Auf Heines Spuren zur Burgruine Hardenberg

Nörten-Hardenberg (dpa/tmn) - Sie ist nur noch eine Ruine, halb zerfallen und verwittert. Dennoch ist die Burg Hardenberg bis heute die größte Attraktion in Nörten-Hardenberg. Sogar Golfer zieht es zu ihr.

Heute lieben ihn Wanderer, Golfer, Genießer und Reiter. Der erste große Fan des Hardenbergs im Süden Niedersachsens aber war kein Geringerer als Heinrich Heine. 1824 begann der Dichter im Leinetal seine berühmte Harzreise und schrieb: „Es liegen noch viele andere Burgruinen in dieser Gegend. Der Hardenberg bei Nörten ist aber die schönste.“

Von Efeu, Geschichten und Legenden umrankt thront die Burg über dem herrschaftlichen Landsitz der Grafen zu Hardenberg, der alten Kornbrennerei und dem gerade renovierten Burghotel mit seinen traditionellen Fachwerkmauern. Über 1000 Jahre soll sie alt sein. Schlachten, Unwetter, Brände und der Zahn der Zeit haben der einst mächtigen Sandstein-Festung zugesetzt. Vieles wurde restauriert, der Gewölbekeller mit seinen antiken Möbeln wird heute vom Standesamt für Trauungen genutzt.

Lange hatte die Burg den Grafen bei Fehden Schutz geboten. Um 1400 hatte das klamme Bistum Mainz den Hardenbergs die Festung übereignet. In einer Gewitternacht stürzten 1698 große Teile der Burg ein. Die Grafen zogen daraufhin in ihr Stadtpalais ins zehn Kilometer entfernte Göttingen und schließlich 1709 in das neu erbaute Schloss unter der Burgruine. Dort residieren sie bis heute inmitten des öffentlichen Schlossparks, in dem im Winter Schlittschuhläufer über eine riesige Eisbahn flitzen. Umgeben ist das Schloss von Kornfeldern, Wäldern, riesigen Pferdeställen und Reitplätzen.

Der Turnierplatz zwischen Brennerei und Burghotel wird jedes Jahr im Frühsommer zur großen Bühne des internationalen Pferdesports. In diesem Jahr kämpfen Springreiter aus der ganzen Welt vom 10. bis 13. Mai um den Preis der „Goldenen Peitsche“. „Dann pilgern tausende Reitfans auf den Hardenberg und sorgen in dem sonst so beschaulichen Tal für Trubel“, erzählt Hoteldirektor Georg Rosentreter.

Sobald der Reitertross weitergezogen ist, kehren wieder Ruhe und Beschaulichkeit ein - und die Genießer zurück. Gourmets überzeugt Küchenchefin Katja Burgwinkel seit Jahren mit kreativen und zugleich unprätentiösen Gerichten. Benannt ist das Lokal direkt am Turnierplatz nach Novalis. Der 1772 geborene Dichter war nämlich auch ein von Hardenberg. Novalis war sein Pseudonym.

In der gutbürgerlichen Keilerschenke steht Wildschwein immer auf der Karte. Schließlich ist der Keiler das Wappentier der Hardenbergs. „Der Sage nach hat ein Keiler die Grafen einst gerettet“, erzählt Werksmeister Hans Jürgen Kotthaus auf seiner Führung durch die Brennerei - nach eigenen Angaben der zweitgrößte Spirituosenhersteller Deutschlands.

Bei einem nächtlichen Angriff der Ritter der Burg Plesse warnte das aufgeschreckte Wildschwein die Burgherren, die die Attacke so im letzten Moment zurückschlagen konnten. Aus Dankbarkeit nahmen die Hardenbergs das Tier in ihr Wappen auf. Heute zieren tausende Keilerköpfe den Landsitz. Gäste des Hotels und Besucher der Brennerei-Führungen begegnen ihnen ebenso auf Schritt und Tritt, wie Wanderer, die auf Heines Spuren rund um die Burgruine unterwegs sind.

Selbst die Golfer auf dem angegliederten Golfresort können dem Keiler nicht aus dem Weg gehen. Schon bei der Anmeldung bekommt jeder einen „Kleinen Keiler“ geschenkt. Der Likör soll offenbar Mut machen. Und den braucht man auf dem schwierigen Niedersachsen-Kurs auch. Dessen elftes Loch liegt tückisch auf einer Insel in Form eines Keilerkopfes.

„So manchem Golfer wurde der Schlag über das Wasser schon zum Verhängnis“, erzählt Stefan Quirmbach. Er ist Besitzer und Leiter der Golf-Akademie auf dem Hardenberg und als Präsident der deutschen Abteilung der Professional Golfers Association so etwas wie der Obergolf-Lehrer der Nation.

Die Quirmbach-Golf-Schule auf dem Hardenberg verfügt über weitläufige Trainingsanlagen. Auch Golf-Anfänger ohne Club-Mitgliedschaft sind willkommen und können auf einem öffentlichen 6-Loch-Platz üben. Für Könner stehen gleich zwei 18-Loch-Plätze zur Wahl: Der traditionsreiche Göttingen-Kurs mit uraltem Baumbestand ist einer der schönsten, der neue Niedersachsenkurs einer der anspruchsvollsten Turnierplätze im Land.

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