Reisegepäck: Harte Schale oder weiche Hülle
Die Zeiten der schweren Lederkoffer sind vorbei. Die Hersteller setzen auf Leichtigkeit und Funktionalität.
Düsseldorf. Am Gepäckband tut sich was. Dutzende Flugreisende haben sich entlang des Rundkurses versammelt und verfolgen gespannt, was da jetzt durch die viereckige, mit schwarzen Gummilamellen verhangene Öffnung aus den Tiefen des Flughafengebäudes befördert und auf die Strecke gespuckt wird.
Mit Klebeband umwickelte verkratzte Hartschalenkoffer aus Kunststoff, weiches Polyestergepäck, das fast zu platzen scheint und verbeulte Aluminium-Trolleys kommen da unter anderem zum Vorschein.
Koffer müssen auf Reisen einiges aushalten — umso wichtiger ist es, dass sie robust sind. Welches Modell das richtige ist, hängt aber noch von vielen anderen Faktoren ab. Wilhelm Sonntag, Fachmann für Produktsicherheit beim TÜV Rheinland, lenkt den Blick auf die Details:
„Lässt sich der Teleskopgriff bei Koffern mit Rollen leicht herausziehen, und rastet er fest ein? Ist er auf verschiedene Größen einstellbar, falls mehrere Nutzer den Koffer ziehen wollen? Stehen die Rollen weit auseinander und sorgen so für mehr Stabilität? Sind Scharniere, Nähte und Reißverschlüsse gut verarbeitet?“ Beachteten Käufer diese Punkte, sei das schon die halbe Miete auf dem Weg zum passenden Gepäckstück, sagt der Experte.
„Nicht jedes Gepäckstück ist für jedes Verkehrsmittel geeignet“, betont Sonntag. Robuste Hartschalenkoffer etwa sind auf Flugreisen eine gute Wahl. Wer mit dem Auto verreist, ist mit Weichgepäck aus Textil oder Leder besser bedient: Das lässt sich etwas zusammendrücken, wenn der Platz im Kofferraum knapp wird.
Eine Rolle spielt aber auch, was transportiert wird: „Wenn man zum Beispiel eine teure Kamera mitnimmt, ist ein Hartschalenkoffer sicherer“, rät Susanna Tröger. Sie ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Reisegepäck bei Galeria Kaufhof an der Königsallee in Düsseldorf. Mittlerweile gebe es auch Hybrid-Koffer, die sich aus weichen und harten Teilen zusammensetzen.
Egal ob hart oder weich: „Die meisten Kunden fragen nach Leichtigkeit“, sagt Susanna Tröger. Beliebte Materialien seien Polycarbonat und Curv — letzteres werde jedoch exklusiv von nur einem Hersteller verwendet. Während ein großer Koffer mit dem Maß 158 Zentimeter (Breite + Höhe + Tiefe) vor einigen Jahren noch locker sieben bis acht Kilogramm wog, gibt es mittlerweile Modelle, die zwei bis drei Kilogramm auf die Waage bringen.
Die 158 Zentimeter sind kein aus der Luft gegriffener Wert: Bei einigen Fluggesellschaften ist das die Höchstgrenze für Freigepäck. Als gängige Gewichtsgrenze gelten 23 Kilogramm, doch auch dabei machen die Anbieter Unterschiede.
„Vor allem wer in die USA fliegt, sollte darauf achten, dass das Schloss den TSA-Standard erfüllt“, rät Susanna Tröger. Neben dem Zahlenschloss befinde sich ein Schlüsselloch, für das Mitarbeiter an amerikanischen Flughäfen einen Generalschlüssel hätten. Wenn sie im Koffer gefährliches oder verbotenes Material vermuten, können sie das Gepäckstück leicht öffnen, ohne das Schloss aufbrechen zu müssen.
Die Rollen der Koffer sollten aus Hartgummi bestehen, die Räder kugelgelagert sein. „Wenn sie vier statt zwei Rollen haben, ist das sehr bequem“, sagt Susanna Tröger. „Dann belastet das Gewicht beim Ziehen nicht mehr die Handgelenke.“ Rucksack-Trolleys hält sie für keine gute Alternative: Schließlich trage der Reisende dann das Zusatzgewicht der Rollen und des Gestänges auf dem Rücken.
Farbe, Motive und Muster seien gefragt, weiß die Expertin. „Schwarze Koffer verschwinden immer mehr.“ Der Grund: Die Reisenden wollen ihr Gepäck auf dem vollen Kofferband am Flughafen oder der Ablage im Zugwaggon schnell wiedererkennen können.