ESC17 ESC: So lief das 1. Halbfinale
Erwartete und unerwartete Ergebnisse beim 1. Semifinale des Eurovision Song Contest.
Kiew. Der erste Teil des Eurovision Song Contest 2017, das erste Halbfinale, wurde am Dienstag in Kiew durch die drei Moderatoren Wolodomyr Ostaptschuk, Oleksandr Skitschko und Timur Miroschnytschenko eröffnet. Zum ersten Mal in der Geschichte wird der ESC von einem reinen Männertrio moderiert. Das Gegenstück mit drei weiblichen Moderatoren gab es beim ESC in Wien 2015. Zumindest bei der Moderation wurde damit das Motto des Eurovision Contest 2017, "Celebrate Diversity" (dtsch.: Vielfalt feiern) nicht eingehalten.
Nach der Eröffnung startete das erste Halbfinale mit dem Auftritt des Gastgeberlandes des Vorjahres, Schweden. Robin Bengtssons "I Can't Go On" wurde wie bei der nationalen Vorentscheidung in Schweden mit einem Backstageauftritt begonnen, bevor die Bühne für die restlichen Minuten zu seinem Trimm-dich-Programm wurde, denn zusammen mit seinen vier Backgroundsängern wurde der Beitrag auf einem Laufband vorgetragen, er konnte also nicht mehr weitergehen. Stimmlich hatte Robin so seine Probleme, was seine Backgroundsänger aber auffangen konnten.
Tamara Gatschetschildse aus Georgien folgte mit der Startnummer 2. Ihr "Keep The Faith" erinnerte in Teilen an den Siegersong 2014 von Conchita Wurst, und auch hier dürfte durchaus die Vermutung geäußert werden, welchem James Bond Film dieses Lied als Titelsong unterstützen soll. Leider wurde der Beitrag nur dadurch zu einem Hingucker, dass die Sängerin in ein viel zu enges Kleid gesteckt wurde. Auch ihre Frisur erinnerte mehr an Tingel-Tangel-Bob aus der Comic-Serie "Die Simpsons".
Auf die Georgierin folgte der erst 17 Jahre alte Isaiah aus Australien. "Don't Come Easy" war der dritte Beitrag Australiens seit dem Debüt in Wien 2015. Stimmlich nicht ganz auf der Höhe konnte der smarte Isaiah das Publikum in der Halle überzeugen.
Der nächste stimmliche Reinfall gelang im Anschluss Lindita Halimi. Ihr mehr gekreischtes als gesungenes "World" sorgte für einige Ohrenschmerzen in den Sitzreihen. Da half auch das mit silbernen Pailletten besetzte enge weiße Kleid nichts. Schönheit ist nicht alles.
Im Vorfeld sehr hoch gehandelt wurde die Belgierin Blanche. "City Lights", ein eingängiges Popliedchen, galt als ein heißer Kandidat auf den Siegerkranz. Wie aber auch schon in den Proben blieb Blanche blass und wirkte lustlos, als sie dieses Lied vortrug. Und was bitte sollten diese komischen Armbewegungen?
Schrill, aber nicht besser gesungen, war der Beitrag Montenegros. da saß absolut gar nichts, weder die Frisur, die als Hingucker einen meterlangen Haarzopf hatte, der wie ein Lasso über die Bühne geschwungen wurde. Dazu Slavkos lasziven Tanzbewegungen, die zwar das überwiegend schwule Publikum in Ekstase versetzten. Aufgrund des dünnen Stimmchens, verblasste die Disco-Nummer "Space" sehr schnell.
Im Anschluss daran gab es Gänsehautalarm. Hervorgerufen durch das finnische Duo Norma John, eine Anlehnung auf Marilyn Monroe , die bürgerlich Norma Jean Baker hieß, und John F. Kennedy. Sehr düster inszeniert und mit viel Gefühl in der Stimme, sorgte das Lied "Blackbird" für Szenenapplaus und am Ende für tosenden Beifall.
Dihaj aus Aserbaidschan legte einen perfekt inszenierten Auftritt hin. mit einem Pferd auf der Leiter, bei anderen stehen sie auf dem Flur, sang sie "Skeletons". Stimmlich auf der Höhe und auch optisch sehr ansprechend, durfte davon ausgegangen werden, dass Aserbaidschan auch bei seiner zehnten Teilnahme wieder das Finale erreichen wird.
