Fakten & Fälschungen Fake News aus Bollywood: Spionage-Chip in indischen Geldscheinen

Neuland. Wahrscheinlich sitzt Narendra Modi in diesen Tagen abends erschöpft zu Hause, schlürft ein kühles Lassi und freut sich, dass der bevorzugte Falschnachrichten-Sender von US-Präsident Donald Trump lieber über Schweden als über Indien berichtet.

Der indische Premierminister Narendra Modi.

Foto: Saurabh Das

Seit mittlerweile drei Monaten kämpft Modi sowohl gegen falsche Nachrichten als auch gegen falsches Geld, seit er zum Jahreswechsel rund 23 Milliarden 500- und 1000-Rupien-Scheine aus dem Verkehr ziehen ließ (gute Zusammenfassung von n-tv: goo.gl/G6OmCd).

Der Nachsatz „und durch neue ersetzen“ trifft leider nicht so ganz zu. In Indien herrscht derzeit akuter Bargeld-Mangel. Die Times of India berichtete in dieser Woche von einem Jugendlichen, der aus einem Bankautomaten 8000 falsche Rupien (knapp 110 Euro) einer „Kinder-Bank von Indien“ gezogen hat (Bericht in englischer Sprache: goo.gl/2xeJpV). Eine der beliebtesten Falschnachrichten während der Umstellungsphase war: Es komme ein 2000-Rupien-Schein mit einem GPS-Chip, der es Behörden erlaube, das Geld zu orten — bis zu 120 Meter unter der Erde (Quelle in englischer Sprache: goo.gl/ASQRTo), was am Ende die indische Notenbank zu einem Dementi zwang: Einen solchen Schein und eine solche Technologie gebe es nicht.

2017 könnte laut Beobachtern mit fünf Provinz- und zwei Präsidentenwahlen Indiens bislang schlimmstes Fake-News-Jahr werden. Das Problem in Indien ist, dass Falschnachrichten vor allem über den Direktnachrichten-Dienst der Facebook-Tochter „WhatsApp“ verbreitet werden. Laut Financial Times hat WhatsApp in Indien monatlich 160 Millionen aktive Nutzer (Bericht in englischer Sprache: goo.gl/VrhaVX). Im vergangenen September gratulierte vermeintlich Barack Obama mit millionenfacher Verbreitung per WhatsApp der indischen Armee und Modi zu „chirurgischen Schlägen“ gegen Pakistan (englischsprachige Quelle: goo.gl/cOfdKA). Um den Jahreswechsel drohte der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Asif wiederum Israel per Twitter nach zwei offenkundigen Falschnachrichten mit einem Nuklearschlag (Bericht in der „Zeit“: goo.gl/cNGcwr).

Der berühmteste Fall in Indien ist wahrscheinlich der des 52-jährigen Mohammad Akhlaq, der im September 2015 von einem Mob bei Dadri (Provinz Uttar Pradesh) totgeschlagen wurde, nachdem sich eine Behauptung des örtlichen Hindu-Tempels (laut Financial Times nach Polizei-Quellen via WhatsApp) verbreitet hatte, der Moslem habe eine Kuh (für Hindus ein heiliges Tier) geschlachtet und mit seiner Familie gegessen (siehe hier: goo.gl/5bta9L).