Deutschlands Dach: Touristenrummel auf der Zugspitze

Garmisch-Partenkirchen (dpa/tmn) - Mit 2962 Metern ist die Zugspitze Deutschlands höchster Berg. Bis zu 4000 Ausflügler pro Tag wollen einmal ganz nach oben. Die Betreiber haben sich darauf eingestellt: mit Pauschal-Rundfahrten, Restaurants - und einem Gebetsraum für arabische Gäste.

„Oh, I love it“, ruft eine junge amerikanische Touristin, formt einen Schneeball und wirft ihn auf ihren Freund. Ihr scheint es nichts auszumachen, dass Schnee und dichter Nebel das eigentlich atemberaubende Panorama verhüllen, für das die Besuchermassen auf die Zugspitze strömen.

Rund eine halbe Million Gäste erklimmen Deutschlands höchsten Gipfel pro Jahr. Im Jahr 2009 - das sind derzeit die aktuellsten Zahlen der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG - lag der Anteil der ausländischen Touristen bei 37 Prozent. Zwar kam der Großteil der ausländischen Gäste aus Europa, in den vergangenen Jahren ist aber vor allem die Zahl der Touristen aus arabischen Ländern immens gestiegen. Bis zu 10 000 arabische Gäste kommen in den Sommermonaten bis zum Ramadan jeden Monat.

Für sie wurde im Gletscherrestaurant ein Gebetsraum eingerichtet. „Es sind rührende Szenen, die sich manchmal abspielen“, sagt Eva-Maria Greimel, die Sprecherin der Zugspitzbahn. „Viele dieser Gäste haben noch nie echten Schnee gesehen.“

Sie freuen sich besonders über die Schlitten, die auf dem Zugspitz-Gletscher kostenlos zur Verfügung stehen. Erwachsene und Kinder liefern sich dort Rodel-Wettrennen vor der Kapelle Maria Heimsuchung. Einst von Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst, geweiht, ist sie die am höchsten gelegene Kirche Deutschlands - und damit ein beliebter Ort für Hochzeiten. „Geheiratet wird hier viel - gefeiert allerdings wenig“, sagt Greimel.

Dabei ist Platz genug vorhanden auf dem 2962 Meter hohen Gipfel. Das gastronomische Angebot ist so ausgebaut, wie man es bei rund einer halben Million Gästen im Jahr erwartet. Auf dem etwas tiefer gelegenen Gletscher stehen zwei Restaurants, in der Bergstation gibt es eine Panorama-Lounge und den „höchsten Biergarten Deutschlands“.

Vielen Gästen geht es wohl auch darum, einen Punkt auf ihrer „To do“-Liste abzuhaken: Zugspitze - erledigt. Das hat Eva-Maria Greimel so erlebt. Immer wieder beklagten sich Besucher über die hohen Preise. „Die sagen dann: Wir wollen doch einfach nur hoch und runter.“

Die günstigste Variante dafür ist die Zugspitz-Rundreise, sie kostet 48 Euro für einen Erwachsenen. Mit der Eibsee-Seilbahn geht es zur Bergstation, von dort mit der Gletscherbahn auf das Zugspitzplatt und dann mit der Zahnradbahn wieder runter ins Tal - oder andersrum. Elf Euro mehr kostet es, wenn ein zweiter Gipfel dazu gebucht wird. Die Alpspitze zum Beispiel, wo kürzlich zwei Erlebnispfade eröffnet wurden und die spektakuläre Aussichtsplattform AlpspiX ein grandioses Alpen-Panorama bietet.

Angebote wie diese sollen den Touristen-Andrang auf der Zugspitze etwas eindämmen. An Spitzentagen mit mehr als 4000 Besuchern müssen diese stundenlang anstehen, um einen Platz in den Gondeln zu ergattern, auf der Aufsichtsplattform mit Blick auf das goldene Gipfelkreuz treten sich Touristen gegenseitig auf die Füße. „Das Bergerlebnis sieht eigentlich anders aus“, sagt die Sprecherin der Zugspitzbahn, „doch diese Tage sind nicht die Regel.“

Die Kombi-Angebote sollen Touristen auch auf die zahlreichen anderen beeindruckenden Ecken in direkter Nachbarschaft der Zugspitze aufmerksam machen, sagt Greimel. „Es muss ja nicht immer die Zugspitze sein.“