Urlaubsfotos auf Facebook ersetzen die Postkarte
Berlin (dpa/tmn) - Früher kam die Postkarte oft erst an, wenn die Urlauber seit Wochen wieder zu Hause waren. Heute kann man ihre Kommentare bei Facebook & Co. schon lesen, kaum dass sie am Urlaubsort angekommen sind.
Soziale Netzwerke gehören für viele zum Reisen dazu.
Soziale Netzwerke spielen für Urlauber eine immer wichtigere Rolle. Wie das Hotel aussieht, was abends zu essen serviert wird oder wie viele Pools es gibt, teilen viele Touristen heute schon vom Urlaubsort aus ihren Freunden mit. Oft ist das Hotelzimmer dann gleich im Bild zu sehen. „Fotos aus dem Urlaub in sozialen Netzwerken zu zeigen, wird zunehmend ein Massenphänomen“, sagt der Unternehmensberater Michael Faber. Zum Teil könnten sich „Freunde“ schon vor dem Ende des Urlaubs durch digitale Alben klicken, in denen manchmal Hunderte von Bildern hochgeladen wurden, so der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Tourismuszukunft.
„Manche Leute übertreiben es halt auch“, sagt Faber. Die Kommunikation über den Urlaub schon während des Urlaubs über soziale Netzwerke ist für viele längst Standard. „Hier ist herrliches Wetter, ich liege am Strand“ zu posten, ersetzt dabei nach Fabers Beobachtung immer mehr die Postkarte. Einen neuen Schub habe dieses Phänomen dadurch bekommen, dass in vielen Hotels Computer kostenlos zur Verfügung stehen und Gäste sich dort einloggen oder auf dem Zimmer kostenlos WLAN und damit ihre sozialen Netzwerke praktisch so wie zu Hause nutzen können.
Gleichzeitig werden andere typische Web-2.0-Anwendungen immer stärker Bestandteil von Facebook & Co.: Hotelbewertungen zum Beispiel, für die es einerseits eigene Portale gibt. „Andererseits loggen sich auch viele schon auf den Facebookseiten des Hotels ein und hinterlassen da ihre Meinung“, sagt Faber.
Soziale Netzwerke spielen beim Thema Urlaub längst in allen Phasen eine wichtige Rolle, hat der gelernte Reiseverkehrskaufmann und studierte Touristiker beobachtet - schon bei der Überlegung, wo es hingehen soll. „Etwa durch die Postings von Freunden, die auf Facebook von ihrer Rundreise durch die Türkei berichten“, sagt Faber. Oder durch Videos, die von anderen Nutzern gemacht wurden, und die einen erst auf die Idee bringen, dass das Reiseziel im Clip auch etwas für einen selbst sein könnte.
Das gilt erst recht für die Informations- und Planungsphase - manchmal gar nicht gewollt. Denn auch wer eine Zielregion googelt, lande oft bei Treffern aus sozialen Netzwerken und informiert sich dort über das Reiseziel, sagt Faber. Und wer sich in Reiseportalen umschaut, nutzt sowieso oft auch soziale Netzwerke wie Facebook.
„Soziale Empfehlungen“ nennt Faber solche Hinweise in entsprechenden Netzwerken, wenn zum Beispiel ein Kreta-Urlauber dort Tipps für Mountainbiker gibt, die gerne abseits der geteerten Straßen unterwegs sind. Solchen „User Generated Content“ nutzen zum Beispiel bereits manche Destinationsseiten, wie zum Beispiel Rheinland-Pfalz Tourismus. Dort gibt es unter anderem einen Blog von „Radfahrerreportern“, in dem Radtouristen von ihren Erfahrungen beim Radeln in der Region berichten.
Einzelne Regionen seien in dieser Hinsicht sogar deutlich weiter als viele Reiseveranstalter, sagt Faber. Von denen hätten viele noch nicht kapiert, dass ihr Auftritt im Internet mehr sein könne als eine Verkaufsplattform.