Reise Zuhause kaufen und über den Wolken in Empfang nehmen
Skandinavische Airlines machen es seit Jahren vor, nun zieht Condor nach dem ersten Jahr Airshoppen Bilanz.
Die Sonnencreme ist im Koffer zu schwer, aber im Handgepäck verboten? Keine Zeit für den Duty-Free-Shop? Die Lösung bietet Airshoppen: Online bestellen und an Bord die Produkte bekommen. In Skandinavien funktioniert das schon seit 25 Jahren.
Seit etwa einem Jahr bietet Condor ihren Passagieren die Möglichkeit, aus mehr als 900 Produkten schon vor Abflug zu wählen und sich dann an Bord die fertig gepackte Tüte liefern zu lassen. „Wir haben das Airshoppen bei skandinavischen Fluglinien abgeschaut“, sagt Rainer Kröpke, Direktor Produkt-Management und Marketing der Thomas Cook Group Airlines. Dort läuft es schon seit 25 Jahren sehr erfolgreich, in Deutschland ist Condor erster und bislang auch einziger Anbieter.
Rainer Kröpke, Direktor Produkt-Management und Marketing Thomas Cook Group Airlines
Mehr Produkte, mehr Umsatz für die Airline — aber auch echte Vorteile für den Kunden: eine wesentlich größere Auswahl an Kosmetika, Schmuck, Süßigkeiten und Spielzeug als im reinen Bordverkauf. „Der Platz in den Bordwagen ist begrenzt, darin haben wir nur das, was im Bordmagazin angekündigt wird“, sagt Kröpke. Das sind etwa 300 Artikel.
Deshalb gibt es ein zweites Magazin extra fürs Airshoppen. Darin enthalten sind alle Produkte, die man auch jederzeit auf der Homepage unter dem Reiter Airshoppen finden kann. „Wir haben mittlerweile regelrechte Sammelbestellungen, an denen eine ganze Familie oder Freunde beteiligt sind“, sagt Kröpke. Im Durchschnitt landen derzeit vier bis sechs Produkte in der Tasche.
Bestellen können Passagiere mit einem gültigen Flugticket bequem von zu Hause per Internet. Sie entscheiden zudem, ob sie die Waren auf dem Hin- oder Rückflug bekommen wollen. Auch während des Hinfluges können Gäste noch eine Liste ausfüllen, was sie gern auf dem Rückflug hätten.
Es gilt allerdings, die Einfuhrbestimmungen des Reiseziels zu beachten: Denn der Gast ist selbst dafür verantwortlich, die Reisefreimengen, zum Beispiel von Alkohol, einzuhalten.
„Unser System prüft aber automatisch, was auf den jeweiligen Flügen überhaupt angeboten wird“, sagt Nicola Burger, Manager Airshoppen Deutschland und Belgien. „Bucht beispielsweise jemand einen Flug nach Mallorca, werden ihm gar keine Zigaretten zur Auswahl angezeigt, da diese auf EU-Strecken nicht verkauft werden.“
Nach dem Kauf bekommen Kunden einen Fragebogen oder werden telefonisch befragt. „Wir wollen uns stetig verbessern, deshalb brauchen wir die Rückmeldung“, beschreibt Kröpke die dazugehörende Marktforschung.
Rainer Kröpke
Ein Ziel hat er klar vor Augen: „Derzeit brauchen wir etwa sechs Tage Vorlauf, bis wir die Artikel liefern können. Das soll demnächst auf zwei bis drei Tage verkürzt werden.“ Denn wer heute aussucht, weil er morgen fliegt, kann nur auf den Bordverkauf hoffen.
„Die Deutschen müssen sich an dieses neue Angebot erst gewöhnen. Und wir die Vorteile für die Reisegäste bekannter machen“, sagt Kröpke. Außerdem gelte es, die Logistik zu verbessern, damit nicht alles erst aus den Depots in Skandinavien nach Deutschland gebracht werden müsse. Auch gibt es noch keine Kundenkonten, die sich Interessierte einrichten könnten. Die Produktauswahl soll möglichst zweimal im Jahr angepasst werden. „Es wird sich etablieren“, sieht Kröpke die Entwicklung optimistisch. Schon jetzt generiert Condor etwa ein Viertel des gesamten Umsatzes beim Bordverkauf aus dem Airshoppen.
Dabei muss der künftige Passagier gar nicht selbst suchen: Mit der Ticketbuchung bekommt er die Airshoppen-Auswahl direkt zugeschickt. Kröpke schätzt: „Wir erreichen die eine Hälfte der Kunden vor der Reise, die andere Hälfte an Bord.“