Eurovision Song Contest ESC17: So lief das 2. Halbfinale
Bulgarien, Niederlande, Österreich, Kroatien, Rumänien, Weissrussland, Ungarn, Israel, Norwegen und Dänemark komplettieren das große Finale des 62. Eurovision Song Contest am Samstag in Kiew.
Kiew. Im zweiten Halbfinale am Dienstag kämpften wieder 18 Länder um den Einzug ins Finale. Nach der Eröffnungsnummer, in der die Eurovisionssiegertitel "Euphoria", "Fairytale", "My No. 1" und "Rise Like A Phoenix" im ukrainisch folkloristischen Gewand vorgetragen wurden, hatte Serbien die ehrenvolle Aufgabe, den Wettbewerb zu eröffnen. "In Too Deep" war eine poppige Nummer, die sich allerdings nicht wirklich tief in den Gehörgang setzte.
Nathan Trent aus Österreich startete mit der 2. Sein fröhliches Liedchen "Running On Air" setzte er mit Schwiegersohn-Lächeln gekonnte in Szene und spielte mit Dr. Kamera. Auch gesangstechnisch gab es nichts auszusetzen. Da in diesem Halbfinale auch Deutschland mit abstimmen dürfte, war es spannend zu erfahren, ob es zu einem Weiterkommen und Punkte aus Deutschland reichte.
Jana Burčeska aus der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, beim ESC sehr schön mit FYROM abgekürzt, versuchte sich in einem schwarzen Glitter-Etwas. Gemäß ihres Pop-Songs "Dance Alone" war sie auch alleine auf der Bühne. Aber ob das reichen würde? Manchmal ist eben weniger nicht unbedingt mehr.
Claudia Faniello brachte mit "Breathlessly" auf der Startnummer für Malta eine bombastische Ballada, bei der Sie einem hautengen Kleid auf der Bühne stand und so zu einem echten Hingucker wurde. Und auch das Publikum war von dem begeistert. oder war es das dadurch, dass mit der Startnummer 5 der Publikumsliebling folgte.
Was im ersten Halbfinale Moldawien war, waren im zweiten Halbfinale Ilinca und Alex Florea aus Rumänien. sie lieferten einen fetzigen Ohrwurm aus einem Crossover von Hip Hop und Jodeln. Die Stimmung im Saal war phänomenal. Dieser Beitrag war der sicherste Anwärter auf einen Platz im Finale.
Ruhigere, aber perfekt sitzende Töne kamen aus den Niederlanden. eben noch an der Käsetheke stehend, schaffte es das Trio O'G3NE mit ihrem Lied "Lights And Shadows" in guter alter Wilson Philipps - Manier zu überzeugen, sowohl stimmlich als auch optisch.
Ungarn schickte mit Joci Pápai einen echten Roma ins Rennen, der in Romani und ungarisch sang. Sein "Origo" wurde durch orientalische Klänge und mit Feuerelementen zu einem Publikumsrenner. Finale dürfte ebenfalls erreicht werden.
Anja Nissen aus Dänemark, mit der Startnummer 8 ins Rennen gegangen, fragte sich in einem roten und engen Kleid, welches mit ihrer blonden Haarfarbe die dänischen Farben wiedergaben, wo sie sei, also "Where I am". Hatte sie noch in der dänischen Vorentscheidung Probleme damit, die Töne zu halten, so war dieser Auftritt sehr gut.
Der Rekordsieger Irland, schickte Brendan Murray mit dem Titel "Dying To Try" ins Rennen. eine kraftvol gesungene Ballade, die in einem Heißluftballon auf der Bühne gesungen wurde, warum auch immer? Allerdings stellte sich mehr die Frage, ob die Pulsadern sich von unten nach oben oder von rechts nach links aufgeschnitten werden müssen. ach ne, das wäre dann ja mehr "Trying To Die".
Valentina Monetta, die jetzt zum vierten Mal, beim ESC dabei ist, holte sich für ihren diesjährigen Beitrag für San Marino einen Duett-Partner. Wie auch bei den vorherigen drei Teilnahmen, stammte die 70er-Retro-Disconummer "Spirit Of The Night" aus der Feder von Ralph Siegel. Harmonisch aussehen ist etwas anderes, und das Lied selber, na ja, jedes Wort ist da überflüssig.
