Streik bei der Bahn: In fünf Schritten ans Ziel
Berlin (dpa/tmn) - Rekordstreik bei der Bahn: Seit Dienstag (5. Mai), 2.00 Uhr, bis Sonntagmorgen (10. Mai) fallen deutschlandweit zahlreiche Züge aus. Auch an den kommenden Tagen müssen die Bahnkunden also noch mit Schwierigkeiten rechnen.
Im Fernverkehr der Deutschen Bahn wird an diesem Sonntag auch nach dem Streik noch ein Sonderfahrplan gelten. Grund dafür sei, dass die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) den Streik um 9.00 Uhr morgens und damit erst nach Betriebsbeginn beenden wolle. Das erschwere es erheblich, den Einsatz von Zügen und Mitarbeitern zu planen, teilte die Bahn mit.
Auch bei Regional- und S-Bahnen werde es noch Einschränkungen geben. Im Fernverkehr will die Bahn am Sonntag rund 300 der sonst üblichen 800 Züge einsetzen. Etwa 50 davon müssten kurzfristig eingeplant werden und stünden erst zwei Stunden vor Abfahrt im Internet-Fahrplan. Dennoch werden es die Bahnkunden auch am Wochenende schwer haben.
Wie Reisende jetzt vorgehen sollten - ein Leitfaden:
1. Prüfen, ob der Zug tatsächlich ausfällt
Wer schon ein Bahnticket hat, muss dieses nicht abschreiben: Die Deutsche Bahn will einen Teil der Verbindungen aufrechterhalten. Im Fernverkehr sollen etwa 30 Prozent aller Züge fahren, sagte eine Sprecherin der Bahn. Im Regionalverkehr sollen es 15 bis 60 Prozent sein. Hier sind die Unterschiede je nach Verkehrsgebiet groß.
Am Montagnachmittag soll der Ersatzfahrplan stehen. Diesen erreichen Bahnkunden über die Liveauskunft auf www.bahn.de/liveauskunft. Auf dem Smartphone finden Fahrgäste diese Auskunft mit der App DB Navigator oder unter m.bahn.de. In der Liveauskunft stehen nur Züge, die auf jeden Fall bis zum Ziel fahren.
Allgemeine Verkehrsmeldungen gibt es unter www.bahn.de/aktuell. Dort können Kunden herausfinden, in welchem Bundesland es regionalen Ersatzverkehr gibt. Informationen zum Streik gibt es auch telefonisch unter der kostenlose Servicenummer 08000/99 66 33.
2. Bei Verspätung Geld zurückverlangen
Fährt der ausgewählte Zug, heißt das noch nicht, dass er pünktlich sein Ziel erreicht. Laut Gesetz bekommen Fahrgäste ab einer Stunde Verspätung 25 Prozent des Reisepreises zurück. Ab zwei Stunden Verspätung sind es 50 Prozent. Die Bahn kann sich bei einem Streik nicht auf höhere Gewalt berufen.
In bestimmten Fällen können Fahrgäste, die mit einer Verspätung von mindestens 60 Minuten am Zielort rechnen müssen, ein anderes Verkehrsmittel wie Bus oder Taxi nutzen - und zwar, wenn die planmäßige Ankunftszeit zwischen 0.00 und 5.00 Uhr morgens liegt. Die Deutsche Bahn erstattet dann Kosten bis zu maximal 80 Euro. Fahrgäste müssen die Busfahrkarte oder Taxi-Quittung im Original aufheben. Erfordert eine Verspätung eine Übernachtung oder ist die Fortsetzung der Reise am selben Tag nicht zumutbar, erstattet die Bahn auch die Hotelkosten. In diesem Fall ebenfalls die Originalrechnung aufheben.
