Vogelparadies in der Ostsee: Ein Törn zur Greifswalder Oie
Greifswalder Oie (dpa/tmn) - Bei „Wer wird Millionär?“ wäre „Was ist die Greifswalder Oie?“ eine der lukrativeren Fragen. Die kleine Ostseeinsel kennen nur wenige. Sie liegt ein paar Kilometer vor der Nordspitze von Usedom.
Hotels und Ferienwohnungen gibt es keine. Übernachtungen sind nicht vorgesehen. Schon die Fahrt dorthin mit der MS „Seeadler“ fühlt sich an wie die langsame Annäherung an eine andere, etwas fremde Welt.
Von Peenemünde aus tuckert das Schiff auf dem Weg dorthin gemächlich am nördlichsten Zipfel Usedoms vorbei. Der Kapitän der Apollo-Reederei steuert durch das Boddengewässer. Die „Seeadler“ passiert ein rot-weiß-geringeltes Leuchtfeuer auf der rechten Seite. Links sind Anflugtürme zu sehen, die Piloten helfen sollten, den kleinen Flugplatz von Peenemünde zu finden. Und dann kommt schon bald die winzige Insel Ruden in Sicht. Die MS „Seeadler“ lässt sie links liegen. Zurzeit dürfen dort keine Ausflugsschiffe anlegen - die Hafenanlage gilt als nicht verkehrssicher.
Ein bisschen Seegang gibt es, vorne am Bug spritzt das Wasser über die Reling. Im „Salon“ unter Deck ist Kaffee und selbst gebackener Kuchen zu haben. Zur Greifswalder Oie ist es nun nicht mehr weit. Die Insel ist ein Vogelparadies. Schon die Mole im Hafen ist ein Brutplatz für Möwen. Der Vogelschutzverein Jordsand hat hier eine Station. Mathias Mähler leitet sie.
Die 1,5 Kilometer lange und maximal 570 Meter breite Insel gehört heute dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Der Verein ist zuständig für Landschafspflege und Naturschutzarbeiten. Und für die Forschung, sagt Mähler. „Wir haben hier die größte Vogelberingungsstation Deutschlands.“
Die Vogelschützer fangen rund 20 000 Singvögel pro Jahr, darunter allein 8000 Rotkehlchen, bestimmen das Geschlecht, vermessen und beringen sie und lassen sie wieder fliegen. „Manchmal mehrere hundert pro Tag in der Fangsaison von Mitte März bis Mitte Juni und dann im Herbst von August bis November“, erklärt Mähler.
Mähler arbeitet seit acht Jahren auf der Oie. Besucher über die Insel zu führen, gehört zu seinen regelmäßigen Aufgaben. Die Wege sind schmal, links und rechts ist alles grün. Weißdorn wächst hier, Holunder, Schlehe. „Brombeeren gibt es in Riesenmengen“, sagt Mähler. VOM 4.8.Ein Abstecher zur Schafweide darf nicht fehlen. Pommersche Landschafe grasen hier auf saftigem Grün.
Mähler führt seine Gäste bis zur Steilküste, an der die Ostsee kräftig rauscht. Der Blick von hier oben fällt Richtung Süden - am Horizont ist Zinnowitz zu erkennen, einer der Badeorte auf Usedom.
Am weitesten gucken kann man vom roten Backsteinleuchtturm der Insel aus. Er wurde von 1853 bis 1855 gebaut und ist 48 Meter hoch. „Bei gutem Wetter sieht man die Kreidefelsen von Rügen, Sassnitz und Göhren, die Usedomer Küste und sogar bis Swinemünde in Polen“, sagt Mähler. Als die MS „Seeadler“ wieder starten will, macht er das Seil los. Dass die Besucher, denen er eben noch seine Insel gezeigt hat, schnell wieder weg sind, ist er gewohnt.