Kiew richtet ESC 2017 aus

Kiew (dpa) - Nach wochenlangem Tauziehen um den Austragungsort des Eurovision Song Contest 2017 hat sich die ukrainische Hauptstadt Kiew gegen zwei Mitbewerber aus der früheren Sowjetrepublik durchgesetzt.

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Finanzielle Garantien hätten den Ausschlag für Kiew gegeben, sagte Kulturminister Jewgeni Nischtschuk am Freitag.

Bei der Abstimmung des Organisationskomitees setzte sich Kiew bei einer Enthaltung mit 19 zu 2 Stimmen gegen die Hafenstadt Odessa und die Industriemetropole Dnipro durch.

Beim diesjährigen ESC in Stockholm hatte die ukrainische Sängerin Jamala mit ihrem Song „1944“ gewonnen. Deshalb findet der nächste Wettbewerb 2017 in der Ukraine statt. Die Entscheidung für einen Austragungsort hatte sich seit Anfang August verzögert, weil hinter den Kulissen des krisengeschüttelten Landes ein erbitterter politischer Streit zwischen den Bewerbern ausgebrochen war.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko versprach, den beliebten Gesangswettbewerb auf höchstem Niveau zu organisieren. „Die Hauptstadt ist für Veranstaltungen dieses Kalibers objektiv der am besten vorbereitete und geeignete Ort“, teilte der 45-jährige Ex-Boxweltmeister mit. Die Dreimillionenstadt Kiew hatte den ESC schon 2005 gestemmt. Damals war die Ukraine nach dem Sieg von Ruslana („Wild Dances“) erstmals Gastgeberin von Europas größter Musikshow. Klitschko verwies auf die positiven Erfahrungen von damals sowie von der Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2012.

„Veranstaltungsort wird das Internationale Ausstellungszentrum MWZ am linken Ufer (des Flusses Dnipro)“, sagte der Chef des Staatsfernsehens, Surab Alassanija. Nach offiziellen Angaben bietet das Gelände Platz für bis zu 14 000 Menschen. Kiew verfügt über zwei internationale Flughäfen, ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz und mehr als 250 Hotels mit Platz für rund 23 000 Gäste. Die Regierung will in den ESC umgerechnet rund 40 Millionen Euro investieren.

Von einer „Farce“ schrieb Boris Filatow, Bürgermeister von Dnipro, bei Facebook. Von Anfang an sei klar gewesen, dass „die Finanzströme niemals den Regionalhauptstädten gegeben werden.“ Trotz einer angekündigten Dezentralisierung mit mehr Vollmachten für die Regionen gehen nach wie vor mehr als 80 Prozent der Steuereinnahmen nach Kiew.

Enttäuscht gab sich auch der Gouverneur des Gebietes Odessa, Michail Saakaschwili. Die Entscheidung für Kiew sei ein weiteres Beispiel für Lügen und verfehlte Politik. „Alle Illusionen sind dahin, und ich bin sicher, dass für die Errichtung des ukrainischen Staates neue Ansätze und andere Leute nötig sind“, kritisierte er.

Ministerpräsident Wladimir Groisman und Präsident Petro Poroschenko gratulierten Kiew. Angesichts einer Wirtschaftskrise und des blutigen Konfliktes mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes hofft die prowestliche Führung um Poroschenko auch darauf, mit dem ESC das Image der Ex-Sowjetrepublik aufzubessern. In dem Konflikt sind nach UN-Schätzungen seit April 2014 fast 10 000 Menschen getötet worden.