3. Einen anderen Zug nutzen
Steht die eigene Verbindung nicht im Ersatzfahrplan, können Reisende auf einen anderen Zug umsteigen. Das darf auch ein höherwertiger Zug sein. In diesem Fall wird bei zuggebundenen Tickets wie etwa den Sparpreis-Angeboten die Zugbindung aufgehoben. Wer aus diesem Grund allerdings überfüllte Züge fürchtet oder keine Zeit hat, einen deutlich späteren Zug zu nehmen, muss Alternativen finden.
4. Fahrkarte erstatten lassen
Die Deutsche Bahn bietet Fahrgästen an, Fahrkarten und Reservierungen während des Streikzeitraums kostenlos zu erstatten - explizit auch für Verbindungen, die fahren. Ansprechpartner an den Bahnhöfen sind die DB Reisezentren. Wer sein Ticket per Post bekommen hat, geht unter www.bahn.de auf „Meine Bahn“, dort auf „Meine letzten Bestellungen“, dann auf „Stornieren“ und anschließend auf „Erstatten“. Weiter geht es über den Reiter „Zum Erstattungsantrag“. Diesen Vordruck herunterladen, ausfüllen, drucken und mit den Tickets an die auf dem Formular angegebene Adresse schicken. Wer kein Kundenkonto bei der Bahn hat, benötigt die Identifizierungsnummer, die er bei der Buchung angegeben hat.
Online-Tickets lassen sich ebenfalls über das Kundenkonto im Internet kostenlos stornieren. Hier entfällt das Drucken und Versenden. Wer kein Konto hat, wählt auf der Bahn-Seite die „ Auftragssuche“. Nach Eingabe von Auftragsnummer sowie Nummer der Identifikationskarte lässt sich das Ticket nun ebenfalls umsonst stornieren. Über die App DB Navigator und auf m.bahn.de lassen sich Online- und Handy-Tickets ebenfalls kostenlos erstatten.
5. Alternative Verkehrsmittel finden
Fernbus: Für viele Reisende ist der Fernbus die naheliegendste Alternative. Der Marktführer MeinFernbus FlixBus hat seit Bekanntgabe des Streiks fünfmal mehr Webseitenzugriffe verzeichnet, die Buchungen sind gestiegen. „Wir gehen davon aus, dass die Metropolverbindungen am stärksten nachgefragt werden“, sagte eine Sprecherin von MeinFernbus. Das sind etwa die Strecken Berlin-Frankfurt oder Hamburg-München. Der Anbieter plant mit höheren Kapazitäten und will jeden Reisenden, der noch ein Ticket sucht, ans Ziel bringen. Die Ticketpreise steigen tendenziell, je näher der Buchungstag rückt.
Tickets können bei MeinFernbus FlixBus bis zu 15 Minuten vor Abfahrt storniert werden, entweder kostenfrei gegen einen Gutschein oder durch die Auszahlung des Buchungspreises abzüglich einer Stornogebühr. Bei Berlin Linien Bus sind Stornierungen nur bis 24 Stunden vor der Abreise möglich und kostenlos. Der Kunde erhält statt Geld einen Gutschein zurück. Beim Anbieter Postbus lassen sich die Tickets bis zu 12 Stunden vor Abfahrt stornieren, die Stornogebühr beträgt 10 Euro pro Ticket.
Mitfahrgelegenheiten: Auf Onlineportalen bieten Autofahrer freie Plätze in ihrem Auto für eine bestimmte Strecke an. Die Preise sind oft günstig, Reisende können außerdem neue Leute kennenlernen. Es besteht aber das Risiko, dass der Fahrer unsicher unterwegs ist. Auf Twitter werden darüber hinaus wie schon bei vorangegangenen Streiks Mitfahr-Angebote unter dem Hashtag „#twitfahrzentrale“ angezeigt.
Mietwagen: Sie lassen sich in der Regel unkompliziert online buchen, zum Beispiel auf Portalen wie Billiger-mietwagen.de, Check24.de oder Autoeurope.de. Bei einer Buchung über Internetportale ist üblicherweise eine Stornierung bis 24 Stunden vor Mietbeginn möglich, falls das Auto am Ende doch nicht gebraucht wird.