Wintersport: Garmisch-Partenkirchen startet durch
Garmisch-Partenkirchen (dpa/tmn) - Viel zu lange war es still geworden um Garmisch-Partenkirchen. Im Vergleich zu den Top-Skigebieten in den Alpen sah Deutschlands Wintersportort Nummer eins langsam alt aus.
Jetzt hat sich aber einiges getan.
Deutschlands berühmtester Wintersportort ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Pünktlich zur alpinen Ski-Weltmeisterschaft vom 7. bis 20. Februar hat Garmisch-Partenkirchen sich herausgeputzt. Am Fuß der Zugspitze weht ein frischer Wind. Im sogenannten Classic-Skigebiet wurden Lifte modernisiert, die Zugspitze mit moderner Gastronomie und Iglu-Hoteldorf aufgepeppt. Und im Ort wurde mit der kühn konstruierten neuen Schanze für das Neujahrs-Skispringen ein modernes Wahrzeichen geschaffen.
„Es ist neuer Schwung in den Ort gekommen“, sagt auch der Partenkirchener Skiweltcupläufer Felix Neureuther. Der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther träumt schon vom Slalom-WM-Titel auf dem Gudiberg gleich neben der Skisprungschanze. Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch hofft auf Gold in der Abfahrt und ihre Schwester Susanne auf eine Medaille im Slalom. „Die Vorfreude ist seit Monaten zu spüren“, erzählt Ski-Superstar Maria Riesch.
Garmisch-Partenkirchen hat auf jeden Fall schon gewonnen. „Jetzt können wir der ganzen Welt zeigen, was sich bei uns alles getan hat“, sagt Bürgermeister Thomas Schmid. Die Olympischen Winterspiele hatten die Marktgemeinde 1936 international bekanntgemacht. 1978 brachte die erste Ski-WM im Ort den zweiten Schub. Nun wollen sich die Bayern als „Premium-Skireiseziel“ in den Alpen präsentieren, wie Tourismusdirektor Peter Ries betont.
27 Millionen Euro wurden allein ins „Classic“-Skigebiet investiert. Beschneiungsanlagen sichern jetzt bis ins Frühjahr die Befahrbarkeit der fünf Talabfahrten in den Ort. Und dank der modernisierten Lifte geht es nun auch flott bergauf. Bergab ging es in Garmisch-Partenkirchen ja immer schon schnell. Vor allem auf der legendären Kandahar-Abfahrt mit bis 90 Prozent Gefälle im berüchtigten Abschnitt „Freier Fall“, auf der sich jeder versuchen darf.
„Dank der Umgestaltung für die WM gibt es jetzt auf der Kandahar mehr Varianten und damit noch mehr Abwechslung“, schwärmt Neureuther. 40 Kilometer Piste im „Classic“-Gebiet und 22 auf der von November bis Mai schneesicheren Zugspitze reichen locker. Andere Ski-Arenen mögen mit Hunderten Pistenkilometern protzen, Garmisch-Partenkirchen setzt auf Klasse statt Masse, günstige Preise und Bodenständigkeit.
Die Gemeinde hat sich nie für den Tourismus verbogen - auf drei Einheimische kommt nur ein Gast. „Deshalb fallen wir nach der Hauptsaison auch nicht in eine Starre wie manch anderer Ferienort“, sagt Tourismusdirektor Ries. Die Garmisch-Partenkirchener pflegen ihre Tradition und die Rivalität zwischen den Ortsteilen. Auf Druck der Nazis waren Garmisch und Partenkirchen 1935 verschmolzen worden. Bis heute hat jeder Ortsteil aber seine eigenen Kirchen, seinen eigenen Fußball- und Ski-Club und auch sein eigenes Bauerntheater.
Ein Muss für viele Wintergäste sind eine Wanderung durch die mit meterhohen Eiszapfen überzogene Partnachklamm und eine Rodelpartie auf der Partnachalm-Strecke, die sich alljährlich am Dreikönigstag Mutige mit großen Hornschlitten hinunterstürzen. Anders als kleine Bergdörfer bietet Garmisch-Partenkirchen außerdem Museen, Theater, Kinos, Konzerte und viele Geschäfte.
Erhält München den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018, wird Garmisch-Partenkirchen zum Austragungsort der alpinen Wettbewerbe. Die Olympia-Entscheidung fällt am 6. Juli.