Vorerst kein Streik - Wie es bei Lufthansa weitergehen soll

Frankfurt/Main (dpa) - Trotz der kurzfristigen Absage eines erneuten Flugbegleiterstreiks lässt bei der Lufthansa die Anspannung kaum nach. Das Unternehmen und die Gewerkschaft Ufo vereinbarten in einer Krisensitzung kaum mehr als einen Fahrplan, um wieder in Verhandlungen zu kommen.

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Ob das klappt, hängt auch an den anderen Luftverkehrsgewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit. Der eingeschlagene Weg ist steinig und kompliziert.

Warum wurde der erneute Streik der Flugbegleiter noch abgesagt?

In einer Krisensitzung hat sich der Vorstand in der Frage der Betriebs- und Übergangsrenten für die rund 19 000 Flugbegleiter der Lufthansa-Kerngesellschaft deutlich auf die Ufo zubewegt. Das Zwischenergebnis der Schlichter Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz aus dem Sommer dient nun doch als Grundlage weiterer Verhandlungen. Versorgungslücken langgedienter Flugbegleiter sollen geschlossen werden und auch für Neulinge soll es fest definierte Rentenbeiträge seitens der Lufthansa geben, sagt Ufo. Die Gewerkschaft hat im Gegenzug ein konkretes Einsparpotenzial zugesagt, das aus ihrer Sicht schon weitgehend in den eigenen konkreten Vorschlägen enthalten sei.

Wie lange wird jetzt nicht gestreikt?

Ufo hat zugesagt, bis zum geplanten Lufthansa-Jobgipfel am 2. Dezember nicht zu streiken. Auch für die Zeit danach soll eine nahtlose Friedenspflicht bis zum Ende einer neuen Schlichtung vereinbart werden. Die Streikpause ist aber noch nicht beschlossen. Verdi hat bislang noch nicht von Streiks gesprochen, während sich die Piloten nach 13 Streikrunden derzeit ganz auf die Rentenverhandlungen konzentrieren. Es könnte also für die Passagiere eine längere Streikpause geben - vielleicht bis zu einer Lösung der Konflikte.

Was wurde zwischen Lufthansa und Ufo vereinbart?

Zu den Renten soll es bilaterale Verhandlungen geben. Außerdem wird eine Schlichtung zu den zahlreichen Themen der „Agenda Kabine“ und des Wachstumsbündnisses angestrebt. Dazu gehören unter anderem Fragen des Berufsbilds, der Reiseregelungen für das Personal oder der Vergütungsstruktur, die allein für Kabinenmitarbeiter relevant sind. Als drittes Element haben Gewerkschaft und Unternehmen vereinbart, den eigentlich schon gescheiterten Jobgipfel mit den beiden anderen Gewerkschaften Verdi und Cockpit doch noch zu retten.

Gipfel, Schlichtung, Verhandlungen zur Rente - gibt das nicht ein heilloses Durcheinander?

Diese Gefahr besteht durchaus, denn auch mit den anderen Gewerkschaften Verdi und Cockpit muss die ausgedünnte Tarifabteilung der Lufthansa parallel weitere Verhandlungen führen. Schon in der Vergangenheit war es stets schwierig, den jeweiligen Verhandlungsstand verbindlich festzuhalten, weil letztendlich immer wieder unterschiedliche Themen miteinander verknüpft wurden. Unklar ist insbesondere, worüber auf dem Jobgipfel gesprochen werden könnte, denn Lufthansa will alle Fragen der Unternehmensstrategie eigentlich im Aufsichtsrat besprechen, in dem auch die drei streitbaren Gewerkschaften vertreten sind.

Hat das neue Vorgehen Auswirkungen auf die laufenden Verhandlungen der anderen Gewerkschaften Cockpit und Verdi?

Das könnte sein, wenn bei den Betriebsrenten eine gemeinsame Lösung gesucht werden soll. Verdi war für das Bodenpersonal ohnehin dagegen, diese Frage mit der aktuellen Lohnrunde zu verknüpfen. Und die Gewerkschaften treibt keine Eile, denn bis zu einer Lösung wirken die zum Jahresende 2013 gekündigten Regeln nach. Auf der anderen Seite gibt es Vorbehalte bei der Ufo und der VC gegen eine gemeinsame Regelung, weil dann Besonderheiten der einzelnen Berufsgruppen nicht ausreichend berücksichtigt werden könnten.

Wo liegen mögliche Knackpunkte?

Neben den schwierigen Rentenfragen, bei denen die Gewerkschaften in Konkurrenz untereinander stehen, gibt es auch für Ufo noch schwierige Spezialprobleme. So hat die Gewerkschaft ihren Plan nicht aufgegeben, auch für Beschäftigte der neugegründeten Eurowings Europe Tarifverträge abzuschließen. Lufthansa hat aber lediglich ihre Absicht erklärt, mit Ufo für ihre deutschen Mehrheitsbeteiligungen zu verhandeln. Die neue Eurowings, die zulasten der Lufthansa-Mutter ausgebaut werden soll, ist aber in Österreich beheimatet und gesellschaftsrechtlich nicht im Mehrheitsbesitz der Lufthansa.

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