Kinder willkommen: Friedhofsführung in Stahnsdorf
Stahnsdorf (dpa/tmn) - Auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf in Brandenburg gibt es eigene Führungen für Kinder und Jugendliche. Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt geht mit ihnen in die Gruft, zeigt ihnen das Urnenfeld und erzählt vom ewigen Kreislauf des Lebens.
„Was ist ein Friedhof?“, will Olaf Ihlefeldt wissen. „Auf dem Friedhof weinen die Menschen und sind ganz traurig“, erklärt Anna. Diese Antwort hört der Verwalter des Südwestkirchhofs in Stahnsdorf oft. Viele der Mädchen und Jungen, die an seinem Friedhofsspaziergang für Kinder teilnehmen, haben vorher noch nie einen Friedhof betreten. Noch weniger kennen sie den riesigen Parkfriedhof in Stahnsdorf südwestlich von Berlin. 120 000 Menschen sind hier begraben, darunter viele Prominente.
Das Ehrengrab von Edmund Rumpler schmückt eine Statue mit Flügeln am Rücken. Die Kinder sehen darin einen Engel. Doch dann schauen sie genauer hin: Der Engel entpuppt sich als Mensch, der fliegen will. Rumpler war Erfinder und Flugzeugkonstrukteur, erzählt ihnen der Friedhofsverwalter.
Das Wort Mausoleum hat noch keiner gehört. Sind da in dem kleinen Haus etwa Mäuse drin? Entwarnung: Der Begriff Mausoleum stammt vom persischen Statthalter Mausolos, der sich ein Haus für die Zeit nach dem Tod bauen ließ. Die Kinder sind überrascht, wie hell es innen ist - in der Decke befindet sich ein Fenster. Am anonymen Urnengräberfeld ist Enttäuschung zu spüren: „Da sind ja gar keine schönen Grabsteine!“ Ihlefeldt pflichtet ihnen bei.
An der Grabstätte von Friedrich Wilhelm Murnau wird es ein bisschen gruselig. Der Name des Stummfilmregisseurs sagt den kleinen Besuchern nichts. Auch seinen Film „Nosferatu“ haben sie nicht gesehen. Aber mit Vampiren kennen sie sich aus. Mutig wagen sich die Kleinen die Treppe hinunter zur Gruft. „Wir gehen jetzt die Toten besuchen“, kündigt Ihlefeldt an und öffnet die knarrende Grufttür. Keiner von ihnen hat bisher einen Sarg gesehen. Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit, die von der Taschenlampe schwach erhellt wird. Drei Särge stehen nebeneinander, zwei aus Holz, einer aus Metall. „Und wenn da jetzt ein Vampir rauskommt?“, fragt Lilli.
Auf dem Weg zur nächsten Station wundern sich die Kinder über einen Grabstein mit arabischer Schrift. Sie erfahren, dass der Südwestkirchhof Stahnsdorf zwar der Evangelischen Kirche gehört, aber hier Menschen auch Moslems und Juden bestattet werden.
Auf einem Grabstein entdecken Kinder die Darstellung eines Schmetterlings. „Der Schmetterling ist das Symbol für den Zyklus des Lebens“, erklärt Ihlefeldt. „Das Leben fängt an, das Leben hört auf - wie im Kokon, und ein neues Leben geht los.“
Information:
- Die Führungen für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und zwölf Jahren finden jeden zweiten Samstag im Monat um 14.00 Uhr statt. Für Schulklassen und Kitagruppen sind sie auch auf Anfrage möglich. Die Teilnahme ist kostenlos. Spenden werden erbeten.
- Südwestkirchhof Stahnsdorf, Bahnhofstraße 2, 14532 Stahnsdorf, Telefon: 03329/61 41 06, E-Mail: info@suedwestkirchhof.de