Blackberry Q10 im Test: Der Nachrichtenspezialist mit dem Datenschutzproblem

Blackberry meldet sich mit neuen Geräten und einem neuen Betriebssystem zurück. Wir haben das Blackberry Q10 mit Touchscreen und Tastatur auf die Teststrecke geschickt und waren recht angetan. Wenn da nicht ein mögliches Sicherheitsproblem wäre.

Wer früher kein Blackberry hatte, konnte einen noch so schönen Anzug tragen — für den Club der erfolgreichen internationalen Geschäftsleute war das E-Mail-Telefon aus Kanada ein Muss. Doch spätestens seitdem das iPhone das Smartphone massentauglich gemacht hat, geht es mit Blackberry bergab. Erst kürzlich meldenten die Kanadier wieder Verkaufszahlen die unter den Erwartungen liegen.

Das ganze geschieht aber vor dem Hintergrund einer großen Produktoffensive. Denn mit dem neuen Betriebssystem Blackberry 10 und den neuen Telefonen Z10, Q10 und Q5 hat Blackberry drei neue Geräte auf den Markt gebracht, die verlorene Marktanteile zurückerobern sollen.

Das Handling

Neben dem allein über den Touchscreen gesteuerten Z10 versucht das Q10 mit einer Mischung aus Tastatur und Touchscreen an alte Erfolge anzuknüpfen, und bringt gleichzeitg einen Haufen neuer Funktionen mit. Das wuchtige schwarze Telefon mutet auf Anhieb solide an. Es liegt dank seiner Rückseite aus Carbon gut in der Hand. Im Gegensatz zu anderen Smartphones ist es relativ breit, was die Handhabung aber eher erleichtert.

Der erste Kontakt mit dem neuen Blackberry gelingt problemlos. Nach einer etwas langen Startzeit führt ein simpler Assistent gut durch den Einrichtungsprozess. Doch dann kommt das erste Hindernis: das Einrichten der privaten E-Mail-Adresse gelang erst im dritten Anlauf. Heise security hat außerdem jüngst enthüllt, dass Blackberry bei Benutzung der automatischen Einrichtung die E-Mail-Passwörter auf Server in Kanada überträgt. Angesichts der aktuellen Debatte um die Aktivitäten der anglo-amerikanischen Geheimdienste nicht gerade ein Verkaufsargument.

Mit einem kurzen Tutorial lernt man die Bedienung des Blackberrys in kurzer Zeit. Sie beruht nur auf Wischgesten und kommt ohne Menüknopf auf. Mit einem Wisch nach oben schließt man ein Programm, per Wisch nach unten werden Optionen aufgerufen, ein Wisch nach rechts führt in den meisten Fällen direkt in den Posteingang. Dieser Messaging-Hub ist das Herzstück des Blackberry Q10. Hier laufen alle Nachrichtenkanäle zusammen. SMS, E-Mail, Facbook, Blackberry Messenger, Anrufe, Erinnerungen sind hier gemeinsam abrufbar. Hier zeigt das Blackberry seine große Stärke — es ist ein wirklich praktisches Gerät, um unterwegs Nachrichten zu empfangen, zu lesen und auch zu verschicken.

Das Innere

Im Inneren des Blackberry Q10 arbeitet der gleiche Qualcomm S4 Prozessor wie auch im größeren Blackberry Z10, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher sind an Bord, ebenso wie 16 Gigabyte Festspeicher, dazu der Nahfunkstandard NFC und flotte Datenübertragung per LTE. Diese Ausstattung sorgt dafür, dass beim Q10 im Alltag alle Programme und Funktionen reibungslos und flott laufen. Die Ladezeiten für Apps sind gering, auch Spiele laufen ohne Verzögerung. Das 3,1 Zoll große Display überzeugt mit dunklen Schwarztönen und bunten Farben. Der Blickwinkel darf allerdings nicht zu flach ausfallen, dann verschwmmen Details. Leider spiegelt das Displayglas außerdem sehr stark — besonders im Freien ist das manchmal mehr als hinderlich.