Jacques Houdek aus Kroatien lieferte mit dem Tiel "My Friend" ebenfalls einen Titel ab, der durchaus von Ralph Siegel hätte stammen können. Gleichzeitig sang er ihn mit zwei verschiedenen Stimmlagen, untermalt von Violinenklängen und dem mittlerweile Standard gewordenen Glitzerregen. Kitsch as Kitsch can. Aber stimmlich ohne Fehl und Tadel. Ein Finaleinzug wäre durchaus im machbaren.
JOWST feat. Aleksander Walmann lieferten mit "Grab The Moment" eine fantastische Elektropop-Nummer ab, die die Zuschauer mitriss. Der Moment wurde geschnappt.
Aus der Schweiz kam die Gruppe Timebelle, die ihr Glück mit "Apollo" versuchten. Das Lider der Rumänen wurde ursprünglich der Gruppe Timebelle angeboten, die sich aber dann gegen "Yodel It!" entschieden. Was hat aber die Sängerin geritten, in einem kanariengelben Kleid aufzutreten, das sehr an Tweety aus der Bugs Bunny Show erinnerte?
Mit Startnummer 14 ging Weißrussland mit der Gruppe Naviband ins Rennen. Trotz englischem Titel, wurde "Story Of My Life" auf folkloristische Weise in weißrussisch gesungen. Ihr Hey, Hey, Hai Ai Ai Ai Ai Hey Ho animierte das Publikum zum Mitklatschen und Mitsingen. Ein gutes Zeichen, wenn es dem Publikum gefällt.
Die Startnummer 15 gehörte einem der Topfavoriten auf den Gesamtsieg beim ESC 2017. Der erst 17jährige Kristian Kostow schmetterte fehlerfrei die Ballade "Beautiful Mess" ins Mikrofon. Ohne großen Firlefanz beherrschte der Bulgare das Lied und der Applaus gab ihm recht.
Im Vorfeld wurde das Lied aus Litauen, "Rain Of Revolution" der Gruppe Fusedmarc, als Anwärter auf den letzten Platz gehandelt. bei genauem Hinhören muss aber zugegeben werden, dass der Stil und der Vortrag zwar nicht schlecht, aber auch ein wenig durcheinander klingt. Also eher Confusedmarc (Wortspiel: confused (engl.) für durcheinander). Das würde auch schwer mit einer Finalteilnahme werden.
Im Anschluss trat das nächste Baltikum-Land auf: Die Esten Laura und Koit mit ihrem Lied "Verona". Das sowohl bei den Fans als auch beim Publikum viel umjubelte Lied, galt als einer der sicheren Kandidaten für das Finale, stimmlich war es aber beiden nicht der Glückstag.
Den Abschluss des Halbfinals bildete Imri aus Israel. "I Feel Alive" war eine absolut perfekt gesungene und choreographierte Tanznunmer, die alle im Saal zum Kochen brachte. Und dann zum Abschluss noch ein leckeres Kerlchen auf der Bühne. gut, dass im Anschluss die Zuschauer anzurufen hatten, damit der Saal sich abkühlen konnte.
Nach dem Pausenact der Apache Crew mit der Tanznunmer "The Children's Courtyard" folgte dann die Bekanntgabe der Finalisten wieder in loser Reihenfolge: der Bulgare schaffte locker den Finaleinzug, eine Überraschung war das nicht, ebensowenig die Weißrussen. Der Kroate konnte das Publikum mit seiner Stimmengewalt überzeugen, ebenso der Ungar. Dänemark war da schon eher eine Überraschung, geht aber stimmlich völlig in Ordnung.
Der Jubel war groß, als dann Israels Finaleinzug verkündet wurde. Und der Jubel ging gleich weiter, denn auch die Publikumslieblinge aus Rumänien kamen weiter. Norwegen wurde auch als leichte Überraschung gesehen, aber die starke Performance sorgte dafür, dass ein drittes skandinavisches Land das Finale erreichte. Die drei Niederländerinnen dürften ebenfalls jubeln, auch sie kamen weiter.
Nun standen 25 Finalisten fest, ein Land sollte sich noch hinzugesellen. Waren es die sympathischen Esten oder gar die Litauer, deren Einzug ins Finale einer Sensation gleichkommen würde? Der letzte Finalist des Abends wurde verkündet und die Alpenrepublik Österreich schaffte den Sprung ins Finale. Somit kam das Aus für einen hochgehendem es Favoriten und für die Publikumslieblinge aus Estland.