Hosentaschenmusik im Isarwinkel

Lenggries (dpa/tmn) - Ta-ka-ta, ta-ka-ta, ta-ka-ta. In diesem Rhythmus klopfen zehn Löffelpaare auf zehn Oberschenkel. Zwanzig Hände tun ihr Übriges. Noch läuft das nicht bei allen Teilnehmern des Kurses rund.

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Man muss an vieles denken.

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Die Holzlöffel, etwa in der Größe eines Salatbestecks, müssen richtig in der Schlaghand verankert sein. Die beiden Mulden sollen beim Löffeln gegeneinander schlagen und mindestens einen Rhythmus erzeugen. Gar nicht so einfach.

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„Es gibt keine Regeln beim Löffeln“, sagt Norbert Zandt. Er leitet den Löffelkurs in der „Müsikwerkstatt“ in Lenggries in Oberbayern. Nur Rhythmus ist wichtig. Als erstes geht es um die Technik, denn die Löffel müssen fest sitzen. „Den unteren klemmt man zwischen den Mittel- und den Ringfinger. Ringfinger und kleiner Finger fixieren ihn.“ Den oberen Löffel hält der Daumen fest. „Und zwar ganz fest“, sagt Zandt.

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Dann geht es schon los. Die zwei Löffel schlagen gegen den Oberschenkel, bei Rechtshändern auf den linken. Die nächste Schwierigkeit folgt. Die leere Hand schwebt etwa auf Brusthöhe über dem Oberschenkel. Jetzt schlagen die Löffel gegen Bein und Hand. Und dann kommen die Variationen - im Takt, in der Schnelligkeit, in der Lautstärke. Bestenfalls schafft man eine ganze Tonleiter.

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Normalerweise sind die Löffel kein Solo-Instrument, sondern Teil der oberbayerischen Wirtshausmusik. Vielerorts erzählen die Menschen, dass an so manchen Abenden in den Wirtshäusern mit den klassischen Instrumenten Musik gemacht wird: Gitarre, Zither, eine „Ziach“ (Harmonika auf Hochdeutsch). „Oft geht dann einer in die Küche und holt sich ein paar Löffel“, sagt Jan Langer, professioneller Perkussionist aus Südtirol und Profi im Löffeln.

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Lange hat er mit Norbert Zandt getüftelt, wie die perfekten Löffel beschaffen sein müssen. Beide trafen Schreiner- und Drechslermeister Benedikt Kloiber. „Er war verrückt genug, sich für unsere Idee zu begeistern“, sagt Zandt. Kloiber hat viel Ahnung von heimischen Hölzern, er hat die richtigen Maschinen und er ist selbst Musiker. Eschenholz hat sich als bestes Material für die Löffel erwiesen, es ist hart und gleichzeitig elastisch.

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Die Löffel gehen weg - nicht nur in den Workshops, die Langer und Zandt anbieten. „Wir haben einige Anfragen über das Internet“, sagt er. „Die Leute kennen das, sie erinnern sich, dass der Großvater gelöffelt hat.“ So war es auch nicht ganz verwunderlich, dass die Kurse im Löffeln, die die Gästeinfo in Lenggries im Sommer für Touristen anbietet, gerne von Einheimischen besucht werden. Auch in anderen Orten, etwa München, kann man das Löffeln wieder lernen.

Nicht nur im Alpenraum kennt man das Löffeln, sagt Langer. Auch in den Pubs in Irland sei es weit verbreitet. In der Türkei, in China und in Russland gehört es ebenfalls zur volkstümlichen Musik. Jedes Volk spiele allerdings mit unterschiedlicher Technik.

Im Isarwinkel hat die Hosentaschenmusik eine lange Tradition. Bevor der Tourismus in die Region kam, war die Flößerei eine wichtige Einnahmequelle der Menschen. Wenn man sich abends im Wirtshaus traf, wurde Musik gemacht. Mit Löffeln, mit Maultrommeln und mit den kleinen Holzplatten, die ähnlich klingen wie die spanischen Kastagnetten. „Alles eben, was in einen Hosensack passt und mitgenommen werden kann“, sagt Langer.

Bei der Maultrommel, den Holzplatten und auch den Löffeln gilt: Üben kann, muss aber nicht, sagt Zandt. „Es geht darum, Spaß zu haben und einfach etwas Neues auszuprobieren.“