Die Blackberries der alten Generation waren auch für ihre Ausdauer bekannt. Tagelang konnte man mit ihnen Mails empfangen und telefonieren. Mit der neuesten Serie ist das Geschichte. Zwar kommt das Q10 mit einer Akkuladung immer noch zwei bis drei Tage aus, allerdings nur wenn man es auch öfter in der Jacket-Tasche stecken lässt. Immerhin lässt sich der 2100 Milliamperestunden (mAh) fassende Akku problemlos auswechseln. Dazu muss nur die Rückwand des Q10 entfernt werden.

Blackberry hat das Q10 mit einer ordentlichen acht-Megapixel-Kamera ausgestattet. Die Kamera-App verfügt zwar nur über die nötigsten Funktionen, liefert aber trotzdem gute Bilder. Etwas seltsam ist das Format: die Bilder sind quadratisch. Die Frontkamera für Videotelefonie kommt mit zwei Megapixeln Auflösung und zeigt sich im Test lichtstark und schnell.

Die Tastatur

Im Alltagsgebrauch stellt sich nach einigen Tagen mit dem Blackberry Q10 die Frage der Fragen: warum eigentlich bauen die Kanadier ihrem Smartphone noch eine Tastatur ein? Im Vergleich zum Touchscreen des Blackberry Z10 und anderen Smartphones ohne Tastatur ist der einzige Vorteil, dass man unter dem Tisch schnell eine SMS schreiben kann. Ansonsten erweist sich die Tastatur im Alltag als wesentlich langsamer, dazu sind die Tasten zum Senden und zum Löschen dermaßen nah beieinander, dass die Nachricht häufig abgeschickt wird, wenn man eigentlich nur einen Tippfehler korrigieren wollte. Wer lange auf den "0"-Knopf drückt, startet die Sprachsteuerung des Telefons. Mit ihr können auch Texte diktiert werden. Das klappt überraschend gut, sorgt aber auch für lustige Ergebnisse. Wer herzhaft flucht, zaubert eine Reihe von Zensursternchen auf das Display — im Blackberry Club hat man sich gepflegt auszudrücken.

Fazit: Ein solides Produkt mit einem soliden Problem

Mit dem Q10 hat Blackberry ein wirklich gutes Telefon abgeliefert. Die Hardware ist konkurrenzfähig, das neue Betriebssystem Blackberry 10 braucht sich nicht hinter Android oder IOS zu verstecken. Der nützliche Nachrichten-Hub macht das Q10 zu einem wahren Nachrichtenjunkie. Hat man es einmal eingerichtet, blinkt und summt es regelmäßig, die Verwaltung der eingehenden Nachrichten ist eine der großen Stärken des Geräts. Für Menschen, die viel unterwegs sind und viele Nachrichten erhalten und verschicken ist es eine gute Wahl. Dazu kommt eine umfangreiche Auswahl an Programmen in der Blackberry World. Bei einem Preis von rund 500 Euro ist es auch nicht wesentlich teurer als vergleichbare Telefone.

Doch das Q10 hat einen Haken: Dass für den Konfigurationsprozess der E-Mailkonten teilweise Passwörter an Server in Kanada übertragen werden, ist bedenklich. In einer Stellungnahme gegenüber heise security sprach Blackberry davon, dass die Passwörter nicht gespeichert würden und dieser Schritt durch die allgemeinen Geschäftsbedingungen abgesegnet sei. Nachvollziehbarer wird er dadurch alerdings nicht. Nach Abschluss des Tests haben wir jedenfalls alle fraglichen Passwörter geändert. Ein deutlicher Hinweis, dass bei der Nutzung des Einrichtungsassistenten sensible Daten übertragen werden, wäre hilfreich.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes hieß es versehentlich, Passwörter würden gespeichert. Laut einer aktuelleren Stellungnahme des Unternehmens trifft dies nicht zu.