerika. Spätestens seit Winston Churchill steht es auch in ganz Europa steht es für Durchhaltewillen und Erfolg. In ganz Europa? Nein, in Griechenland wünscht man sich so „Fahr zur Hölle“. Vorsicht ist mit dem Zeichen auch in Australien geboten: Wer den Handrücken dabei zum Gegenüber hält, der sagt ihm so „F-off“. Dem ehemaligen US-Präsidenten George Bush passierte 1993 dieser Fauxpas bei einem Australienbesuch.
Gefährlich ist auch das Daumen-nach-oben-Zeichen. Wie in Mitteleuropa gilt es auch von Großbritannien über Südafrika bis Korea als positives Signal im Sinne von „alles klar“. Im Nahen Osten muss der Reisende dagegen aufpassen: Im Iran und Irak versteht man den ausgestreckten Daumen als obszöne Geste. Wenn man ihn gar mehrmals nach oben bewegt, wird daraus ein rüder sexueller Affront.
Schau mir in die Augen: Das legen ungeschriebene soziale Regeln von Kultur zu Kultur höchst unterschiedlich fest. Wann ist Augenkontakt angemessen? Wie viel Körperabstand wird noch als höflich angesehen? In Italien und Spanien ist Körperkontakt durchaus üblich, die Menschen stehen nahe beieinander, wenn sie sich unterhalten. Nordamerikaner dagegen entschuldigen sich schon, wenn sie nur nahe an jemandem vorbeigehen, selbst wenn sie ihn gar nicht berührt haben.
Wer den Kopf schüttelt, der sagt Nein. Das gilt in Deutschland und den meisten anderen Teilen der Welt. Anders sieht es in Indien, Bulgarien, Griechenland und Süditalien aus. Ein Ja wird dort durch das Wackeln des Kopfs von rechts nach links und zurück ausgedrückt. Ein Nein dagegen signalisiert dort statt des Kopfschüttelns schnelle Kopfbewegung nach hinten und oben.
Ein Zeichen mit vielen Bedeutungen ist das „Handhorn“ aus ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger: International steht es für eine Aufforderung zum Telefonieren. In Mittelmeerländern bedeutet man dem Gegenüber so aber auch: „Dir wurden Hörner aufgesetzt“. In Argentinien will man sich mit diesem Zeichen vor Unheil schützen. Und wer auf Hawaii die Hand beiden abgespreizten Fingern leicht nach links und rechts dreht, der grüßt seinen Mitmenschen mit der Aufforderung „hang loose!“ (sei locker).
Einige Länder wie die Niederlande kennen übrigens so gut wie keine obszönen Gesten. Andere dagegen entwickelten sogar Zeichen, um derartige Beleidigungen abzuwehren. Die Mexikaner beispielsweise verschränken ihre beiden Hände ineinander und drehen sie nach außen, so dass die Handflächen zur anderen Person zeigen.
Vorsicht beim aus Daumen und Zeigefinger geformten Kreis: Von Deutschland über England und Kanada bis Mexiko steht es als „OK-Zeichen“ für „alles perfekt“. In der Türkei, in Griechenland und Russland symbolisiert die Geste dagegen eine menschliche Körperöffnung — und gilt damit als sehr obszöne Schmähung. In Frankreich und Tunesien begreift man den Kreis als Null und der Gegenüber fühlt sich als ebensolche beschimpft.
Wer mit seiner rechten Faust in die linke Hand schlägt, der besiegelt im Geschäftsleben in zahlreichen westafrikanischen Staaten Zustimmung zu einer Verhandlung und erklärt damit sein Einverständnis. Ganz anders in weiten Teilen Südeuropas und Nordamerikas: Dort steht der Schlag mit der Faust in die Handfläche für „Willst Du Ärger?“. Und im arabischen Raum gilt dieselbe Geste gar als unverhohlene Aufforderung zum Sex.
Zahlenspiele mit zwei Fingern: Hält man in deutschen Kneipen Zeigefinger und Daumen hoch, so bekommt man sogleich zwei Bier serviert. In einem britischen Pub wird dagegen nur eins geliefert. In China gibt es mit demselben Handzeichen sogar gleich acht Getränke, nämlich viermal zwei! In Italien meint die so geschwenkte Hand, dass etwas gar nicht gut ist. Und ganz bleibenlassen sollte man die Geste in Japan. Dort steht sie für eine schlimme Beleidigung.
Übrigens: In Nordamerika dürfen Urlauber bedenkenlos jemandem einen Vogel zeigen. Das Tippen an die Stirn gilt dort als anerkennende Geste und signalisiert dem Mitmenschen ohne große Worte, dass man ihn und was er tut für clever hält.