Samsung Ativ S im Test: Solides Smartphone mit Windows Phone 8 aber ohne eigene Akzente
Beinahe still und heimlich hat Smartphone-Riese Samsung mit dem Ativ S seinen Einstieg ins Windows Phone 8-Universum geliefert. Mit ihren Android-Telefonen liegen die Koreaner weltweit vorne. Aber können sie auch Windows?
Düsseldorf. Was macht ein Mobiltelefonhersteller, der Marktführer beim Verkauf von Android-Smartphones ist? Er erschließt neue Geschäftsfelder. So geschehen bei Samsung. Still und heimlich haben die Südkoreaner mit dem Ativ S ihren Einstieg in die Windows Phone 8-Oberklasse abgeliefert. Die Frage ist: Kann das graue Riesentelefon mit den Android-Geräten der Galaxy-Reihe und der Windows-Phone-Konkurrenz mithalten?
Die Hardware
Rein äußerlich erinnert das Ativ S in Form und Größe an die erfolgreichen Smartphones der Galaxy-Reihe. Auch beim Material bleibt sich Samsung mit dem gewohnten Plastik treu — das Ativ S erhält dazu eine leicht kratzeranfällige Aluminium-Optik. Doch trotz der wenig wertigen Materialien liegt das Gerät angenehm in der Hand, nichts knarzt oder knackt.
So wie beim Galaxy S3 hat Samsung ein 4,8 Zoll Amoled mit HD-Auflösung verbaut. Bei 1280 zu 720 Pixeln erfreut das Display mit leuchtenden Farben und guten Kontrasten. Im Inneren des Geräts arbeitet ein Zweikernprozessor von Qualcomm, getaktet auf 1,5 Gigaherz zusammen mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher. Das reicht für Windows Phone 8 locker aus. Lange Ladezeiten und Hänger gibt es keine.
16 Gigabyte Festspeicher bringt das Testgerät mit — ein Micro-SD-Steckplatz bietet Platz für bis zu 32 Gigabyte mehr. Der Strom kommt aus einem fast monströs großen Akku. 2300 Milliamperstunden fasst die Batterie und hält das Ativ S während der Testzeit für bis zu vier Tage in Betrieb.
In Sachen Verbindungstechnik hat Samsung dem Ativ S so ziemlich alles mitgegeben, was auf Lager war — bis auf LTE. Doch auch ohne den schnellen Funkstandard bleibt das Windows Phone zügig verbunden. Dafür sorgen Hspa+ mit bis zu 42 Mbps und ein Wi-Fi-Chip, der neben dem 2,4 Gigaherz-Band auch das 5 Ghz-Band abdeckt. Dazu kommen NFC und Bluetooth der dritten Generation.
Wenig überraschend ist das Ativ S dann auch noch ein gutes Telefon. Empfang und Sprachqualität lassen keine Wünsche offen. Lediglich der Lautsprecher klingt im Freisprechmodus ziemlich kraftlos.
Die mit acht Megapixeln auflösende Hauptkamera liefert bei Tageslicht anständige Bilder mit starken Farben und Kontrasten. Aufnahmen bei Nacht oder Dämmerung geraten weniger schön. Eine unangenehme Überraschung steckte unerreichbar hinter der Linsenabdeckung der Hauptkamera. Dort sorgte ein Fremdkörper für einen hässlichen schwarzen Fleck auf jedem Bild. Insgesamt wirkte die Kamera als ob sie leicht schief verbaut wäre.
Die Software
Wie üblich für Microsofts Windows Phone 8 lässt sich das Betriebssystem auch auf dem Ativ S gut personalisieren. Durch verschiedene Größeneinstellungen der Programmkacheln lässt sich in kurzer Zeit ein individueller Startbildschirm anpassen. Extraprogramme aus dem Marketplace ermöglichen den Zugriff auf Systemfunktionen direkt über den Startbildschirm. Und die Apps?
Rein zahlenmäßig kann Windows Phone 8 da noch immer nicht mit den Konkurrenten iOS und Android mithalten. Das Angebot im übersichtlich gestalteten Marketplace ist stellenweise noch recht dünn. Etliche Programme sind immer noch nicht auf dem neuesten Stand, viele von den anderen Plattformen bekannte Programme gibt es für Windows Phone (noch) nicht.
Dazu tut Samsung wenig, um dem Ativ S einen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken. Ein Messenger für Nachrichten zwischen Samsungtelefonen und eine „Now“ genannte App, die Nachrichten und Tweets aus der Umgebung anzeigt, dazu ein Tagebuch und eine ziemlich dürftige Bildbearbeitungssoftware — nicht gerade üppig. Konkurrent Nokia liefert bei seinen Windows Phones Navigationssoftware und Musikdienste gratis mit.
Fazit
Handwerklich ist am Ativ S eigentlich nichts auszusetzen — im Gegenteil. Die Verarbeitung ist weitgehend gut (von der Kamera abgesehen), es liegt gut in der Hand und fühlt sich angenehm an. Der Bildschirm und die Akkuleistung sind absolute Spitze. Die vorhandenen Programme laufen flott, der Speicher reicht aus und lässt sich per SD-Karte oder Sky Drive noch erweitern. Kurz: Was das Ativ S macht, macht es gut.
Und hier liegt auch die Schwäche von Samsungs Windows-Flaggschiff. Es hat kein Alleinstellungsmerkmal. Wäre da nicht der silberne Samsung-Schriftzug könnte man meinen, ein beliebiges Windows Phone in der Hand zu halten. Die Konkurrenten HTC und Nokia haben da bei ihren Windows-Smartphones deutlich mehr eigene Akzente im Angebot.