Muttertag weltweit Muttertag: Auf den Malediven hatten die Frauen das Sagen

Von Claudia Kasemann

Urlaub im weißen Sand auf der Malediven-Insel Kudo Bandos im Indischen Ozean.

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„Also, wenn Ihr nur an dem einen Tag im Jahr an mich denken würdet, wäre das ja ganz schön traurig.“ So witzelte die Freundin und Mama stets über den Muttertag, der zunächst von ihr selbst und dann von der ganzen Familie konsequent ignoriert wurde. Mit dieser Einstellung war sie im Bekanntenkreis freilich die Einzige. Denn in unzähligen Familien hierzulande und weltweit wird der Tag als eine schöne Gelegenheit für Besuche, Geschenke und Ausflüge gesehen und als Anlass, die Dame des Hauses hochleben zu lassen.

Zum festen Bestandteil im Jahreskalender zählt der Muttertag in den USA seit den 1910er bzw. 20er Jahren (seine Premiere hatte er 1907) und wird heute in weit über 100 Ländern gefeiert. Vielerorts liegt er im Mai – so auch in Deutschland und den USA, wo er am 2. Mai-Sonntag zelebriert wird. Menschen in Spanien, Portugal und Ungarn würdigen ihre Mütter am 1. Mai-Sonntag, in Ländern wie Frankreich, Schweden oder Algerien ist es hingegen der letzte. Nur vereinzelt steht der Muttertag in anderen Monaten an, wie Februar (beispielsweise in Norwegen), Juni (zum Beispiel in der Mongolei), August (Thailand), im Oktober (Argentinien) oder im Dezember (Indonesien). Manche arabischen Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien oder Syrien begehen den Muttertag zusammen mit dem Frühlingsanfang am 21. März. Einige Staaten in Südosteuropa feiern das Mütterfest zusammen mit dem Internationalen Frauentag am 8. März: So wird es zum Beispiel in Russland, Albanien oder Armenien gehandhabt.

Malediven: Einst
ein Matriarchat

Respekt und Würdigung, aber auch viel Kommerz prägen die Feierlichkeiten am Muttertag. Dabei ist die Ehrung von Müttern in vielen Kulturen seit Jahrhunderten verankert, ganz ohnen einen speziellen Gedenktag. Als „Westler“ staunt man dann zum Beispiel über Kultur auf den Malediven: Was heute als Urlaubsoase mit teils strenger islamischer Prägung bekannt ist, war einst ein Reich der Frauen. Auf den Malediven herrschte bis ins 14. Jahrhundert das Matriarchat. Auch nach der Islamisierung blieben Frauen an der Macht – wie Sultanin Khadeeja Rehendi Kabaidhi Kilege, die das Land über drei Jahrzehnte regierte. Bis heute ist der Einfluss von Frauen in der maledivischen Gesellschaft spürbar: Politikerinnen, Unternehmerinnen und Studentinnen prägen das Land. Und es gibt mit Cora Cora Maldives sogar eine Hotelinsel, die auf weibliche Mitarbeit und gezielte Förderung setzt.

Seit vielen Jahren präsentieren sich die Malediven - hier Frauen in bunten Gewändern - auch auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin.

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Finnland: die
Muttertagsrose im Topf

Teils originelle Bräuche werden zum Muttertag gepflegt. Zum Beispiel in Peru, wo die Mamas am „Dia de la Madre“ bereits in der Woche vor dem eigentlichen Datum mit Feiern, Festspeisen und Aktionen im Mittelpunkt stehen. Am eigentlichen Muttertag, also dem zweiten Sonntag im Mai, geht es dann mit der ganzen Familie auf den Friedhof, wo die Grabstellen weiblicher Verwandter dekoriert und gepflegt werden. Typisch Finnisch zum Muttertag ist die Muttertagsrose, informiert die Deutsch-Finnische Gesellschaft auf ihrer Website: „In der Regel ist es eine Rose im Topf, die den Müttern geschenkt wird. Auch wir wünschen hiermit ,hyväääitienpäivää’.

Polen: Anerkennung
für die Großmutter

Fortschrittliche und weitsichtige Polen: Sie denken bei all den Aktivitäten zum Muttertag auch an die Großmütter. Und das nicht erst seit neuestem. Sondern schon seit 1965 gibt es den Oma-Tag. Allerdings hat er einen ganz anderen Termin, nämlich den 21. Januar. Weniger bekannt: Auch in Deutschland werden Großeltern gewürdigt, seit 13 Jahren, und zwar am zweiten Sonntag im Oktober.

MoM statt MoMa: Das Museum of Motherhood

In den USA widmet sich ein besonderes Museum einem ebenso besonderen Thema – der Mutterschaft. Das „Museum of Motherhood“, kurz MoM, befindet sich in St. Petersburg, Florida. Es lädt mit interaktiven Erlebnissen zum Nachdenken und Mitmachen ein. Kritisch beleuchtet es das klassische Mutterbild – die weiße Frau am Herd in den Vororten – und zeigt auf, wie sehr Filme und Medien diese Vorstellung geprägt haben. MoM wolle Mutterschaft neu denken, so die Werbung: bunter, vielfältiger, echter. Neben der Ausstellung gibt es auch Veranstaltungen wie Kunstauktionen mit Werken von Müttern oder Festivals mit Musikerinnen, die selbst Mütter sind.

Mother Road: Die Mutter aller Straßen

Ein bisschen weit hergeholt ist der Zusammenhang zwar, aber vielleicht gerade deshalb eine originelle Werbung für Arizona: Dort erinnert vieles an die legendäre Route 66 und führen Straßen vorbei an alten Tankstellen, Retro-Diners und beeindruckenden Canyons. Als „Mother Road“ wurde sie durch John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“ bekannt. Die „echte“ Route 66 ist so zwar gar nicht mehr existent, doch der Mythos lebt weiter. Heute könnte sich die Tour für einen Mutter-Tochter-Road-Trip eignen – auch abseits vom Muttertag.