Infos für Reisende Schifffahrt an Rhein und Mosel startet in Saison
Mainz/Koblenz (dpa) - Die Fahrgastschifffahrt an Rhein, Mosel, Main und Lahn startet in diesen Wochen in ihre neue Saison. Damit sie erfolgreich verläuft, müssen Anbieter steigenden Ansprüchen der Besucher gerecht werden, kein immer leichtes Unterfangen.
„Hoffen auf gutes Wetter und frische Farbe auf's Schiff: Das langt nicht mehr“, sagte Anton Nauheimer. Er ist Vorsitzender des Fachausschusses für Fahrgastschifffahrt beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt und Geschäftsführer der Frankfurter Primus-Linie, die unter anderem Fahrten auf Rhein und Main anbietet.
Viele Touristen seien mit modernen Flusskreuzfahrtschiffen unterwegs
und würden diese mit den Tagesausflugsschiffen vergleichen, sagte
Nauheimer. Da falle etwa auf, dass Klimaanlagen bei Kreuzfahrern gang
und gäbe seien, längst aber nicht bei allen Ausflugsbooten. Insofern
müssten Fahrgastschiffer immer wieder in ihre Flotte investieren.
„Man muss auf der Höhe der Zeit bleiben“, sagte Nauheimer.
Auch Werner Gilles von der Gilles Personenschifffahrt aus Vallendar
bei Koblenz weiß um die Ansprüche der Kundschaft. Bei mehrstündigen
Fahrten komme es auch auf die Verpflegung an. „Da ist gastronomische
Leistung gefragt.“ Er habe viele Stammgruppen, die jedes Jahr
wiederkämen. „Die wollen nicht immer dasselbe essen.“
Und Gilles hat noch eine weitere Folge des Booms der
Flusskreuzfahrten ausgemacht. Diese Reedereien beschäftigten viele
Schiffsführer. „Der Markt ist leergefegt.“ Er selbst könne sich
glücklich schätzen, dass seine Söhne auch Schiffsführer seien. „Denn
es ist ein großes Problem, nautisches Personal zu finden.“
Bei Gilles läuft die Saison - wie bei vielen anderen auch - seit
Ostern. „Der Start war unerwartet gut gewesen“, sagte der Firmenchef,
der fünf Schiffe hat, inklusive eines Boots, das Fahrten zum
Andernacher Geysir anbietet, dem höchsten Kaltwassergeysir der Welt.
Hinzu kommt bei Gilles der Betrieb einer Personenfähre zwischen der
Koblenzer Altstadt und der Festung Ehrenbreitstein.
Der Branchenriese Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt (KD) hat seine Linienfahrten zum 24. März wieder aufgenommen. Abseits dieses Regelbetriebs gewinnt Sprecherin Nicole Becker zufolge das Geschäft mit Eventfahrten immer mehr Bedeutung. Erstmals soll es in diesem Jahr beispielsweise auch von Mainz und Koblenz aus Partyfahrten mit DJs geben. „Die Schifffahrt ist Teil eines Programms - ob gastronomisch oder Party -, aber da ist noch mehr drumherum“,
umschreibt Becker die Entwicklung.
Die strikte Grenze zwischen Saison und Nicht-Saison gebe es ohnehin
nicht mehr, erklärte Becker. Auch im Winter werde etwa ein
ausgedünnter Fahrplan rund um die Loreley angeboten, das Angebot mit
Fahrten in der Adventszeit werde stetig ausgebaut. In Köln hätten
zudem Fahrten an Karneval Tradition, auch Charterfahrten seien rund
ums Jahr möglich. Die Winterzeit, in der außer Wartungs- und
Reparaturarbeiten nichts los sei, werde immer kürzer. Gleichwohl sei
die Zeit um Ostern traditionell der Auftakt in die touristische
Saison. „Nach dem langen Winter zieht es die Menschen raus.“
Bei Stefan Merkelbach, Inhaber der Personenschifffahrt Merkelbach in Koblenz, machen Charterfahrten inzwischen rund 60 Prozent des
Geschäfts aus, der Anteil klassischer Rundfahrten habe abgenommen.
Chartertouren seien besser planbar. Merkelbach bietet unter anderem
Brunch-, Feuerwerks- und Oktoberfestfahrten an. Auch sein Boot ist
schon wieder unterwegs. Merkelbach betonte aber: „So richtig geht es
ab Pfingsten mit Tagestouristen los.“
Auch für Nauheimer von der Primus-Linie, der die Branche seit 42
Jahren kennt, sind Eventfahrten im Kommen. Aber: „Der klassische
Tourist ist nach wie vor das Rückgrat des Geschäfts.“ Es brauche
weiter den Gast, der das Erlebnis Schifffahrt suche. „Wir werden
nicht die Diskotheken oder Vier-Sterne-Restaurants an Land ersetzen
können“, betonte Nauheimer.
Ob Event- oder Rundfahrt: Nach Ansicht von Werner Gilles entscheidet
letztlich immer noch das Wetter über eine Saison. „Es geht nie
kontinuierlich“, sagte er. Ein Auf und Ab sei normal in dem Geschäft.
„Es muss unter dem Strich stimmen, und das war bis jetzt noch jedes
Mal so.“