Ruhige Töne aus Portugal auf Startplatz 10: Salvador Sobral sang sein "Amar Pelos Dois", welches von seiner Schwester geschrieben und während der Proben auch von ihr gesungen wurde. Neben Italien als Favorit gehandelt, spaltet dieser Song die Lager. Während die einen die Fado-Nummer für zeitlos halten, sind die anderen der. Meinung, dass die Fado-Nummer einfach nur fade und nicht mehr zeitgemäß ist. hinzu kommen Salvadors für den Fernsehzuschauer komisch anzuschauenden krankheitsbedingten Verrenkungen. Das Publikum in der Halle feierte den Beitrag mit frenetischen "Portugal, Portugal"-Rufen.
Ein stimmlicher Reinfall war den Griechen gelungen. Die Sängerin Demy krächzte bei "This Is Love" die Töne mehr, als dass sie sie sang. Optisch ein Hingucker, gesanglich ein Weghörer. aber Griechenland konnte sich fast immer auf seine Landsleute in Europa verlassen.
Die Chance für Kasia Moś aus Polen war nach den bisherigen Darbietungen sehr groß, mit einer perfekten Leistung weiter zu kommen, hatten die anderen doch stimmlich nicht überzeugen können. Und sie schaffte es auch, ihre Ballade "Flashlight" ohne stimmliche Patzer vorzutragen.
Moldawien mit der Startnummer 12 schickte nach 2010 wieder die Gruppe Sunstroke Project ins Rennen. Ihr "Hey Mamma" und die gut ausgeklügelte Chireographie brachten die Halle zum Beben. die flotte Partynummer machte Laune und viel Spaß.
Im Jubel um den moldawischen Beitrag ging der kühl inszenierte Beitrag der Isländerin Svala komplett unter. Ihren moderner Titel "Paper" trug sie in einem hautengen weißen Kostüm mit einer absoluten Professionalität vor. Stimmlich kein Unterschied, ob live gesungen oder Studioqualität.
Im Gegensatz dazu sang die Tschechin Martina Bárta ihren Beitrag "My Turn" in einem goldenen Anzug, der an eine Rettungsdecke aus dem Verbandskasten erinnerte. Und auch stimmlich hatte sie der vor ihr singenden Svala nichts entgegen zu setzen.
Zum Glück für Griechenland wurde Zypern in dieses Halbfinale gelost. Hovig sang den Titel "Gravity" aus der Feder von Thomas G:sson, aus dessen Feder der Siegertitel des ESC 2012 "Euphoria" von Lereen stammte. Hovig, ein optischer Leckerbissen für die Zuschauer, zeigte bei seiner Performance keinerlei Schwächen und meisterte seinen Auftritt mit Bravour.
Auch Artsvik aus Armenien, die den orientalisch angehauchten flotten Song "Fly With Me" darbot, wusste dieses Lied mit einer Mischung aus Tanz und Flammenfontänen zu unterstützen. Hierfür erhielt Sie von den Zuschauern großen Beifall.
Omar Naber aus Slowenien nahm bereits im Jahre 2005 für Slowenien teil. Mit "Stop" scheiterte er bereits im Halbfinale. In diesem Jahr versuchte er es mit einer Musical-Nummer. Sein "On My Way" sollte ihn auf den Weg ins Finale bringen. stimmlich war der Auftritt nicht zu beanstanden.
Der letzte Startplatz im ersten Halbfinale wurde der lettischen Formation Triana Park zugelost. Deren Elektropopsong "Line" wurden aufgrund einer bunten Bühnenshow und einer stimmlich gut aufgelegten Sängerin sehr gute Chancen eingeräumt.
Nach dem Schnelldurchgang waren die Fernsehzuschauer aufgefordert, für ihren Favoriten anzurufen. Während der Auszählung sang die Vorjahressiegerin Jamala ihren Siegertitel "1944" in einer Sinfonieversion und kurze Zeit später einen neuen Titel.
Die Spannung stieg, als dann die virtuellen Umschläge geöffnet wurden, mit denen dann die zehn Teilnehmer am großen Finale bekanntgegeben wurden. Keine Überraschung am Anfang: Moldawien und Aserbaidschan waren durch die Auftritte allein schon gesetzt. Griechenland war allerdings schon die erste Überraschung, allerdings haben hier wohl die Landsleute das "Ding geritzt".
Schweden und Portugal waren die wieder keine Überraschung mehr, eher Polen, aber auch hier war auf die große Diaspora Verlass. Armenien zeigte eine gute Leistung und wurde mit dem Einzug ins Finale belohnt, was ebenfalls über Zyperns Einzug gesagt werden musste. Auch die Bekanntgabe Australiens war nicht wirklich eine Überraschung. Somit waren neun Tickets vergeben. Das Hallenpublikum war sich sicher, dass die Gänsehautballade der Finnen den letzten Platz im Finale ergattern würden. Aber weder Norma John noch die starke Isländerin schafften es, statt dessen überraschte der belgische Song.